Aktive Bürgerschaft Für eine bessere europäische Gesellschaft Vorwort Was macht einen aktiven Bürger aus ? Es ist nicht einfach , dafür Regeln aufzustellen oder Anleitungen zu geben , aber ich bin sicher , die meisten Leser würden einen aktiven Bürger erkennen , wenn sie ihm begegnen ! Aktive Bürgerschaft fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt . Ohne sie kann Demokratie nicht funktionieren , da wirkliche Demokratie mehr ist als ein Kreuz auf dem Stimmzettel zu machen . Die Arbeit des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses fußt auf dem Prinzip der partizipativen Demokratie , die die repräsentative Demokratie auf der Grundlage eines ständigen Dialogs zwischen Zivilgesellschaft und Entscheidungsträgern ergänzt . Partizipative Demokratie braucht definitionsgemäß Menschen , die sich engagieren , die eine aktive Rolle übernehmen – an ihrem Arbeitsplatz zum Beispiel , in einer politischen Organisation oder durch ihre Unterstützung für eine gute Sache . Das Betätigungsfeld ist dabei nicht entscheidend . Worauf es ankommt ist das Engagement für das Gemeinwohl . Der EWSA ermutigt aktive Bürgerschaft durch fortlaufende Kontakte , Konsultationen und den Austausch mit einem breiten Spektrum von Interessenvertretern und Organisationen auf allen Ebenen , die man zusammenfassend auch als „ organisierte Zivilgesellschaft “ bezeichnet . Dies bewirkt eine Stärkung der Bürgerinnen und Bürger , insbesondere wenn sie sich organisieren und ihrer Meinung gemeinsam Ausdruck verleihen wollen . Partizipative Demokratie stellt die öffentliche Debatte über die europäische Integration und andere politische Themen auf eine breitere Grundlage und ermutigt mehr Menschen , sich aktiv am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen . Als institutioneller Rahmen bietet der EWSA den Bürgern und ihren Organisationen die Möglichkeit , sich Gehör zu verschaffen und europäische Politik aktiv mitzugestalten . Durch Förderung der Kommunikation zwischen der EU , den Bürgern und ihren Interessenvertretungen informiert der EWSA Menschen über die Entscheidungen , die sich auf ihr Leben auswirken , und befähigt sie , auf der geeigneten Ebene zu handeln und zu reagieren . Der Ausschuss bringt die EU näher zu den Bürgern , stärkt ihre Transparenz und verschafft ihr größere demokratische Legitimität . Wenn wir von aktiver Bürgerschaft sprechen , geht es letzten Endes immer um die Solidarität mit anderen Menschen – darum , der Gesellschaft etwas zurückzugeben , Barrieren zu beseitigen und zu zeigen , dass Europas 500 Millionen Bürger aufeinander angewiesen sind , und dass wir das , was wir für andere tun , auch für uns selbst tun . Freiwilligentätigkeit ist ein wichtiges Element aktiver Bürgerschaft , das den Freiwilligen ebenso viel nützt wie denen , die sie unterstützen . Auch die Europäische Kommission betonte : „ In einigen Ländern wird der Sektor zunehmend als Instrument zur Bewältigung von Problemen oder zur Erbringung von Diensten gesehen , die der Staat nicht mehr leisten kann . “ Diese Tendenz wird in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise , die zu einer Steigerung der Nachfrage nach solchen Diensten führt , zunehmen . Freiwilligentätigkeit sollte jedoch nicht an die Stelle bezahlter Arbeit treten . Junge Menschen müssen einen erstrebenswerten Platz in der Gesellschaft finden ; jedwede Form aktiver Bürgerschaft kann den Weg dazu bereiten . Vor dem Hintergrund des jüngsten Anstiegs der Arbeitslosigkeit auf über 20 % ist das Leben für junge Menschen in vielen EU-Mitgliedstaaten derzeit nicht einfach . Jugendliche ohne Arbeit fühlen sich allzu leicht entfremdet und von der Gesellschaft ausgeschlossen . Durch freiwilliges Engagement als wichtiges Element aktiver Bürgerschaft können sie sich am gesellschaftlichen Leben beteiligen und einen konstruktiven Beitrag leisten , während sie zugleich neue Fertigkeiten erwerben und Erfahrungen machen , die ihre Beschäftigungsfähigkeit langfristig verbessern . Es gibt die unterschiedlichsten Formen aktiver Bürgerschaft . Dieses Buch beschreibt die vielfältigen Aktivitäten von EWSA-Mitgliedern in Beruf , Politik und Freiwilligentätigkeit . Es könnte seine Leser dazu anregen , sich an einigen der geschilderten Beispiele zu orientieren und eigene Aktivitäten zu entwickeln , um einen Beitrag zur europäischen Gesellschaft zu leisten . Wir möchten das Vermächtnis des Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit 2011 fördern und die Umsetzung der politischen Ziele in Bezug auf die Freiwilligentätigkeit in Europa weiterhin unterstützen , zum Beispiel durch eine Europäische Charta der Rechte und Pflichten von Freiwilligen . Wir sind entschlossen , unsere Arbeit zur aktiven Bürgerschaft während des Europäischen Jahres der Bürgerinnen und Bürger 2013 weiterzuführen . Aktive Bürgerschaft ist die kraftvollste Quelle erneuerbarer menschlicher Energie , die das Leben der Menschen spürbar verbessern kann . Wir hoffen , dass die Beispiele in diesem Buch als Anregung dienen , eine eigene Rolle als aktive Bürgerin und aktiver Bürger zu finden . Staffan Nilsson Präsident des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses März 2012 Aktive Bürgerschaft für eine bessere europäische Gesellschaft Anna Maria mit einigen Kindern aus einem der Morgen-Tränen-Projekt Aktive Bürgerschaft ist ein weit gefasster , schwer zu definierender Begriff , und doch von großer Bedeutung für das Wohl der Gesellschaft und ihrer Bürger . Wenn sie gefragt werden , sagen viele Menschen , dass es darum gehe , „ etwas zurückzugeben “ , zu erkennen , dass wir alle aufeinander angewiesen sind und dass wir durch einen positiven Beitrag zur Richtung , die die Gesellschaft einschlägt , nicht nur uns selbst , sondern auch anderen Menschen helfen . In einer demokratischen Gesellschaft hat jeder Einzelne und jede Gruppe das Recht auf Teilnahme an demokratischen Praktiken und Institutionen . Dies deutet auf eine Pflicht hin , niemanden auszuschließen . Nun könnte man meinen , dass es bei der aktiven Bürgerschaft in erster Linie um eine gleichmäßige Verteilung von Rechten und Pflichten geht . Während Rechte jedoch schriftlich festgelegt werden können , lassen sich Pflichten hingegen schwerer fassen . Eine Liste der Aktivitäten , die man der Kategorie „ aktive Bürgerschaft “ zurechnen könnte , würde sehr umfangreich ausfallen – in ihrer Gesamtheit bilden sie das , was eine gesunde , partizipative Demokratie ausmacht . Zu diesen Aktivitäten zählen die Ausübung des aktiven und passiven Wahlrechts , Lehren und Lernen , Spenden für einen guten Zweck , Recycling und Schutz der Umwelt , Durchführung von Kampagnen und Freiwilligentätigkeit . All diese Aktivitäten können in beruflichem , politischem oder persönlichem Zusammenhang stattfinden – sei es auf internationaler Ebene oder auch nur im nachbarschaftlichen Zusammenleben . Eins ist jedoch gewiss : bürgerschaftliches Engagement ist für die Gesellschaft auf allen Ebenen und aus vielerlei Gründen unverzichtbar – mit entsprechendem Nutzen für Politik , Gesellschaft , Kultur und den einzelnen Bürger , um nur einige Beispiele zu nennen . Für die Aufgaben des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses ( EWSA ) ist bürgerschaftliches Engagement von zentraler Bedeutung . In diesem Buch berichten 24 EWSA-Mitglieder über ihren Beitrag als Geschäftsleute und Gewerkschafter , Aktivisten und Freiwillige , und ermöglichen dabei einen faszinierenden Einblick in die unterschiedlichsten Interessen und persönlichen Prioritäten . Allen gemeinsam ist ein Gefühl der Solidarität ihren Mitmenschen gegenüber und die Sorge um deren Wohlergehen . Das , was eine Gesellschaft zusammenhält Aktive Bürgerschaft sorgt für den Zusammenhalt einer Gesellschaft , denn wenn alle sich lediglich auf ihre Arbeit und die Bestreitung des Lebensunterhalts konzentrierten sowie auf die Durchsetzung ihrer eigenen Interessen , dann fiele die Gesellschaft auseinander . Bürgerschaftliches Engagement bringt Menschen verschiedener Generationen und unterschiedlicher Herkunft zusammen und schafft eine Solidarität , die – im Hinblick auf die von Jahr zu Jahr steigende Lebenserwartung – für das langfristige Wohl der europäischen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt . Daher kann aktive Bürgerschaft auch als Grundkompetenz gelten , denn sie umfasst ein Bewusstsein für das , was um uns herum geschieht , die Aneignung von Wissen , das für die Bildung eines sachkundigen Urteils nötig ist , sowie die Fähigkeiten und den Mut , einzeln oder gemeinsam angemessen zu reagieren . Aktive Bürgerschaft vertritt die Überzeugung , dass jeder und jede Einzelne in der Gemeinschaft , in der er oder sie lebt , etwas verändern kann – sei es auf lokaler , nationaler oder globaler Ebene . Echte aktive Bürgerschaft wird durch eine Reihe von Grundwerten unterstützt , so etwa Achtung der Rechtsstaatlichkeit , Demokratie , Gerechtigkeit , Toleranz und Aufgeschlossenheit sowie Achtung der Rechte und Freiheiten anderer . Folglich leistet aktive Bürgerschaft einen wertvollen Beitrag zur Förderung des sozialen Zusammenhalts . In seiner Stellungnahme zum Thema „ Integration und Sozialagenda “ von 2010 weist der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss darauf hin , wie durch stärkere Einbeziehung von Zuwanderern in das gesellschaftliche , kulturelle und politische Leben – also durch Förderung ihres bürgerschaftlichen Engagements – ihre Eingliederung beschleunigt werden kann . Aber es sind nicht nur Menschen aus unterschiedlichen ethnischen Gemeinschaften , die in der aktiven Bürgerschaft eine gemeinsame Grundlage finden können . Bürgerengagement leistet auch einen Beitrag zur Überwindung von Unterschieden und Missverständnissen und zum Aufbau von Solidarität zwischen Reichen und Armen , Starken und Schwachen , Menschen unterschiedlicher sozialer Herkunft und vor allem zwischen den Generationen . Soziales Bewusstsein von klein auf Der EWSA hat stets betont , dass aktive Bürgerschaft die gesellschaftliche Integration von Kindern und Jugendlichen unterstützen und ihnen das Gefühl vermitteln kann , ein Teil der Gemeinschaft zu sein . Der Ausschuss hat daher konkrete Vorschläge für eine Stärkung der Beziehungen zwischen der organisierten Zivilgesellschaft und den Schulen unterbreitet . In seiner Stellungnahme zum Thema „ Freiwillige Aktivitäten , ihre Rolle in der europäischen Gesellschaft und ihre Auswirkungen “ fordert der EWSA : „ In der Primärbildung muss daher der pädagogischen Tätigkeit , die auf die Entwicklung des sozialen Bewusstseins und die Teilhabe an der Lösung sozialer Fragen von allgemeinem Interesse abzielt , breiterer Raum gegeben werden . So könnten praktische Tätigkeiten als Option für Jugendliche angeboten werden , um sie zu einer wichtigen , sinnvollen Beschäftigung zu ermuntern . “ Die Schule ist ein wichtiger Ort , an dem bürgerschaftliches Engagement erlernt werden kann , aber ebenso wichtig für die Förderung der sozialen Solidarität ist die Bildung , die die Jugendlichen zuhause genießen . In seiner Stellungnahme von 2011 zur Initiative „ Jugend in Bewegung “ bekräftigt der Ausschuss die Notwendigkeit von „ Instrumenten zur Förderung der sozialen Teilhabe junger Menschen “ . In diesem Zusammenhang ist der EWSA selbst aktiv geworden – seit 2010 organisiert er die Veranstaltung „ Deine Meinung für Europa “ . Jedes Jahr lädt der EWSA 100 Schüler und Lehrer aus der ganzen EU nach Brüssel zu einem Jugendplenum ein . Die Schüler erfahren nicht nur , wie man Politik macht und seine Position vertritt , sondern lernen auch Altersgenossen aus anderen europäischen Ländern kennen ; dies fördert das gegenseitige Verständnis und trägt zur Vertiefung des Gemeinschaftsgefühls bei . „ Wir müssen die aktive Bürgerschaft und insbesondere die Freiwilligentätigkeit von Kindesbeinen an als selbstverständlichen Bestandteil unseres Lebens fördern . Gute Gewohnheiten in diesem Sinne bei jungen Menschen zu unterstützen , ist ganz wichtig “ , erklärt Pavel Trantina aus der Tschechischen Republik als Berichterstatter der Stellungnahme . Der EWSA hat bereits darauf hingewiesen , dass aktive Bürgerschaft das „ Sozialkapital “ sowohl von Einzelpersonen als auch von Gemeinschaften stärkt , und zwar durch den Aufbau sozialer Netzwerke , durch Kontakte und gegenseitiges Vertrauen und durch ihren Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung . Partizipation und Engagement in eigener Sache Die EU ist eine parlamentarische Demokratie , in der die Bürger ihre Vertreter für das Europäische Parlament wählen . Wie Dana Štechová aus der Tschechischen Republik betont , bedeutet aktive Bürgerschaft jedoch mehr , als nur alle paar Jahre seine Stimme abzugeben . Der ESWA verkörpert ein anderes , aber ganz ähnliches und ebenso wichtiges Modell , nämlich das einer partizipativen Demokratie , die die Menschen dazu ermutigt , in eigener Sache aktiv zu werden . „ Partizipative Demokratie ist eine Aufgabe , die nie abgeschlossen sein wird “ , meint Štechová in ihrem Interview . „ Es kommt darauf an , jenen Kräften Einhalt zu gebieten , die sich zu viel Macht aneignen wollen , häufig auf Kosten der schwächsten Glieder der Gesellschaft und im Widerspruch zu den europäischen Werten . Manchmal sollten wir uns die Grundprinzipien der EU stärker ins Bewusstsein rufen : Frieden , Solidarität , soziale Gerechtigkeit und ein Leben in Würde . Dies mögen große Worte sein , aber dennoch glaube ich an sie . Man sollte sich dieser Prinzipien ständig erinnern und sie immer wachsam verteidigen . “ Eine gut funktionierende partizipative Demokratie ist keine Einbahnstraße . Sie lebt von dem , was jeder Einzelne , was Gruppen und Organisationen in sie einbringen , und im Gegenzug ermutigt und befähigt sie Menschen dann dazu , sich aktiv zu beteiligen , wenn sie merken , dass sie etwas bewegen können . Durch ihren andauernden Dialog mit der Zivilgesellschaft helfen die EWSA-Mitglieder Bürgerinnen und Bürgern , mehr über die sie betreffenden Entscheidungen zu erfahren , während sie deren Meinungen und Reaktionen an die Entscheidungsträger in der EU weiterleiten . Der Ausschuss hat sich dem Dialog mit dem Bürger verschrieben ; er dient sozusagen als Brücke zwischen der EU und der Zivilgesellschaft . Wenn man sich als Bürger engagiert , bedeutet das nicht , dass man sich fügen oder den herrschenden Verhältnissen anpassen sollte . Vielfach ist es eher so , dass aktive Bürger mithilfe demokratischer Verfahren die geltenden Regeln infrage stellen . Georgios Dassis aus Griechenland weist darauf hin , wie Gewerkschafter jahrelang für bessere Arbeitsbedingungen auf die Straße gegangen sind , und in Erinnerung an seine eigenen Erfahrungen als Opfer eines undemokratischen Regimes warnt er außerdem indirekt vor der Gefahr , die Rechte und Freiheiten , die als etwas Selbstverständliches angesehen werden , nicht genügend zu verteidigen . Die Ebene wechseln Unsere Gesellschaft unterliegt allerdings einem rasanten Wandel . Die Auswirkungen des Binnenmarktes und einer größeren Mobilität führen zum Zusammenbruch von Gemeinschaften , und Menschen haben oft nicht mehr das Gefühl , ihr eigenes Umfeld gestalten zu können . Auf europäischer Ebene registrieren wir eine wachsende Skepsis der Öffentlichkeit gegenüber Europa , deren zersetzende Kraft durch die Finanzkrise oder – schlimmer noch – durch das Gespenst des Nationalismus noch verstärkt wird . Dies bestätigt , wie wichtig es ist , die Politik mithilfe eines Bottom-up-Konzepts zu ändern , das Bürger aktiv einbezieht und ihnen das Gefühl der Eigenverantwortung vermittelt . Henri Malosse aus Frankreich und die Österreicherin Anne-Marie Sigmund weisen auf die Notwendigkeit hin , einen aktiven europäischen Bürgersinn zu entwickeln . Sigmund glaubt , dass die Europäische Bürgerinitiative – die auf Seite [ 54 ] näher beschrieben wird – ein Instrument sein könnte , grenzübergreifende Maßnahmen und grenzüberschreitende Teilhabe zu fördern . In ihrer Stellungnahme zum Thema „ Unionsbürgerschaft : Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Wahrnehmung und Wirkung “ weist der EWSA auf die Notwendigkeit zur Herausbildung einer starken europäischen Identität hin , die auf gemeinsamen Werten , dem Dialog sowie der Unterstützung von europäischen Bürgernetzwerken basiert . Der Ausschuss unterbreitet eine Reihe von Vorschlägen zur Förderung länderübergreifender Maßnahmen , wie etwa einen Europäischen Freiwilligendienst für junge Menschen und die Verbesserung von Konsultationsverfahren . Wie die Stellungnahme deutlich macht , sollte den Bürgern die EU nähergebracht werden , und sie sollten mehr über ihre Rechte in der EU erfahren . „ Die Unionsbürgerschaft sollte eine neue Perspektive eröffnen , hin zu mehr Rechten , größeren Freiheiten und mehr Verantwortung . “ Die Stellungnahme der EWSA zum EU-Aktionsprogramm Aktive Bürgerschaft weist darauf hin , wie wichtig es für die Bildung einer gemeinsamen europäischen Identität ist , aus der Geschichte zu lernen und sich die Erinnerung an die Vergangenheit zu bewahren . Hier kann Andrzej Adamczyk aus Polen ein Wort mitreden . Im Westen Europas hat die seit Jahrzehnten , wenn nicht Jahrhunderten gewohnte Ausübung demokratischer Rechte mittlerweile zu einer Gleichgültigkeit unter den Menschen geführt . In Ländern wie seinem sind diese Freiheiten jedoch noch verhältnismäßig neu , und er erinnert sich wie viele andere lebhaft an die Zeit , als eine aktive Beteiligung von Bürgern mit hohen Risiken verbunden sein konnte . Welche Rolle spielt die Freiwilligentätigkeit ? Der EWSA unterstreicht , dass „ freiwillige Tätigkeiten untrennbar mit aktiver Bürgerschaft verbunden sind ... Die Bürgerinnen und Bürger beteiligen sich am gesellschaftlichen Leben nicht allein durch politische Partizipation , sondern auch durch die gezielte Lösung gesellschaftlicher Probleme . Indem sie sich gesellschaftlich engagieren , können sie einen konkreten Gestaltungswillen in die Tat umsetzen . Es ist gerade diese Form der aktiven europäischen Bürgerschaft , die ein starkes Zugehörigkeitsgefühl der Bürger zum Gemeinwesen erzeugt . Freiwillige Aktivität kann daher als eines der besten Beispiele für Mitwirkung und somit als ein essenzieller Bestandteil , ja als Voraussetzung einer aktiven Bürgerschaft angesehen werden . “ In seiner Stellungnahme stellte der Ausschuss erstmals die Idee eines Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit vor . Freiwillige Arbeit hat viele Vorteile . Sie fördert nicht nur persönliche Entwicklung , Solidarität und gegenseitiges Verständnis , sie ist auch von wirtschaftlichem Wert . Bei einer Umfrage des Europäischen Parlaments vom Juni 2011 bezeichneten 34 % der Befragten Erhalt und Stärkung des sozialen Zusammenhalts als wichtigste Aufgabe der Freiwilligentätigkeit . „ Zu den Vorzügen freiwilliger Tätigkeit zählen die sinnvolle Nutzung der Freizeit , die Entwicklung sozialer Kompetenz , der Aufbau von Kontakten sowie der Erwerb und die Weitergabe von Erfahrungen “ , so der EWSA . Eigentlich sollten solche Erfahrungen zur Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit insbesondere junger Menschen beitragen . In ihrer Mitteilung „ Europäische Politik und Freiwilligentätigkeit “ vom September 2011 hat die Europäische Kommission die Notwendigkeit einer größeren Anerkennung der Kompetenzen und Fertigkeiten erkannt , die im Rahmen einer Freiwilligentätigkeit erworben wurden . Sie kündigte eine „ Empfehlung des Rates zur Validierung nicht formalen und informellen Lernens , einschließlich der Anerkennung von im Rahmen einer Freiwilligentätigkeit erworbenen Kompetenzen “ an . Vielleicht genauso wichtig ist , dass diese Tätigkeit große persönliche Befriedigung vermittelt . Waltraud Klasnic aus Österreich betont diesen Aspekt in einem Interview : „ Wenn ich den Menschen helfe , helfe ich auch mir selbst , es macht mich glücklich . “ Verschiedentlich hat der ESWA jedoch darauf hingewiesen , dass Freiwilligentätigkeit bezahlte Arbeit nicht verdrängen darf und dass Freiwillige nicht ausgebeutet werden dürfen . Dies bietet in der gegenwärtigen Wirtschaftskrise besonderen Anlass zu Besorgnis . „ Es sollte hierbei sehr darauf geachtet werden , dass nun nicht reflexartig auf Freiwillige zurückgegriffen wird , um negativen Auswirkungen der Krise auf unsere Gesellschaften entgegenzuwirken “ , betonte der ESWA 2009 in seiner Stellungnahme zum Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011 . Bezahlte und freiwillige Tätigkeiten sollten nicht als Alternativen zu verstehen sein , sondern einander ergänzen . Rechte sind keine Privilegien Ein Problem sei , dass über das Konzept der aktiven Bürgerschaft zwar weitgehend Einvernehmen herrsche , bei der Freiwilligentätigkeit jedoch „ von Land zu Land verschiedene Vorstellungen , Begriffsbestimmungen und Traditionen “ existierten , räumt die Kommission ein . In der gesamten EU gibt es schätzungsweise 100 Millionen Menschen , die in irgendeiner Form Freiwilligenarbeit leisten , wobei Sport und Kultur die beliebtesten Tätigkeitsbereiche darstellen . Bis Ende 2011 soll es nach dem Willen von Kommissionsvizepräsidentin Viviane Reding eine deutliche Steigerung der Anzahl Freiwilliger geben . Bei der Teilnehmerzahl gibt es jedoch – häufig aufgrund unterschiedlicher Zählweisen – große Abweichungen zwischen den einzelnen Ländern . Darüber hinaus fehlt es fast jedem fünften Mitgliedstaat an einem eindeutigen Rechtsrahmen und Regeln für Freiwillige und deren Tätigkeit . Der EWSA hat mit Nachdruck Forderungen nach einem positiven Umfeld und Abbau finanzieller und rechtlicher , die Freiwilligentätigkeit behindernder Hürden erhoben . Der Ausschuss ist in die Diskussion über eine Europäische Charta der Rechte und Pflichten von Freiwilligen eingebunden , die von den Mitgliedstaaten übernommen und umgesetzt werden müsste . Ein rechtsbezogener Ansatz , in dem zum Ausdruck kommt , dass Freiwilligenarbeit und aktive Bürgerschaft Rechte und keine Privilegien sind , ist unerlässlich . Freiwilligentätigkeit sollte immer aus dem Blickwinkel von Freiwilligen gesehen werden und deren Bedürfnisse und Erwartungen berücksichtigen . Freiwilliges Engagement ist unbezahlt , aber nicht kostenlos . Der EWSA fordert Investitionen in Infrastruktur und Ressourcen zur Finanzierung von Ausbildung , unterstützenden Maßnahmen und Kostenerstattungen . Der EWSA unterstreicht die Rolle von Unternehmen und Arbeitgebern bei der Förderung freiwilliger Arbeit . Immer mehr Großunternehmen nehmen ihre Verantwortung ernst und ermuntern ihre Belegschaften zu bürgerschaftlichem Engagement . Aber auch kleine Betriebe können einen Beitrag leisten . Madi Sharma aus dem Vereinigten Königreich ist Inhaberin eines KMU , das Kurse zur Vermittlung unternehmerischer Kompetenz anbietet . Sie gibt ihr Fachwissen aber auch an Schulen weiter oder an Frauen , die Opfer häuslicher Gewalt wurden . Und sie verdeutlicht anhand eigener Bemühungen , das Leben junger , vom Bürgerkrieg betroffener Afrikaner zu ändern , wie man als ESWA-Mitglied bürgerschaftliches Engagement über die Grenzen Europas hinaustragen kann . Zur gleichen Zeit hilft Juan Mendoza aus Spanien Europäern dabei , ihren Horizont durch sozialen Tourismus zu erweitern . Die nächsten Schritte 2012 ist das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen – ein Thema , das vor allem für ältere Menschen eine besondere Bedeutung besitzt . Es bietet zahlreiche Gelegenheiten , nicht nur die während des Jahres der Freiwilligentätigkeit 2011 begonnenen Arbeiten zu unterstützen , sondern das Bewusstsein über aktive Bürgerschaft in der EU zu schärfen . Der EWSA lenkt die Aufmerksamkeit auf die Verbindung zwischen aktivem Altern , Solidarität zwischen den Generationen und aktiver Bürgerschaft : „ Zum einen können ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger hierdurch weiter am gesellschaftlichen Leben teilhaben , ihre Lebenserfahrung einbringen und sich weiter nützlich fühlen . Dies wirkt sich auch positiv auf ihre Gesundheit und Lebensqualität aus . Zweitens können freiwillige Tätigkeiten das Verständnis zwischen den Generationen fördern , indem Junge und Alte an einem gemeinsamen Vorhaben beteiligt sind , sich austauschen und unterstützen . “ Waltraud Klasnic aus Österreich und André Mordant aus Belgien bezeugen beide , dass die Beendigung abhängiger Erwerbstätigkeit kein Hinderungsgrund für Bürgerengagement ist . Für ältere Menschen gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten , ihr Wissen und ihre Kenntnisse weiterhin zum Wohl der Gesellschaft einzusetzen . Das ganze Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit hindurch beschäftigte sich die „ EYV Alliance “ – ein Zusammenschluss von 39 europäischen Netzwerken mit rund 2000 Mitgliedsorganisationen , die Hunderttausende von Freiwilligen erreichen – mit der Erarbeitung einer politischen Agenda Europas zur Freiwilligentätigkeit , die der Kommission vorgelegt werden soll . Der Ausschuss , der die Arbeit der EYV Alliance regelmäßig unterstützt , hat die Vorlage eines Weißbuchs mit konkreten Vorschlägen und Maßnahmen für die Zukunft gefordert . Ferner ist es wichtig , dass sich der EWSA aktiv an der Umsetzung der mit dem Vertrag von Lissabon eingeführten Europäischen Bürgerinitiative beteiligt , die im April 2012 in Kraft treten soll . Dies bedeutet , dass mindestens eine Million Europäer aus mindestens einem Viertel aller Mitgliedstaaten die Europäische Kommission auffordern können , eine Gesetzesinitiative zu einem von ihnen vorgebrachten Thema einzuleiten . Ein Bürgerausschuss , dem mindestens sieben EU-Bürger aus mindestens ebenso vielen verschiedenen Ländern angehören , muss gültige , binnen eines Jahres zu sammelnde Unterstützungserklärungen vorlegen . Die Kommission hat dann drei Monate Zeit , die Initiative zu prüfen und über das weitere Vorgehen zu entscheiden . Luca Jahier aus Italien betont , dass es sich bei dem Ausschuss um die institutionelle Plattform der EU für den Dialog mit der organisierten Zivilgesellschaft handele , und bei der Europäischen Bürgerinitiative um ein weiteres Instrument , mit dem sich die Bürger in Brüssel Gehör verschaffen könnten . Teilnehmer haben dabei die Möglichkeit , auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen , und tragen damit zur Förderung einer wahren europäischen Identität bei . In diesem Buch finden Sie eine Vielzahl herausragender Beispiele aktiver Bürgerschaft . Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre . Wir vom EWSA kümmern uns inzwischen weiter um die Förderung bürgerschaftlichen Engagements in der EU , einer unserer Hauptaufgaben , denn ohne aktive Bürgerschaft kann es kein Europa der Bürger geben . Anna Maria Darmanin Vizepräsidentin und Vorsitzende der Gruppe Kommunikation Die EWSA-Mitglieder sprechen über ihre aktive Bürgerschaft Initiativen Der Gesellschaft etwas zurückgeben Pedro Augusto Almeida Freire Pedro Augusto Almeida Freire verbrachte den Großteil seines Erwachsenenlebens damit , zahlreiche Vereinigungen zu gründen und sich in Vereinigungen einzubringen . Dadurch konnte er sich zahlreiche Fähigkeiten in den Bereichen Gewerbe , Handel und Bildung aneignen ; Fähigkeiten , die er nun an seine Universitätsstudenten und die früheren Kolleginnen und Kollegen weitergibt . Gemeinsam mit anderen arbeitete er an dem Buch The Code of Ethics ( Der Ethik-Kodex ) zum Thema aktive Ethik im portugiesischen Handelswesen . Er sagt , es sei eine Reise gewesen , die viel Geduld kostete und für die er eine beachtliche Menge Zeit aufbringen musste , um Interviews mit verschiedenen Beteiligten zu führen und das Thema mit ihnen zu diskutieren . Inzwischen steht das Buch auf dem Studienplan der Universität . „ Als Vizepräsident des Bündnisses für Handel und Dienstleistungen in Portugal bin ich an zahlreichen Aktivitäten beteiligt . Ich gebe Fachwissen weiter und berate , was einen gewissen Teil meiner Zeit in Anspruch nimmt . Es ist ein Beitrag für die Gesellschaft “ , sagt er und fügt hinzu , dass die unglücklichen Opfer dieser Umstände seine Familienmitglieder sind , die ihn nicht häufig genug sehen . „ Ein Drittel meiner Zeit ist für mich bestimmt , ein Drittel gebe ich der Gesellschaft und anderen Menschen zurück und das gilt im Allgemeinen auch für alles andere , was ich tue “ , erklärt er . Den Rest widmet er seiner Familie . Er ist Mitglied zahlreicher Vereinigungen Portugals . Er sitzt im Verwaltungsrat der Lissabonner Handelsschule und ist Mitglied des Nationalen Bildungsrates . Die Beschäftigung mit der höheren Bildung bringt ihn direkt in Kontakt mit jungen Menschen , die der Schlüssel zur Zukunft Portugals sind . Als Koordinator für die Praktika an der Universidade Lusófona de Humanidades e Tecnologias sorgt er dafür , dass junge Menschen einen vernünftigen Start ins Berufsleben schaffen . Jedoch ist ihre Zukunft nicht immer garantiert . Nur wenige Unternehmen stellen ein , und viele Absolventen bleiben trotz ihrer jahrelangen Ausbildung arbeitslos . In seiner EWSA-Stellungnahme zum im Januar 2011 veröffentlichten „ Bericht der Kommission zur Beobachtung des Handelsmarktes “ schreibt Herr Almeida Freire , dass das Risiko der Langzeitarbeitslosigkeit weiterhin hoch ist , da die aktuelle Finanzkrise „ zu Schließungen , Umstrukturierungen , Fusionen und Übernahmen kommerzieller Aktivitäten in Europa geführt hat “ . Beispielsweise besaßen die fünf größten Einzelhändler im Jahr 2005 einen Marktanteil von über 70 % . Dieses Beinahe-Monopol führt zu negativen Folgeeffekten für kleine und mittlere Unternehmen ( KMU ) . Nach Herrn Almeida-Freires Auffassung spielen KMU „ eine entscheidende Rolle in Bezug auf die Arbeitslosigkeit , die Wertschöpfung sowie im Hinblick auf das Leben in ländlichen Gebieten und Stadtzentren . “ In diesen Zeiten finanzieller Not gewinnt die aktive Bürgerschaft weiter an Bedeutung . Das Schicksal in die eigenen Hände nehmen „ Die aktive Bürgerschaft ist meiner Meinung nach gleichbedeutend damit , das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen . Wir dürfen nicht zulassen , dass die Regierungen einfach alle Entscheidungen für uns treffen . Es ist wichtig , dass wir , wenn wir bestimmte Fähigkeiten entwickeln , diese auch für das Allgemeinwohl einsetzen “ , sagt Herr Almeida Freire . An der Universidade Lusófona de Humanidades e Tecnologias , an der er ebenfalls als Gastprofessor unterrichtet , diskutiert er mit seinen Studenten häufig über seine Erfahrungen . „ Die Lehrbücher enthalten wertvolle Fakten und Wissen “ , erklärt er . Jedoch ergänze seine Erfahrung dieses Wissen . Als Folge zeigen die Studenten mehr Interesse am Thema und fühlen sich stärker einbezogen . „ Ich erzähle den Studenten von einigen der wichtigen Entscheidungen für Portugal , an denen ich beteiligt war . Meine Studenten hören gerne , was wirklich passiert ist “ , erzählt er und fügt hinzu , dass er beispielsweise Verhandlungen über die staatliche Sozialversicherung geführt hat . „ Die Studenten bevorzugen Kurse , in denen mehr über diese Erfahrungen gesprochen wird als über die Inhalte der Lehrbücher . “ In der Tat kann es eine Art aktive Bürgerschaft sein , das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen . Aber so verhalte es sich auch damit , Professor zu sein , erklärt Herr Almeida Freire . Um Wissen und Fähigkeiten weiterzugeben und jungen Menschen dabei zu helfen , eine bessere Perspektive für ihr Leben zu erhalten , benötigt man Hingabe , Zeit und ein echtes Bedürfnis danach , etwas zu verändern – nicht nur für Portugal , sondern für Europa . Neue Rechte müssen verteidigt werden Andrzej Adamczyk Andrzej Adamczyk ( Dritter von links ) „ Die aktive Bürgerschaft ist sehr wichtig . Es ist von besonderer Bedeutung , dass man sich in den Angelegenheiten engagiert , die man für wichtig hält , um das eigene Leben und das der anderen zu verbessern und die Welt zu einem besseren Ort zu machen . Das bedeutet , dass man versteht , welche Rechte einem zustehen und welche Rolle man übernehmen kann ; man muss diese Rechte nutzen und sich aktiv einbringen . “ Andrzej Adamczyk ist sich des Werts seiner Bürgerrechte mehr als bewusst . Als Gewerkschafts-Aktivist leistete er im kommunistisch regierten Polen einen grundlegenden Beitrag zu den Bemühungen seines Landes , sich zu einer Demokratie zu wandeln . Seine Gewerkschaft Solidarność war ein entscheidender Akteur beim Umbruch des Landes . „ Das wäre wohl schon genug gewesen “ , sinniert er . „ Doch jetzt engagiere ich mich für den EWSA . Damit geht meine Arbeit über die nationale Ebene hinaus und betrifft die europäische Ebene , was die Angelegenheit für mich und die polnische Öffentlichkeit besonders ansprechend macht . Polen ist eines der begeistertsten Länder der EU . Dieser Einsatz bedeutet , dass ich an das Gewerkschaftswesen und die europäische Integration glaube . Ich glaube , dass dies nicht nur Polen sondern ganz Europa zugutekommen kann . “ Mobilisierung Herr Adamczyk argumentiert , dass es jetzt im Zuge der aktuellen Krise wichtiger sei denn je , sich für die europäische Bewegung zu engagieren . Die Europäische Union sollte als Teil der Lösung betrachtet werden und nicht als Teil des Problems . Solidarność begann im Jahr 1980 . „ Die Mobilisierung umfasste jeden “ , erinnert er sich . „ Wir waren sehr enthusiastisch . Zehn Millionen Menschen nahmen an dieser Bewegung teil . Nachdem sie dann im Dezember 1981 verboten wurde , war ich trotzdem noch aktiv – ich machte nichts Besonderes , sondern verteilte unter anderem Flugblätter , was natürlich vollkommen illegal war ! “ Nachdem die Gewerkschaft im Jahr 1989 wieder erlaubt wurde , begann Herr Adamczyk zunächst als Pressevertreter von Solidarność und arbeitete später in der Abteilung für internationale Beziehungen . „ Als der gesamte Umbruch 1989 begann , war eine der meist skandierten Parolen : „ Wir gehören zu Europa . “ Jeder verstand , dass unser Platz innerhalb der Europäischen Gemeinschaft lag . Wir waren ein wenig enttäuscht , weil alles länger dauerte , als wir es erwartet hatten ! “ „ Aber im Jahr 1989 hätte niemand vorhersehen können , dass der gesamte Ostblock zusammenbrechen würde “ , merkt er an . Da die Liste der neuen Länder , die beitreten wollten , so lang war , gestaltete sich das Beitrittsverfahren langwierig . „ Vielleicht war es gut so “ , fügt er hinzu , „ da wir die Zeit hatten und sie nutzten , uns besser auf die Mitgliedschaft vorzubereiten “ . Ein Ende der Skepsis In Polen finden viele Veranstaltungen statt , um den ersten EU-Ratsvorsitz Polens im Jahr 2011 zu begehen , und diese sind in den polnischen Medien durchaus präsent . Jedoch ist die aktive Unterstützung der Bürger eher den Veränderungen zuzuschreiben , die seit dem 1. Mai 2004 in Polen stattgefunden haben . „ Die Menschen können sie sehen , vor allem wenn man sich die Entwicklung der Infrastruktur ansieht . Polen wurde nicht so schwer von der Krise getroffen wie andere Länder . Den Menschen geht es verhältnismäßig gut , und sie wissen es – sie wissen , dass dabei ein Zusammenhang mit unserer EU-Mitgliedschaft besteht . Vor dem Beitritt befürchteten wir , dass unsere Landwirtschaft zusammenbrechen könnte , dass Land vom Ausland aus aufgekauft würde , dass die Preise rasch ansteigen würden … aber nichts davon ist passiert . Tatsächlich trugen die Landwirte den größten Nutzen davon . Inzwischen ist die Skepsis praktisch verflogen . “ Herr Adamczyks befasst sich heutzutage hauptsächlich für den Internationalen Gewerkschaftsbund ( IGB ) mit internationalen Beziehungen wie denen mit der ILO , dem IWF und der Weltbank . „ Wir haben zahlreiche Kontakte zu den Gewerkschaften in Osteuropa , vor allem in den Ländern , in denen sie unter Druck stehen , wie in Belarus . Wir versuchen sie zu unterstützen – dasselbe haben wir in Russland und der Ukraine getan . Und wir stehen in regelmäßigem Kontakt mit Gewerkschaften in Georgien . Sie haben ähnliche Probleme , wie wir sie in der Vergangenheit in Polen hatten . “ Eine gesunde Wirtschaft Milena Angelova Die weitreichende Schattenwirtschaft in Bulgarien hat langfristig betrachtet fatale Folgen . Sie wird manchmal als Grauzonen-Wirtschaft bezeichnet , da sie jenseits der rechtlichen Strukturen und des Rechtssystems agiert . Kostbare Steuereinnahmen , die für den Aufbau der dringend notwendigen Infrastruktur , die Finanzierung von Sozialprogrammen und die Wiederbelebung der angeschlagenen Wirtschaft benötigt werden , gehen somit einfach verloren . Am stärksten betroffen sind dabei nur allzu oft die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft . „ Ohne aktive Bürgerschaft wird das Phänomen der Schattenwirtschaft weiterhin bestehen und dabei jedem einzelnen Bürger und dem Staat insgesamt schaden “ , sagt Milena Angelova , Mitglied des EWSA . Die aktive Bürgerschaft ist für die Entwicklung des Landes Bulgarien von entscheidender Bedeutung . Es ist nur verständlich , dass die Menschen um ihre Zukunft besorgt sind . Junge Menschen haben oft Schwierigkeiten , nach ihrem Abschluss einen Arbeitsplatz zu bekommen , und sie sind gezwungen , sich andere Einkommensmöglichkeiten zu erschließen . Die Situation gleicht einem Teufelskreis , auch wenn die Menschen verstehen , dass eine weitreichende Schattenwirtschaft Barrieren und Hindernisse schafft , die der Gesellschaft schaden . Frau Angelova widmet ihr Leben dem Ziel , diese Barrieren einzureißen . Die weitverbreitete Schattenwirtschaft führt zu Kriminalität . Der Ausfall an Steuereinnahmen ist offensichtlich . Jedoch stellt das damit verbundene kriminelle Netzwerk für den Staat eine weitere Belastung dar , der bereits jetzt kaum mit der hohen Arbeitslosigkeit und dem geringen Lohnniveau zurechtkommt . Besseres Geschäft , bessere Gesellschaft Frau Angelova ist die Generalsekretärin der bulgarischen Arbeitgebervereinigung Bulgarian Industrial Capital Association ( BICA ) . Die BICA agiert bei den Verhandlungen zwischen Sozialpartnern und Unternehmen als Moderator . Die Hauptaufgabe der Vereinigung besteht in der Vertretung der Arbeitgeberorganisationen auf nationaler Ebene und in der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit bulgarischer Unternehmen auf dem Weltmarkt . Durch die Schaffung einer ordentlichen Unternehmenslandschaft , in der die Vorschriften eingehalten werden , entstehen positive Folgen für die gesamte Gesellschaft . „ Eines unserer Ziele besteht darin , das sozioökonomische Umfeld zu verbessern “ , erklärt sie . „ Dies können wir erreichen , indem wir die Schattenwirtschaft eindämmen und aufhalten und indem wir die Arbeitsbedingungen verbessern . “ Menschen mit vertraglich geregelten Arbeitsplätzen verfügen über garantierte Rechte . Sie zahlen in das Rentensystem ein ; sie zahlen auch in ein Gesundheitssystem ein , und wenn sie es benötigen , wird der Staat ihnen zur Seite stehen , um ihr Wohlbefinden zu gewährleisten . Eine gesunde Gesellschaft beruht darauf , dass die Korruption ausgemerzt wird und gleiche Rechte gefördert werden . Damit verbunden ist auch , dass Menschen eine ordentliche Bildung in Anspruch nehmen können , dass die Arbeitsbedingungen verbessert werden und dass eine soziale Absicherung sowie angemessene Löhne garantiert werden . Im Grunde sind die Menschen der Gegenstand der Arbeit der BICA und von Frau Angelova . Die Schattenwirtschaft verstehen Tatsächlich verbrachte die BICA die vergangenen Jahre mit der Arbeit an einem Langzeitprojekt , das Licht in das Dunkel der bulgarischen Schattenwirtschaft bringen soll . Sein Ziel besteht darin , die Schattenwirtschaft in Bulgarien an der Ausbreitung zu hindern . Um Ergebnisse zu erzielen und um zu verstehen , wie die Schattenwirtschaft operiert , müssen sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten einbringen . „ Wir haben zahlreiche Umfragen , Interviews und Untersuchungen mit mehr als 4000 Menschen aus verschiedenen Branchen sowie mit über 650 Unternehmen durchgeführt . Darüber hinaus erhalten wir hunderte Anrufe von Bürgerinnen und Bürgern auf einer speziell dafür eingerichteten Hotline . Sie versorgen uns mit wertvollen Informationen über die Schattenwirtschaft “ , sagt Frau Angelova . Bislang deuten die Fakten darauf hin , dass die Schattenwirtschaft in Bulgarien vor allem im Tourismus , im Bau der Infrastruktur , im Gesundheitswesen und in der milchverarbeitenden Industrie floriert . Um Lösungen zu finden , muss man den Kontakt mit Menschen suchen , ihre Bedenken erkennen und ihnen maßgeschneiderte Lösungen anbieten . Ein Spiegel der Gesellschaft Laure Batut Laure Batut sagt über sich selbst , sie sei ihr ganzes Berufsleben lang eine militante Gewerkschafterin gewesen . In den 1980er Jahren verließ sie die französische Zollbehörde , um für die Gewerkschaftsbewegung zu arbeiten , und inzwischen konzentriert sie sich auf die Europäische Union und die internationalen Beziehungen ihrer Organisation , des Gewerkschaftsbunds CGT-FO . Durch ihre Gewerkschaftsarbeit bringt sie ihr Engagement für die aktive Bürgerschaft zum Ausdruck . Eine ihrer wichtigsten Aufgaben bestand darin , Gewerkschaftsmitgliedern beizubringen , wie man die EU verstehen und an ihr teilnehmen kann . „ Als leitende Zollbeamtin hatte ich mich bereits intensiv mit europäischen Themen befasst , da die Zollunion einer der ersten Aspekte der europäischen Einheit war , der umgesetzt wurde “ , merkt sie an . Von 1985 bis 2004 veranstaltete ihr Gewerkschaftsbund Force Ouvrière jedes Jahr zweiwöchige Kurse zum Thema EU und die Rolle der Gewerkschaften in der EU . Die lange Geschichte der europaweiten Gewerkschaftsaktivitäten reicht bis in das Jahr 1951 zurück , in dem die Montanunion ( Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl ) gegründet wurde . Frau Batut erläutert : „ Alle unsere Aktivisten , ob jung oder alt , sollten sich dieser Geschichte bewusst sein und sie verstehen , damit sie wissen , welchen Standpunkt sie zu vertreten haben . Dies war eine meiner Aufgaben , und es war mir eine Freude , da die EU das erste Modell internationaler politischer Solidarität des zwanzigsten Jahrhunderts darstellte . “ Erfahrungen vergleichen Sie legte Wert darauf , dass Gewerkschafter aus dem Ausland an den Seminaren teilnahmen , sodass Gäste aus Österreich , Dänemark , Deutschland , Griechenland , Italien und dem Vereinigten Königreich zugegen waren . Sie bat außerdem Attachés der verschiedenen Botschaften in Paris darum , teilzunehmen und über die sozialen Rechte in ihren Heimatländern zu sprechen , um den französischen Gewerkschaftern die Gelegenheit zu geben , ihre eigenen Erfahrungen damit zu vergleichen . „ Diese Momente waren denkwürdig , da unsere Mitglieder einen Fremden hereinkommen sahen , aber als dieser Mensch schließlich ging , war er zu einem Freund geworden , der sich mit denselben Problemen auseinandersetzen muss “ , fügt sie hinzu . Frau Batut gibt zu : „ Ich weiß nicht , wie man den Nutzen bemessen kann . “ Aber sie ist der Meinung , dass die Teilnehmer am Ende dieser Seminare eine umfassende Kenntnis über die EU besaßen . In der Vergangenheit bestand eine große Nachfrage für derartige Kurse , da niemand anderes sie anbot – weder Schulen noch Arbeitgeber in ganz Europa . „ Offen gesagt , müssen alle , die Bürgerinnen oder Bürger Europas sein wollen , sich selbst dazu erziehen “ , sagt sie , „ und ich habe dies mit meinen Kolleginnen und Kollegen bestätigt . “ Einige ihrer Tätigkeiten lockten Menschen aus den Überseegebieten Frankreichs an . „ Diese Menschen waren noch anspruchsvoller , weil sie sich noch mehr für das Thema interessierten . Viele Jahre lang standen sie Europa positiv gegenüber . Aber als mit dem Vertrag von Lissabon die Neuorientierung der EU in Richtung Wirtschaftswachstum kam und dadurch das soziale Europa vernachlässigt wurde , wendeten die Menschen sich ab . Wir bieten keine Informationskurse mehr an , da keine Nachfrage danach besteht . “ Wachsende Ernüchterun Sie stellt fest , dass die Gewerkschaften ein Spiegel der europäischen Gesellschaft seien , die alle Berufsgruppen , Jung und Alt sowie Frauen und Männer repräsentieren ; also sollten die Entscheidungsträger ihren Ansichten Aufmerksamkeit schenken . Nun , vor allem seit Beginn der Krise , spürt sie ein tiefgreifendes Unbehagen unter den Mitgliedern , die das Gefühl haben , ihre Meinungen werden nicht mehr beachtet . „ Die Regierungen wollen die EU nicht mehr “ , argumentiert sie . „ Sie wollen zwischenstaatliche Beziehungen . Aber das motiviert die Menschen nicht . “ Frau Batut gibt an , dass sie europäische Finanzmittel in der Vergangenheit sinnvoll eingesetzt hat , um beispielsweise Informationen über die Rechte von Frauen zu erstellen , aber inzwischen ist es schwieriger geworden , diese Mittel in Anspruch zu nehmen . NRO und Gewerkschaften benötigen kleine Subventionen für ihre Aktivitäten , aber die EU ist nur noch interessiert daran , größere Projekte zu finanzieren , also hat der EGB die Verwaltung der Budgets übernommen . Sie vertritt die Meinung : „ Die aktive Bürgerschaft ist immer etwas Positives , und ich denke , dass die digitale Gesellschaft dazu beitragen wird , sie weiterzuentwickeln . “ Durch das Internet werden die Bürgerinnen und Bürger zunehmend dazu in die Lage versetzt , ihre eigene Agenda zu verfolgen , statt eine Politik „ von oben herab “ akzeptieren zu müssen . Aber die Menschen benötigen eine bessere digitale Ausbildung , um vollständig von den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten profitieren zu können . Europäische Integration in Gefahr Jean Monnet sagte und schrieb : „ Wir einigen keine Staaten , wir bringen Menschen einander näher ! “ Doch nach mehr als 50 Jahren europäischer Integration zeigt sich , dass seine hehren Worte der Realität nicht standhalten . Das Gefühl einer gemeinsamen europäischen Identität ist sehr diffus . Es gibt weder europäische Medien , noch Kanäle zum kulturellen Austausch , geschweige denn eine wirkliche Mobilität für junge Menschen , von Studenten einmal abgesehen . Deshalb ist eine aktive Unionsbürgerschaft heute immer noch eine Illusion , was sich im Übrigen auch an der sinkenden Wählerbeteiligung bei den Europawahlen ablesen lässt . Der Fortbestand und die Zukunft des europäischen Aufbauwerks stehen auf dem Spiel . Daher rufe ich den EWSA auf , sich der Herausforderung der europäischen Identität zu stellen und konkrete Projekte vorzuschlagen , damit Europa für die Bürgerinnen und Bürger als sinnstiftende Realität ein Gesicht bekommt . Diesem ehrgeizigen Ziel sollte sich der EWSA meiner Meinung nach in den kommenden Jahren verschreiben . Henri Malosse Prësident der Gruppe Arbeitgeber im EWSA Manager , Soldat , Professor Pietro Francesco De Lotto Den Großteil seines Erwachsenenlebens engagierte sich Pietro Francesco für die aktive Bürgerschaft . Er sagt , es sei mehr als nur eine Pflicht , und fügt hinzu , dass der Wert der aktiven Bürgerschaft in Europa leider immer noch weitgehend unterschätzt wird . „ Es ist schwierig , die soziale Aktivität der Menschen hinreichend zu bemessen “ , sagt er . Aber für Herrn De Lotto sind die Erfahrungen und die Menschen , die er im Zuge seiner Tätigkeiten getroffen hat und treffen wird , von unschätzbarem Wert . Über die aktive Bürgerschaft sagt er : „ Es ist das , was mein Leben am meisten bereichert . “ Mit einem breiten Lächeln fügt er hinzu : „ Es gibt nichts , das die aktive Bürgerschaft übertreffen kann ; nichts Berufliches . “ Die Ethik der harten Arbeit Er ist Manager , Universitätsprofessor und Soldat . Seit 25 Jahren unterrichtet er Internationale Volkswirtschaftslehre an der Universität von Triest . Seit viereinhalb Jahren ist er Offizier der Italienischen Reservestreitkräfte , die nur aus Freiwilligen bestehen . Und heute ist er der Generaldirektor der Confartigianato Vicenza , einer Vereinigung , die kleine und mittlere Unternehmen ( KMU ) in der norditalienischen Region Veneto vertritt und verteidigt . Im Kern unterstützt diese Vereinigung , die nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurde , Werte , die die Arbeit , das Wohlbefinden und die Lebensqualität fördern . Harte Arbeit , Hingabe , die Förderung der Innovation und des Unternehmertums liegen ihr zugrunde . In der Tat profitiert die Region bereits von einem tief verwurzelten Sinn für das Unternehmertum , der traditionelle Wirtschaftsbereiche mit exportorientierten Produkten umfasst . Verbunden wird alles durch den sozialen Zusammenhalt . Und so sollte es auch sein : Veneto ist im Hinblick auf das Gesamt-BIP die drittreichste Region Italiens . Eine von Überschwemmungen erschütterte Region Herr De Lotto glaubt , dass der Sinn für Solidarität tief in der italienischen Psyche verankert ist . „ Es gibt so viele Menschen in Italien , die an die Solidarität glauben “ , erklärt er . „ Dies gibt uns als Menschen die Möglichkeit , zu wachsen und aktiver zu werden . “ Diese Solidarität tritt vor allem in Krisenzeiten zum Vorschein . Wenn Menschen leiden , leisten wildfremde Menschen direkt oder in Form von Spenden Hilfe . Herr De Lotto hat diese Form der Solidarität direkt beobachten können – sogar in seiner Region . Im November vergangenen Jahres verwüsteten Überschwemmungen die Region Veneto und zerstörten dabei tausende Hektar Acker- und Weideland . Die Landwirtschaft dort gehört zu den ertragreichsten in ganz Italien . Mehr als 150 000 Nutztiere kamen ums Leben , und Gemüsefelder und Obstplantagen wurden überspült . Viele Landwirte mussten mit Schrecken mit ansehen , wie ihr Lebenswerk buchstäblich weggefegt wurde . Unmittelbar nach den Ereignissen arbeiteten Herr De Lotto und seine Vereinigung mit dem Roten Kreuz zusammen , um lokale Gruppen zu organisieren , die den am schlimmsten betroffenen Menschen anschließend halfen . Es war eine zermürbende Arbeit . Aber letzten Endes erholten sich diese Menschen langsam und bauten ihr Leben wieder auf . Mit der Welt in Kontakt treten Derartige Aktionen beschränken sich nicht auf Veneto oder Italien . Seit zwei Jahren organisieren Herr De Lotto und seine Vereinigung internationale Intensiv-Weiterbildungs-Seminare zu den Themen Menschenrechte und Aufbau und Ausbau von KMU . Viele davon finden in Guatemala oder Madagaskar statt ; Gegenden , in denen die Bürgerpflicht und die aktive Bürgerschaft ebenso wichtig sind . „ Ich glaube an persönliches Engagement . Ich glaube , dass sich die Dimension der Europäischen Union mithilfe eines neuen sozialen Ideals für alle Menschen ausweiten könnte “ , fügt er hinzu . Herr De Lotto trat dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss im September 2010 bei . Er spricht fließend Englisch und Französisch und ist ein Mitglied der Gruppe I , die sich vornehmlich mit dem Binnenmarkt , mit Produktion und Verbrauch sowie den Außenbeziehungen befasst . Er war ebenfalls an der Ausarbeitung des Standpunkts des EWSA zum Thema EU-Strategie zur Terror-Abwehr beteiligt . Ein ritterlicher Freiwilliger Sir Stuart Etherington Im Juni des vergangenen Jahres ernannte Königin Elisabeth II Sir Stuart Etherington für seine Verdienste um die Arbeit zur Förderung der aktiven Bürgerschaft zum Ritter . Sein Engagement für die Gemeinschaft , die Jugend und die Zivilgesellschaft bestärkt Menschen darin , sich an Aktivitäten zu beteiligen , die dem Wohl der ganzen Gesellschaft dienen . Neben seinem Engagement zeichnet er sich auch durch harte Arbeit und Hingabe aus , nicht nur für die ausgegrenzten Jugendlichen , mit denen er an der Londoner Universität Greenwich zusammenarbeitet , sondern auch für die Künste . Er bevorzugt die Klassiker , genauer gesagt das Theater der griechischen Antike . Er erinnert sich an ein Stück einer kleinen griechischen Theatergruppe , das er in London gesehen hatte . Sir Stuart war von der Darbietung gefesselt und schickte dieser Gruppe eine kleine Spende . Schließlich wurde er zum Vorsitzenden des inneren Kreises der Unterstützer dieser Gruppe . Durch ihre Beiträge und Spendenveranstaltungen kann die junge Theatergruppe überleben und Klassiker mit spannenden politischen Inhalten wie König Ödipus von Sophokles oder Medea von Euripides aufführen . Klassisches griechisches Theater – Bildung für alle „ Das klassische griechische Theater fasziniert mich . Leider gibt es in London sehr wenig davon zu sehen “ , erklärt Sir Stuart . Die Theatergruppe modernisiert die Stücke und präsentiert sie in Schulen , in denen jungen Schüler die typisch verworrenen Wendungen der Stücke entdecken können . „ Die Kunst befindet sich am Abgrund “ , sagt Sir Stuart , der ebenfalls ein Fellow der Royal Society of Arts sowie ein Mitglied der Dickens Society ist . „ Aber diese Vorstellungen in den Schulen bieten nebenbei auch einen Bildungsanreiz für die jungen Menschen . “ Derartige Aktivitäten sind ein integraler Bestandteil seiner Vision der aktiven Bürgerschaft , die eine entscheidende Bedeutung für die Zukunft des Aufbaus der Demokratie besitzt . „ Gereifte , stabile Demokratien bleiben stabil und gereift , indem darauf gehört wird , was die Menschen sagen . Junge Menschen entwickeln inzwischen ein soziales Engagement , das ihnen im Arbeitsleben und darüber hinaus Kraft verleiht “ , erklärt er . Aktive Bürgerschaft und politisches Engagement An der Universität von Greenwich leitet er ein Programm für soziale Integration , um Studenten , die einer Minderheit angehören , dabei zu helfen , ihren Weg zu gehen , der allzu oft mit Hindernissen übersäht ist . Er verbringt dort viel Zeit damit , mit jungen Menschen zu sprechen , vor allem mit denen , die es sich nicht mehr leisten können , die Universität zu besuchen . Für ihn zeugen die Studentenproteste im ganzen Land gegen geplante Kürzungen in der höheren Bildung und eine Erhöhung der Studiengebühren davon , dass der Mensch bereit ist , sich Herausforderungen zu stellen und auf eine bessere Zukunft zu hoffen . „ Um Europa am Leben zu erhalten müssen wir eine Verbindung zwischen der aktiven Bürgerschaft und politischem Engagement sehen “ , sagt Sir Stuart . An der Universität „ besteht ein starkes Ethos , die Studenten für die aktive Teilnahme an der Freiwilligenarbeit zu engagieren “ , merkt er an und fügt hinzu , dass sie oft im Zuge solcher Aktivitäten das zivile Engagement kennenlernen . „ Dort werden sie zu aktiveren Bürgerinnen und Bürgern . “ Als Geschäftsführer des Nationalrats für Organisationen der Freiwilligenarbeit ( National Council for Voluntary Organisations , NCVO ) verfügt Sir Stuart über Insider-Kompetenz im Bereich aktive Bürgerschaft . Der NCVO ist der größte Dachverband im Sektor der ehrenamtlichen Gemeinschaft in England . Seine Vision besteht darin , die Menschen dazu zu bewegen , in ihren Gemeinden positive Veränderungen in den Bereichen Wohlbefinden , sozialer Zusammenhalt , Klimawandel und finanzielle Sicherheit herbeizuführen . Er vertritt 8400 Freiwilligen-Organisationen und bietet ihnen eine Reihe von Dienstleistungen an , die von der Finanzierung bis hin zur Verwaltung der Freiwilligen reichen . Er gibt ebenfalls ein Jahrbuch heraus , das Entwicklungen , Fakten und Statistiken über den ehrenamtlichen Sektor zusammenfasst . Dieses Jahrbuch , der Civil Society Almanac , dient der Information und der Gestaltung der aktuellen politischen Ausrichtung zum Thema Zivilgesellschaft . In seiner aktuellen Ausgabe bezieht sich Sir Stuart sehr direkt auf die aktive Bürgerschaft , die er als „ Grundlage der Teilhabe “ beschreibt und somit auch als anhaltende Priorität der strategischen Öffentlichkeitsarbeit des NCVO . Eine Auswirkung auf die Gesellschaft Benedicte Federspiel „ Normalerweise habe ich einen langen Arbeitstag und arbeite auch an den Wochenenden , aber so habe ich es mir ausgesucht ! “ Benedicte Federspiel ist Anwältin und arbeitet für den Dänischen Verbraucherrat in Kopenhagen . Dank ihres arbeitsreichen Vollzeit-Jobs und ihrer Verpflichtungen für den EWSA bleibt ihr nur wenig Zeit für die Momente , in denen sie nicht aktiv ist – und diese verbringt sie mit ihrer Familie . Es ist ein Lebensstil . Der Dänische Verbraucherrat wurde 1947 gegründet und ist der älteste seiner Art in Europa . Nach 40 Jahren in dieser Organisation , 20 davon als Leiterin , kennt sie sich sehr gut aus . „ Die jüngeren Mitarbeiter kommen auf mich zu und bitten mich um Informationen und Hinweise “ , stellt sie fest . Die unabhängige Einrichtung beschäftigt rund 100 Angestellte und zu ihren Mitgliedern zählen 83 000 Personen und 25 Organisationen . In einem kleinen Land wie Dänemark gilt der Rat daher als einflussreicher Akteur . „ Wenn es um Themen geht , die für die Bürger und Verbraucher von Bedeutung sind , werden wir gehört . Wir befassen uns mit allen Themen : Nahrung , Medikamente , Finanzdienstleistungen , chemische Stoffe , Telekommunikation , Energie , Datenschutz usw. Der Verbrauchermarkt betrifft beinahe alle Bereiche des Lebens . “ Die Mitglieder reichen von grünen Aktivisten über Bildungsorganisationen bis hin zu Senioren . „ Durch all unsere Tätigkeiten richten wir uns an die normalen Bürgerinnen und Bürger und helfen ihnen , sich selbst zu helfen . “ Einen Schritt weiter gehen Dem Rat stehen rund 400 freiwillige „ Marktagenten “ zur Seite , die Produkt- und Dienstleistungsanbieter auf lokaler Ebene überwachen . Darüber hinaus koordiniert er ein Umfragegremium , das 3000 Menschen im ganzen Land nach ihrer Meinung fragt . Er erhält eine enorme Menge allgemeiner Anfragen und Beschwerden und arbeitet mit der Finanzindustrie , der Immobilienbrache und der Tourismusbranche an gemeinsamen Körperschaften , die sich mit einzelnen Klagen befassen . „ Wir können beim Umgang mit den Problemen und Beschwerden der Menschen einen Schritt weiter gehen , indem wir diese beispielsweise an das Parlament oder den Bürgerbeauftragten für Verbraucherschutz weiterleiten oder indem wir das Fernsehen bitten , diese Themen aufzugreifen “ , erklärt Frau Federspiel . Ein großer Teil ihrer Arbeit befasst sich mit der EU , die den Binnenmarkt reguliert . Sie war einst Präsidentin des Europäischen Verbraucherverbands BEUC und Vorsitzende von ANEC , einer Organisation , die die Interessen der Verbraucher im Normungsprozess vertritt . Wenn es um die Umsetzung von Rechtsvorschriften der EU geht , „ sprechen wir mit Politikern und bewegen sie dazu , so abzustimmen , dass es den Verbrauchern zugutekommt . Wir versuchen , die Meinung der Verbraucher zu allem zu unterbreiten , was als Rechtsvorschrift in Brüssel enden könnte , und wir sagen , wenn ein Richtlinienentwurf nicht gut genug ist oder überarbeitet werden muss . In Dänemark wird anerkannt , dass Politiker sich alle Positionen anhören sollten , egal ob die der Industrie oder der Verbraucher . Dies ist Teil einer Demokratie “ , argumentiert sie . „ Wir können die Verbraucher in gewisser Weise mündig machen , aber wir müssen sie auch schützen . Wir können nicht alle die Klugen sein . Wie sollen die Menschen verstehen , ob ein Inhaltsstoff möglicherweise gefährlich ist ? “ Zwei Zeitschriften , eine über allgemeine Verbrauchertipps und eine zum Thema Finanzen , veröffentlichen Testberichte zu Produkten oder Dienstleistungen . „ Es muss Fachleute geben , die jeden Fall erörtern – man kann nicht nur nette , wohlwollende Menschen einsetzen . Unsere Argumente müssen auf Fakten basieren , und wir müssen professionell sein . “ Frau Federspiel besteht darauf , dass der Rat in der dänischen Gesellschaft eine wichtige Funktion übernimmt : „ Unser Einfluss ist immens . “ Die Mitarbeiter beantworten hunderte Anfragen von Ministerien oder helfen Parlamentariern dabei , Vorschläge zu entwickeln , indem Bereiche hervorgehoben werden , in denen sich die Situation der Verbraucher verbessern wird . „ Es ist ziemlich anstrengend , sich all die Aufgaben bewusst zu machen , mit denen wir uns befassen ! “ , sagt sie mit einem Lächeln . Nicht einfach zurücklehnen Der Rat besitzt auch eine nicht zu verachtende Medienpräsenz , da er regelmäßig von Journalisten nach seinem Standpunkt befragt wird . „ Wir sind eine Stimme , die sie anhören müssen . Aber es geht auch viel um Vertrauen . Sollten wir unser Vertrauen verlieren , oder etwas veröffentlichen , das nicht ganz durchdacht ist , würden wir uns selbst disqualifizieren . “ „ Wenn man in einer Gesellschaft leben will , in der man sagen kann : ‚ Ich habe meinen Beitrag geleistet ‘ , ist es wichtig , dass man sich aktiv an etwas beteiligt . Es reicht nicht aus , wenn man sich zurücklehnt und sagt : ‚ Alles geht in die falsche Richtung . ‘ “ „ Ich habe mich entschieden , in den Bereich der Verbraucherangelegenheiten zu gehen , da ich dachte , es wäre interessant , und das denke ich auch heute noch ! “ Sie erklärt , dass die Themen sich ständig ändern und dadurch neue Herausforderungen entstehen – darunter auch die Nanotechnologie , die Privatsphäre und die digitale Welt . „ Es gibt keine Grenzen . “ Die Hebamme bei der Wiedergeburt der aktiven Zivilgesellschaft Mall Hellam Mall Hellam ( zentrum ) Die sowjetische Besatzung Estlands , die nach dem Zweiten Weltkrieg begann , endete unvermittelt am 20. August 1991 . Die besorgte Bevölkerung , die 50 Jahre lang unter dem sowjetischen Unterdrückungsregime gelebt hatte , wartete auf ihre Befreiung . Estland hatte im Jahre 1918 schon einmal seine Unabhängigkeit von Russland erklärt und sich somit zum eigenständigen Staat gemacht . Doch 1940 fiel das Land erneut in die Hände der Sowjets . Heute wird der 20. August als Tag der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Estlands begangen . Sowjetische Panzer EWSA-Mitglied Mall Hellam hatte sich mit ihren Landsleuten der Estländisch-Ungarischen Gesellschaft ( Mall Hellam ist Absolventin der Eötvös Lórand Universität , Budapest ) versammelt , um vor über 20 Jahren den Ungarischen Nationalfeiertag zu feiern . „ Es lag viel Spannung in der Luft , der Putsch in Moskau hatte gerade begonnen und Panzer waren in Richtung Tallinn unterwegs “ , erinnert sich Frau Hellam . „ Die Menschen hatten keine Ahnung , was passieren würde , und viele von uns hatten das Gefühl , dass dieses ‚ Leuchtfeuer ‘ , das wir vor uns gesehen hatten , wieder verschwinden würde . “ Es war der Beginn einer neuen Zukunft , in der die Zivilgesellschaft und die aktive Bürgerschaft erneut florieren konnten . Als die sowjetischen Panzer auf die Stadt zurollten , schrieben Frau Hellam und ihre Kollegen einen Brief an eine Reihe ausländischer Botschaften . Darin erklärten sie , dass Estland sich nie wieder einer totalitären Diktatur ergeben werde . „ Wir begannen unseren Brief mit den Worten des berühmten ungarischen Dichters Sandor Petöfi . Die erste Zeile seines Gedichts lautet Erhebe dich Ungarn , die Heimat ruft ! “ Diese Ereignisse hatten auf sie eine tiefgreifende Wirkung . Zehn Jahre später half sie dabei , eine Strategie für die aufkeimende Zivilgesellschaft Estlands zu entwickeln . Aufkeimende Zivilgesellschaft Zu Beginn gab es nur eine Handvoll ziviler Organisationen . Im Laufe der Jahre kamen immer mehr hinzu . Die Stiftung Open Estonia , die seit 1990 von Frau Hellam geführt wird , hat eine Menge unternommen , um dies zu erreichen . Gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen hilft sie beim Aufbau und der Gestaltung der Zivilgesellschaft , und sie unterstützt NRO , die anderenorts Schwierigkeiten haben , indem sie Solidarität mit diesen demonstriert . Im Jahre 2007 hatten sie es geschafft , das erste gemeinsame Manifest der NRO Estlands zu verfassen . „ Das Zusammenbringen einiger begeisterungsfähiger Menschen , um eine Bushaltestelle im Fischerdorf Käsmu in Nord-Estland zu renovieren , ist ein kleines Beispiel dafür , was in Ihrer Gemeinde möglich ist “ , sagt sie . Im Jahr 2004 ging sie nach Kiew , um ihre ukrainischen Freunde zu unterstützen , die sich direkt nach den Präsidentschaftswahlen auf dem Majdan versammelt hatten . „ Meine ukrainischen Freunde , die sich für Demokratie und Werte einer offenen Gesellschaft einsetzten , hielten es für sehr wichtig , dass ihre Freunde aus Estland während der Präsidentschaftswahlen ihre Unterstützung bekundeten ” , erklärt Frau Hellam . Seit 20 Jahren leitet Frau Hellam die Estländisch-Ungarische Gesellschaft , die Menschen zusammenbringt , die Beziehungen zu Ungarn hatten oder haben . „ Diese Menschen waren und sind noch immer schwer verliebt in dieses Land , seine Leute , seine Kultur und die Literatur . Jedes Jahr feiern wir die Nationalfeiertage Ungarns , und wir versuchen , Hinweise und Informationen an diejenigen weiterzugeben , die mehr über Ungarn erfahren möchten “ , sagt sie und fügt hinzu , dass der 20. August in Ungarn auch der Tag des Heiligen Stefans ist , an dem das Land vor einem Jahrtausend gegründet wurde . Frau Hellams persönliches Engagement für eine gerechtere Gesellschaft ist ein Spiegelbild der turbulenten Geschichte ihres Landes . Die Freiheit , sich zu engagieren und sich als Bürgerin aktiv einzubringen , ist auf der politischen Entscheidungsebene von großer Bedeutung . „ Aktive Bürger sind in der Lage , ihre Regierung zur Rechenschaft zu ziehen und sicherzustellen , dass sie die Grundsätze der Rechtstaatlichkeit befolgt “ , sagt sie . In ihrem Amt als Geschäftsführerin der Stiftung Open Estonia und als eine der Gründerinnen des Estländischen Netzwerks gemeinnütziger Organisationen in Tallinn arbeitet Frau Hellam weiterhin an der Entwicklung einer offenen und gerechten Gesellschaft . Die Grundlage einer jeden demokratischen Gesellschaft hängt von einer lebendigen , aktiven Zivilgesellschaft ab sowie von einer engagierten Bürgerschaft . „ Aktive Bürger haben die Macht , all die Entscheidungen zu beeinflussen , die uns beeinflussen “ , fasst sie zusammen . Die Öffentlichkeit und der private Bereich sind dasselbe Evangelia Kekeleki Evangelia Kekeleki ( zentrum ) Die Rechte der Verbraucher Griechenlands zu verteidigen , ist für Evangelia Kekeleki eine Vollzeit-Leidenschaft . Sie ist die Generalsekretärin des Griechischen Verbraucherschutzzentrums ( KEPKA ) , wobei ihr einziger Lohn darin besteht , sehen zu können , wie skrupellosen Händlern und Geschäftspraktiken Gerechtigkeit widerfährt . „ Die Menschen haben eine ungefähre Vorstellung ihrer Rechte , aber sie wissen nicht , wie sie durchgesetzt werden können “ , sagt sie . Frau Kekeleki erinnert sich an einen Fall , in dem ein 75 Jahre alter Rentner seine Kreditkartenrechnungen nicht mehr bezahlen konnte . Die Bank beschlagnahmte seine gesamte Rente , und er blieb mittellos zurück . „ Ich rief den Bankmanager an und erzählte ihm , dass sein Vorgehen gesetzeswidrig sei und schlug vor , stattdessen einen kleinen Teil seiner Rente einzubehalten , aber nicht alles “ , erzählt Frau Kekeleki weiter . „ Schon am nächsten Tag hatte der Mann seine Rente zurück “ , sagt sie und fügt hinzu , dass dem Rentner vor Glück die Tränen in den Augen standen . „ Natürlich basiert dieser Erfolg auf der Macht der Organisation , die schon seit 29 Jahren aufgrund ihrer Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit ein hohes Ansehen genießt . “ Es habe sich als effektive Taktik erwiesen , Missstände an die Öffentlichkeit zu bringen , berichtet Frau Kekeleki . Ihrer Meinung nach ist dies die einzig wirksame Strategie , um Unternehmen dazu zu bewegen , ihre Fehler zu berichtigen . Glücklicherweise lösen die meisten Unternehmen die Probleme und Konflikte ohne Verzögerung , sobald sie erkannt haben , dass sie die Rechte der Verbraucher verletzt haben . Die Wiederbelebung der antiken griechischen Demokratie „ Aktive Bürgerschaft bedeutet Teilnahme . Wer sich nicht aktiv einbringt , ist kein Bürger “ , sagt Frau Kekeleki . Sie erklärt , dass die aktive Bürgerschaft bereits in der alten Demokratie Athens existierte , in der sich Bürger direkt im gesellschaftlichen und politischen Bereich einbringen konnten . Das griechische Wort Bürger beinhaltet ursprünglich auch die Bedeutung von aktiv . Diejenigen , die sich nicht aktiv in der Gesellschaft einbrachten oder nicht versuchten , die in ihrem Namen getroffenen Entscheidungen zu beeinflussen , waren nicht sehr angesehen . In der Tat steht im letzten Artikel der griechischen Verfassung geschrieben , dass die Verteidigung der Demokratie in den Händen des Volkes liegt . „ Wenn wir uns in der Gesellschaft einbringen , machen wir uns die Öffentlichkeit zu eigen . Die Öffentlichkeit und der private Bereich sind dasselbe , und wir müssen den öffentlichen Raum als eine Art Haus betrachten “ , erläutert sie . Eine zunehmend liberalere Wirtschaft benötigt mehr Verbraucherrechte Im heutigen Griechenland ist es besonders wichtig , die Verbraucher stärker auf ihre Rechte aufmerksam zu machen . In einigen Fällen weigern sich Unternehmen , die ein defektes Produkt verkaufen , dieses zu reparieren , es auszutauschen oder es zurückzunehmen . „ Diese Vorgehensweise ändert sich völlig , sobald wir einschreiten “ , erkennt Frau Kekeleki an . Die Liberalisierung der griechischen Wirtschaft bedeutet , dass sich die Zahl der Telekommunikationsanbieter erhöht hat . Infolge dessen haben die Verbraucher mehr Auswahl . „ Als die Telekommunikationsbranche liberalisiert wurde , bemerkten wir , dass sich die Beschwerden innerhalb weniger Monate verdreifachten . Wir stellten Untersuchungen an und fanden heraus , dass die neuen privaten Anbieter den Markt bedienten , dass es aber keine Vorschriften gab , um die Verbraucher in dieser neuen Zeit zu schützen . Also drängten wir die staatliche Aufsichtsbehörde und entwickelten einen verpflichtenden Verhaltenskodex . Sobald dieser Kodex umgesetzt wurde , ging die Zahl der Beschwerden zurück . “ KEPKA ist eine kleine Organisation , deren Fortbestand zu einem großen Teil von den Jahresbeiträgen der Mitglieder abhängt . Allein im vergangenen Jahr gingen über 13 000 Beschwerden von Verbrauchern ein . Das ist gar nicht so einfach zu bewältigen . „ Wir nehmen Beschwerden von allen Kunden an . Wenn wir ein Unternehmen ausfindig machen , dass die Verbraucherrechte oder Verhaltenskodexe verletzt , drängen wir die Regierung dazu , Rechtsvorschriften zu erlassen , falls diese noch nicht bestehen , oder Strafen zu verhängen , damit dieses Problem nicht wieder auftritt . “ Die Verbraucher müssen auf diesem sich ständig verändernden Markt ihre Rechte kennen . Deshalb veranstaltet KEPKA Seminare und Informationsveranstaltungen in Schulen , von der Grundschule bis zur Erwachsenenbildung . Je mehr die Menschen wissen , desto besser sind sie dafür gewappnet , ihre Rechte durchzusetzen . „ Der Verbraucher ist bei jeder Transaktion das schwächste Glied . Verbraucher müssen geschützt , informiert und ausgebildet werden “ , sagt Frau Kekeleki . „ Es wäre mein Traum , wenn der Leitsatz von KEPKA eines Tages Wirklichkeit würde : Ich kenne meine Rechte , ich bin mir meiner Macht als Verbraucher bewusst , ich bin Teil einer Verbraucherorganisation , ich bin geschützt . “ Tu es einfach ! Waltraud Klasnic „ Taten , nicht Worte “ ist das Motto des österreichischen EWSA-Mitglieds Waltraud Klasnic . Für sie ist es das , was aktives bürgerliches Engagement bedeutet : „ Rede nicht nur darüber , tu es ! “ Frau Klasnic ist gebürtige Grazerin und war 10 Jahre lang Landeshauptmann des österreichischen Bundeslands Steiermark . Davor war sie acht Jahre lang Landesrätin . Aber der Rückzug aus der Politik im Jahre 2005 hat ihr einen neuen Horizont des sozialen Engagements eröffnet . „ Ich habe zwei Hauptverpflichtungen “ , sagt sie . Ihre erste Aufgabe ist die der Vorsitzenden einer nationalen Dachorganisation von mehr als 250 Hospizen und palliativen Pflegezentren für todkranke und sterbende Patienten und ihre Familien . Die zweite , ebenso anspruchsvolle Arbeit besteht in der Unterstützung der Opfer von Kindesmissbrauch . Ein Netzwerk von Helfern Das Ziel des gemeinnützigen Dachverbands Hospiz Österreich besteht darin , die Lebensqualität für todkranke Menschen und ihre Familien zu verbessern , und das Bewusstsein für unheilbare Krankheiten , Tod und Sterben in der Öffentlichkeit , den Medien und bei Politikern zu steigern . Er informiert und berät auch zum Thema Patientenverfügungen , die ein Ausdruck der Selbstbestimmung sind . Er organisiert in Zusammenarbeit mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität und dem Konferenzzentrum St. Virgil in Salzburg ein multi-professionelles Master-Programm in Palliativ Care auf Universitätsebene . Er fördert außerdem den Dialog zwischen den medizinischen , pflegenden , beratenden , psychosozialen und anderen relevanten Berufen . Er entwickelt Qualitätsstandards für Hospize und die palliative Pflege in ganz Österreich , auch für ältere Menschen und todkranke Kinder . Die nationale Organisation unterstützt 700 Personen , die in den neun Bundesländern Österreichs Vollzeit in diesem Bereich arbeiten . Und in den letzten zehn Jahren hat sie mehr als 3 000 Freiwillige gewonnen , die eine 70-stündige Ausbildung erhalten , durch die sie Patienten zu Hause , in Krankenhäusern und Pflegeheimen palliativ betreuen und unterstützen können . „ Jedes Jahr kommen Hunderte neue Freiwillige aus dem ganzen Land hinzu “ , sagt Frau Klasnic . Als Leiterin der Organisation arbeitet sie mit der österreichischen Regierung zusammen , informiert , sammelt Spenden und koordiniert Aktivitäten . Entschädigung für Opfer Frau Klasnic hat auch eine wichtige Funktion in der Organisation Opferschutz Anwaltschaft inne . „ Wie in anderen Ländern , gab es auch in Österreich viele Missbrauchsopfer in der katholischen Kirche “ , erklärt sie . Auch wenn 80 % der Fälle von Kindesmissbrauch in der Familie stattfinden , haben sich in den vergangenen Jahren mehr als 1 000 Opfer gemeldet , um Misshandlungen durch Priester und Geistliche zu bezeugen , und das nicht nur in der katholischen Kirche , sondern in allen kirchlichen Organisationen . In einigen Fällen liegen die Straftaten sogar 50 oder 60 Jahre zurück . „ Es muss noch andere Menschen geben , die nicht den Mut haben , darüber zu berichten , was sie erlitten haben “ , fügt sie hinzu . Auf Einladung eines katholischen Kardinals schaltete sie sich im April 2010 ein und half dabei , eine unabhängige Kommission einzurichten . Die Kommission besteht aus Anwälten , Ärzten und anderen Fachleuten , und sie beschäftigt sich mit Forderungen nach Entschädigung und mit psychologischer und praktischer Unterstützung . „ Ich bin die Brücke zwischen der Kommission und den Opfern “ , erklärt sie . Die Menschenrechtsstadt Frau Klasnic wurde während des Zweiten Weltkriegs geboren und begann bereits mit 14 Jahren zu arbeiten . „ Wir hatten kein Geld “ , erinnert sie sich . Nach ihrer Heirat gründete sie zusammen mit ihrem Mann ein Transportunternehmen . Heute hat sie drei Kinder und fünf Enkelkinder . Da sie aus Graz , der ersten europäischen „ Menschenrechtsstadt “ , kommt , sagt sie , dass es für sie selbstverständlich ist , durch den EWSA und seine Gruppe Kommunikation zu versuchen , die Rolle der organisierten Zivilgesellschaft in Europa stärker in den Vordergrund zu stellen . „ Ihre Rolle ist in der Regel nicht so sichtbar , wie sie es sein sollte “ , führt sie an . Frau Klasnic erklärt ihr Engagement in einfachen Worten . „ Menschen zu helfen , hilft mir auch , es macht mich glücklich “ , bestätigt sie . „ Ich bin gesund , und ich kann es tun , und ich möchte noch 20 Jahre lang weitermachen , so Gott will ! Ich bin immer aktiv gewesen : nur wenn ich etwas tue , spüre ich , dass ich lebe . Es ist gut , so einen Gemütszustand zu haben . “ Europa braucht militante Bürger Bei dem Begriff „ aktive Bürgerschaft “ denke ich zuerst an all diejenigen , die aufgrund ihres gewerkschaftlichen Engagements ungerecht behandelt , verfolgt oder sogar ermordet wurden . Es ist überaus wichtig , dass Bürgerinnen und Bürger das Recht haben , sich – vor allem auch als Arbeitnehmer – zusammenzuschließen und gehört zu werden . Im Mittelpunkt jeder sinnvollen Organisationsform muss allein der Mensch , der Bürger , das Volk stehen . Die Europäische Union selbst strebt als übergeordnetes Ziel an , „ den Frieden , ihre Werte und das Wohlergehen ihrer Völker zu fördern “ . Als „ aktive Bürger “ müssen wir leider regelmäßig zu Zehntausenden auf die Straße gehen , um die politischen Entscheidungsträger daran zu erinnern und sie aufzufordern , Spekulanten , die Millionen von Bürgern in Geiselhaft nehmen , Einhalt zu gebieten . Um Ungerechtigkeit , Ausbeutung , sozialer Unsicherheit , Armut und Not ein Ende zu setzen , brauchen wir endlich ein wirklich soziales Europa , das ausschließlich im Dienste seiner Bürgerinnen und Bürger steht . Und um das zu erreichen , müssen wir mehr sein als „ aktive Bürger “ : Wir müssen uns als „ Bürgeraktivisten “ für eine Europäische Union der Solidarität , des Friedens und des Wohlstands für alle stark machen . Georgios Dassis Prësident der Gruppe Arbeitnemer im EWSA Auf der Suche nach einem breiteren Horizont Juan Mendoza „ Sozialtourismus ist nicht nur eine wirtschaftliche Tätigkeit ; es geht darum , die Lebensqualität zu verbessern “ , sagt Juan Mendoza . Seine Leidenschaft für dieses Geschäftsmodell ist seit seiner ersten Tätigkeit im Hotelgewerbe gewachsen . Jetzt , da er hauptberuflich als Gewerkschafter arbeitet , nutzt er sein Wissen , um für eine alternative Form des Tourismus zu werben , die neue Möglichkeiten eröffnet , zum Beispiel für junge und ältere Menschen , behinderte Reisende und benachteiligte Familien . Er weist auf ein wachsendes öffentliches Interesse am sozialen Tourismus und auf ein sich veränderndes Image hin . „ Sozialtourismus ist etwas für Menschen , die an kulturellen Aktivitäten teilhaben wollen , die lernen und andere Länder wirklich kennenlernen wollen “ , erklärt er . „ Etwa 50 % der europäischen Bürgerinnen und Bürger sind noch nie im Ausland gewesen “ , betont Herr Mendoza . „ Um Fortschritte hin zu einem vereinten Europa zu machen und eine europäische Persönlichkeit zu formen , sind sich alle einig , dass die Bürgerinnen und Bürger zu den Protagonisten werden müssen . Wir müssen touristische Aktivitäten entwickeln , die ihnen helfen , andere Länder und Kulturen zu verstehen – den Reichtum Europas kennenzulernen , die Geschichte , die Architektur , die Gastronomie ! Es ist ein sehr wichtiges Potenzial vorhanden . “ Respekt vor der lokalen Bevölkerung „ Der Sozialtourismus berührt auch solche Fragen wie den nachhaltigen Verkehr , kulturelle Innovation , den Schutz der natürlichen Umgebung und die Lebensqualität in Städten “ , sagt er . Und er sollte den Respekt vor der lokalen Bevölkerung beinhalten und das Verständnis für ihre Sprachen , ihre Geschichte und ihre Herkunft fördern . Herr Mendoza gehört der spanischen Gewerkschaft UGT an und lebt in Sevilla , arbeitet aber in Brüssel , wo er seit 1998 Mitglied des EWSA und Sonderberater des Europäischen Gewerkschaftsbunds ist . Er begann seine Tätigkeit in der Gewerkschaft als Arbeitnehmervertreter im Hotelgewerbe und verfolgt jetzt sein Interesse am Sozialtourismus durch den Ausschuss sowie durch seine eigene Gewerkschaft und im internationalen Kontext . „ Der Sozialtourismus nützt sowohl den lokalen und nationalen Regierungen als auch der EU “ , erklärt er . Neben der Ausweitung der Reisemöglichkeiten für Menschen , die keine gewöhnlichen Ferienanlagen nutzen können , fördert er auch die regionale Entwicklung und die Beschäftigung in der Tourismusindustrie , indem er Kapazitäten in der Nebensaison nutzt . Die Europäische Kommission fördert ihn seit 2008 , und 2009 hat sie ihr Programm Calypso ins Leben gerufen , im Rahmen dessen sie jährlich 1 Mio. EUR in die Verbreitung bewährter Praktiken und die Eröffnung preisgünstiger Gelegenheiten in der Nebensaison investiert . Lernen für das Leben „ Im Tourismussektor zu arbeiten bedeutet , dass man in Kontakt mit der Gesellschaft sein muss “ , fügt Herr Mendoza hinzu . Er engagiert sich auch in der Ausbildung von Arbeitnehmern , der Förderung des lebenslangen Lernens , von beruflichen Fähigkeiten und der Erwachsenenbildung , was wiederum zu einem erfüllteren Berufsleben führen kann . Er sieht aktives bürgerliches Engagement als entscheidend für die Zukunft Europas an . „ Ich denke , dass es momentan ein intellektuelles Auseinanderdriften zwischen den wirtschaftlichen Kräften und den gesellschaftlichen Akteuren gibt , wenn es darum geht , die Zukunft des europäischen Modells zu bestimmen . Sie haben zwei verschiedene Konzepte : wirtschaftlich und sozial “ , erklärt er . „ Das wirtschaftliche Konzept beinhaltet , dass Europa ein einziger großer Markt sein muss . Aber es gibt ein weiteres Konzept , dass Europa ein politischer und sozialer Raum sein muss , für Menschen , die ihre Erfahrungen austauschen , zusammenarbeiten , sich solidarisch zeigen und sich harmonisch weiterentwickeln . Die EU muss ein Gleichgewicht zwischen der Wirtschafts- und Sozialpolitik herstellen . „ Es ist wichtig , sich in der Gesellschaft zu engagieren , diese Ideen zusammen zu entwickeln und den Einfluss der Bürger zu stärken . Die Rolle der Gewerkschaften ist auch wichtig , insbesondere in der Krise . Wir müssen Lösungen für die Probleme finden , die mit ihr einhergehen , und Alternativen vorschlagen . “ Die Arbeit im Tourismusgewerbe hat die Ansicht von Herrn Mendoza über die Vorteile einer aktiven Teilhabe an der Gesellschaft bestätigt . „ Wenn Menschen in einem neuen Land ankommen und sie etwas über die Region wissen , hilft ihnen das , ihre Vorstellungen zu erweitern , und gibt ihnen neue Möglichkeiten zur Kommunikation und zum Verständnis . Und das trägt auch dazu bei , den Frieden zu fördern . “ Im öffentlichen Interesse André Mordant Für André Mordant sind die Bemühungen des EWSA zur Einbeziehung der breiteren Öffentlichkeit in seine Kampagnen und Aktivitäten ein herausragendes Beispiel für aktives bürgerliches Engagement . Der Gewerkschafter im Ruhestand , der Vorsitzender der belgischen Gewerkschaft FGTB war , bevor er 2006 Mitglied des Ausschusses wurde , unterstützt dieses Ziel nachdrücklich . Als erstes Beispiel führt er die „ Save it ! “ - Kampagne 2009 an , die sich auf das Thema Energiesparen konzentriert hat . Zwei junge österreichische Architekten waren verantwortlich für die Errichtung des Palettenhauses auf einem Platz in Brüssel . Für den Bau von zwei Gebäuden , die sich wegen ihrer Energie- und Wärmeeffizienz besonders für Schulen und Büros in warmen Ländern eignen würden , nutzten sie ausschließlich Holzpaletten . „ Es war eine bemerkenswerte Herausforderung “ , sagt Herr Mordant . Das Palettenhaus wurde zum Zeitpunkt des „ Global Overshoot Day “ im September errichtet . An diesem Tag hat die Weltbevölkerung alle verfügbaren Ressourcen des Planeten für die gesamten 12 Monate verbraucht . „ Ab diesem Tag verbrauchen wir einen Teil der Zukunft , weil wir bereits unseren Vorrat für das Jahr aufgebraucht haben “ , erklärt Herr Mordant . „ Wir haben einige Treffen veranstaltet , um die Probleme im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu erklären , und viele , viele Menschen kamen , um das Palettenhaus zu sehen und um zu hören , was wir zu sagen hatten . “ Die Suche nach Alternativen Die zweite Veranstaltung , die 2010 stattfand , stand unter dem Motto „ Move it ! “ und konzentrierte sich auf Mobilität . Eine Attraktion war eine Ausstellung mit motorisierten Fahrrädern , Elektrofahrzeugen und Personen-Transportmittel mit zwei Rädern ( Segways ) . „ Wir wollten zeigen , dass es viele Wege gibt , anders zu leben . Es gab eine faszinierende Ausstellung über Energiewirtschaft und alternative Transportmittel . “ Besucher wurden eingeladen , in ferngesteuerten fahrerlosen Fahrzeugen zu fahren und eine Rundstrecke für motorisierte Fahrräder veranschaulichte , wie man sich in der Stadt einfach fortbewegen kann . „ Es kamen auch viele Schulklassen – es war sehr interessant “ , erinnert sich Herr Mordant . Eine dritte öffentliche Veranstaltung , die „ Click it ! “ heißt und bei der die Nutzung des Internets im Mittelpunkt steht , findet in Warschau , Polen statt . „ Diese Art , an die Bürger heranzutreten , ist sehr effektiv “ , stellt er fest . „ Und weil unsere Mitarbeiter die meisten Sprachen der EU sprechen , können alle Mitglieder der Öffentlichkeit sich äußern und gehört werden . “ Auf der Grundlage des Dialogs André Mordant führt auch Schulungsmaßnahmen durch , bei denen er Zuhörern aus verschiedenen Berufsgruppen und Branchen oder Gruppen von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes den EWSA vorstellt . „ Ich erkläre die Funktion des Ausschusses , seine Gründung vor mehr als 50 Jahren und die Rolle , die er im sozialen Dialog spielt – den er auch auf anderen Kontinenten wie Lateinamerika zu fördern versucht . “ Er glaubt tatsächlich fest an den Dialog , der ein Gründungsprinzip der EU und die Essenz der Daseinsberechtigung des EWSA ist . Aber gegenwärtig , so behauptet er , ist der soziale Dialog in Europa unter Beschuss , durch Schritte , die Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften auf die Ebene des Arbeitsplatzes zu verlagern und auf diese Weise die Solidarität zwischen den verschiedenen Gruppen von Arbeitnehmern zu untergraben . „ Die europäische Gewerkschaftsbewegung befürwortet ein branchenübergreifendes System , wo die Stärksten die Schwächsten unterstützen , sodass alle vorankommen “ , erklärt er . Er führt das Beispiel eines kürzlichen Seminars in Arlon im Süden von Belgien an . „ Die Teilnehmer hatten eine sehr negative Sicht von Europa . Gewerkschafter waren früher EU-Befürworter , aber jetzt stellen sie die Art und Weise , wie sie sich im Hinblick auf soziale Rechte , Rechte am Arbeitsplatz und die Verhandlungsfreiheit entwickelt , infrage . Das macht sie immer skeptischer , sodass eine Debatte unerlässlich ist . Es ist wichtig , sich zu engagieren und einen Dialog mit allen gesellschaftlichen Akteuren zu eröffnen . “ Herr Mordant hat 45 Jahre seines Leben damit verbracht , für Dialog zu werben . „ Heute bin ich immer noch überzeugt , dass Europa , obwohl es nicht perfekt ist , die einzige Möglichkeit ist , um die Bedingungen für alle zu verbessern . Aber Europa verliert die Loyalität seiner Bürgerinnen und Bürger , weil es nicht mehr Chancengleichheit für alle sicherstellt , und das ist sehr schlecht . Auch wenn es schwierig ist und wir manchmal zweifeln , bin ich sicher , dass wir weiterhin aktiv in Europa arbeiten müssen . “ Der eigenen Gemeinschaft etwas zurückgeben Gintaras Morkis Die 300 km von der litauischen Hauptstadt Vilnius gelegene Stadt Plungė hatte einige berühmte Bewohner . Aber viele sind weggezogen , um als Politiker , Wirtschaftsführer , Künstler , Musiker oder Ärzte Karriere zu machen . Gintaras Morkis ist eines der Gründungsmitglieder von Plungiškių draugija , der Gesellschaft der Bürger von Plungė , die einmal im Jahr die bekanntesten Söhne und Töchter von Plungė zusammenbringt , um Projekte zugunsten ihrer Heimatstadt durchzuführen . Er ist jetzt dank der Stimmen seiner Mitbürger Mitglied im Rat der Gesellschaft . „ Die Organisation wurde 1971 gegründet , aber zu der Zeit wurden ihre Tätigkeiten durch die Vertreter der Sowjets genau überwacht “ , erklärt Herr Morkis „ deshalb musste sie 1975 ihre Arbeit einstellen . “ 2003 , nach der Unabhängigkeit Litauens , wurde sie wiederbelebt und hat jetzt 130 aktive Mitglieder . Der Vorsitzende der Gesellschaft , Dr. Bronislovas Lubys , ist ein Unterzeichner der litauischen Unabhängigkeitserklärung von 1990 , ehemaliger Ministerpräsident und Vorsitzender des litauischen Industriellenverbands . Er ist der größte Spender für die Aktivitäten der Stadt und unterstützt außerdem einen Kindergarten für behinderte Kinder . „ Ohne seinen Beitrag wäre kaum eine nennenswerte Unterstützung zu erwarten “ , merkt Herr Morkis an . Durch Vorbilder lernen „ Diese Gesellschaft tut eine Menge für meine Heimatstadt und ihre Bürgerinnen und Bürger . “ Im Jahresverlauf organisieren Mitglieder solche Veranstaltungen wie das Mykolas-Oginskis-Festival für klassische Musik oder veröffentlichen Bücher über Plungė , ihre Geschichte und ihre Einwohner . Sie regen junge Menschen dazu an , die Stadt zu erkunden und schreiben dafür solche Preise aus , wie beispielsweise die Möglichkeit , innerhalb und außerhalb von Litauen zu reisen . „ Die Mitglieder der jüngeren Generation lernen durch Vorbilder , und man zeigt ihnen , wie sie mit ihrer Heimatstadt in Kontakt bleiben können , wenn sie an einem anderen Ort in oder außerhalb Litauens leben “ , erklärt Herr Morkis . „ Einige Menschen sind viele Jahre lang fort gewesen oder sie haben im Exil in Sibirien gelebt . Jetzt sind sie zurück , und auch wenn sie an einem anderen Ort leben , sind sie entschlossen , ihrer Heimatstadt zu dienen . “ Es ist kein Zufall , dass das jährliche Treffen der Gesellschaft mit dem Beginn des Mykolas-Oginskis-Festival im September zusammenfällt . Im 19. Jahrhundert war Mykolas Oginskis ein Förderer junger Musiker und hat in Plungė einen prachtvollen Palast erbaut . Er hat außerdem den bedeutendsten Maler und Komponisten Litauens , Mikalojus Konstantinas Čiurlionis , unterstützt , der in der Stadt studiert hat . Heute sponsert die Gesellschaft das Musikfestival und die stellvertretende Vorsitzende Genovaitė Žiobakienė kümmert sich um organisatorische Angelegenheiten . Zu den berühmten Bürgern von Plungė gehören Komponisten wie Juozas Domarkas und Stasys Domarkas , die Opernsängerin Giedrė Kaukaitė , der Jazz-Saxofonist Petras Vyšniauskas und der Herzchirurg Rimantas Benetis . Einmal im Jahr organisiert die Gesellschaft mit der Unterstützung von Prof. Juozas Pundzius , dem Direktor der Kliniken im litauischen Kaunas , einen speziellen Tag der Gesundheit . „ Alle Ärzte arbeiten ehrenamtlich , um den Bürgerinnen und Bürgern ihrer Heimatstadt zu einem gesünderen Leben , einer qualitativ hochwertigen Beratung und gegebenenfalls auch einer Behandlung zu verhelfen “ , sagt Herr Morkis . Eine partizipative Demokratie Er selbst hilft dem lokalen Unternehmerverband , seine Exportchancen durch die Organisation von Geschäftsreisen ins Ausland und von Besuchen ausländischer Experten zu erweitern . Im August dieses Jahres wurde er eingeladen , auf der Jahrestagung der Gesellschaft über seine Tätigkeit im EWSA in Brüssel zu sprechen . Als stellvertretender Generaldirektor des litauischen Industriellenverbands tritt Herr Morkis aktiv für die Interessen großer , mittlerer und kleiner Unternehmen ein . „ Wir sind in verschiedenen Strukturen eingebunden , wie dem dreigliedrigen Rat von Litauen , und wir sehen dies als einen Beitrag zur partizipativen Demokratie an “ , erklärt er . Auf einer privateren Ebene engagiert er sich in der Nachbarschaftsvereinigung seines Apartmentblocks . „ Aufgrund meiner anstrengenden Arbeit für meine Organisation und meiner Beteiligung an der Arbeit des EWSA habe ich nicht viel Zeit für Freizeitaktivitäten “ , gibt Herr Morkis zu . Aber in der Vergangenheit gehörte er dem lokalen Rotary Club an . „ Ich war ein aktives Mitglied der Gruppe . Sie hat der Gemeinschaft sehr geholfen . “ Ein spanischer Bauer in Brüssel Pedro Narro Im trockenen , offenen Flachland von Kastilien-La Mancha in Spanien befinden sind einige der am meisten geschätzten Weingüter Europas . Über die Hälfte des spanischen Weins kommt aus dieser Region . Es ist eine landwirtschaftlich geprägte Gegend , und auch der mythische Schauplatz von Miguel de Cervantes berühmtem Don Quixote . Es ist außerdem die Heimat des 33-jährigen Pedro Narro und seiner Familie , deren Existenzgrundlage seit Generationen überwiegend von der Weinindustrie abhängt . Sein Bruder und sein Vater leiten zusammen das Familienweingut . Das war ein Weg , den Herr Narro auch hätte einschlagen können , aber er entschied sich stattdessen dafür , die Interessen dieser Bauern zu vertreten und sich dafür einzusetzen , für die kommenden Generationen eine nachhaltige Zukunft zu sichern . Dazu braucht es mehr als bloßes berufliches Engagement ; dazu gehört , dass man Zeit mit Menschen verbringt , mit ihnen über ihre Sorgen spricht und ihnen zuhört . „ Ich wollte auch ein aktiver Bauer sein “ , sagt er . „ Aber nach zwei oder drei Jahren auf dem Weingut wurde mir klar , wie wichtig es ist , Teil einer Organisation auf lokaler , nationaler und EU-Ebene zu sein . “ Heute ist er der Leiter der Abteilung für internationale Angelegenheiten des spanischen Bauernverbands ASAJA , der seinen Sitz in Brüssel hat , wo Herr Narro jetzt lebt , obwohl er einen großen Teil seiner Zeit in Spanien verbringt . Mindestens dreimal im Monat reist er in eine andere spanische Region und spricht mit Bauern über die gemeinsame Agrarpolitik ( GAP ) und den Beitrag des EWSA . „ Die Bauern sind weit weg von Brüssel und denken , dass die hier gefällten Entscheidungen sie nicht berühren “ , erklärt Herr Narro , ein Mitglied des EWSA , der auch die Initiativstellungnahme des EWSA „ Die Zukunft der Junglandwirte “ verfasst hat . „ Ich versuche , den Bauern zu vermitteln , was auf EU-Ebene passiert , wie es sie berührt , aber auch , was die EU im Allgemeinen tut . “ Er tut das seit 12 Jahren . Die Distanz überbrücken Mit Menschen kommunizieren und sich engagieren mag zu den Pflichten von Herrn Narro bei ASAJA gehören . Aber bei diesen Aufgaben geht es zu einem großen Teil auch um aktives bürgerschaftliches Engagement . Er hat das Leben als Bauer in Kastilien-La Mancha , der drittgrößten Region in Spanien , gesehen und erlebt . Und obwohl diese Region im Herzen des Landes liegt , ist sie weiterhin eine der am dünnsten besiedelten Regionen . Vielleicht erklärt das das Gefühl der Abgeschiedenheit , wo das Leben vom Rhythmus der Jahreszeiten und der Ernte geprägt ist . „ Die Menschen leben in ländlichen Gebieten . Sie sind so distanziert und haben eine sehr lokale Herangehensweise , mit Dingen umzugehen . Sie haben keinen Bezug zu Brüssel “ , berichtet er über die Bauern in Kastilien-La Mancha . Um die Kluft zu überbrücken , organisiert er auch Ausflüge nach Brüssel . „ Wenn die Bauern das erste Mal nach Brüssel kommen , sind sie vollkommen verloren . Ich verstehe ihre Reaktionen , sie sind zurückhaltend , haben sogar etwas Angst “ , fügt er hinzu . Schließlich beginnen sie die konkrete Arbeit zu sehen , die in Brüssel geleistet wird , und den Nutzen . Dazu gehören Diskussionen über Nachhaltigkeit ; ein Wort , das erst vor kurzem dem spanischen Wortschatz hinzugefügt worden ist , merkt Herr Narro an . „ Bei der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft geht es darum , neue Rechtsvorschriften über Pflanzenschutzmittel zu verabschieden , über die Modernisierung von Bewässerungsanlagen , eine bessere Nutzung des Bodens und die Verbesserung der Lebensmittelkette . “ „ Aber es geht auch darum , junge Menschen dazu zu bringen , den Beruf des Bauern zu ergreifen “ , erklärt er . Nur 6 % aller Bauern in der EU sind unter 35. Einer von dreien ist über 65 , und fast 5 Millionen werden sich in den kommenden zehn Jahren zur Ruhe setzen . „ Es ist äußerst wichtig , dass man sich in der Gesellschaft engagiert . Es ist äußerst wichtig , zu versuchen , junge Landwirte dazu zu bewegen , sich in der Organisation zu engagieren . Wir haben in unserer Organisation Instrumente ausschließlich für junge Menschen geschaffen . Um sie auch einzubinden und um sicherzustellen , dass die europäische Landwirtschaft eine nachhaltige Zukunft hat “ , sagt er . Aktiv zu sein , bildet die Grundlage für die Sache , für die er kämpft , und möglicherweise auch für die Zukunft der europäischen Landwirtschaft . Einen Wunsch erfüllen Michal Pintér Michal Pintér und seine Kinder Weihnachten ist eine Zeit voller Zauber , und im vergangenen Jahr ( 2010 ) erlebten dank der Großzügigkeit einer lokalen Firma und von Freiwilligen 270 Kinder mit einer Sehbehinderung und aus Pflegefamilien in der Ostslowakei selbst diesen Zauber . Jedes Jahr im Dezember stellt das Unternehmen U.S. Steel in Košice einen Wunsch-Weihnachtsbaum auf , an dem benachteiligte Kinder eine Nachricht an den Weihnachtsmann hinterlassen können . Aber es sind Mitarbeiter des Unternehmens , die die Geschenke kaufen und sie verteilen – alles von Puppen bis hin zu Spielzeugautos und Bauklötzen . „ Wir drängen niemanden dazu , mitzumachen “ , erklärt EWSA-Mitglied Michal Pintér , der Leiter der EU-Abteilung des Unternehmens , der sich persönlich in diesem Programm engagiert . „ Aber seit 2001 , nachdem U.S. Steel das lokale Stahlunternehmen aufgekauft hat , gibt es bei uns die Tradition der Weihnachtsspendenaktion in der Adventszeit . “ Jedes Jahr spenden viele der 13 000 Mitarbeiter Geld , das an Gesundheitszentren , Herz- und Krebsstationen , Hospize und andere Einrichtungen verteilt wird , die einem guten Zweck dienen . 2010 haben 7 200 Mitarbeiter gespendet . „ Im Laufe der Jahre haben wir Tausende von Euro gespendet “ , sagt er . Das Unternehmen veranstaltet außerdem ein Weihnachtskonzert für die Kinder aus der Region und für Behinderte oder benachteiligte Menschen . „ Es leben viele Roma in Košice “ , erklärt Herr Pintér . Viele der Spendenempfänger – über die Hälfte – sind Roma . Teil der Gemeinschaft Er ist stolz über die Bemühungen seines Arbeitgebers . „ Wir schaffen für viele Familien der Region Arbeitsplätze , und wir wollen Teil der Gemeinschaft sein und sie unterstützen . Diese Region ist nicht sehr weit entwickelt – es gibt viele soziale Probleme und eine ziemlich hohe Arbeitslosigkeit . U.S. Steel ist der größte Arbeitgeber und wahrscheinlich das beste Beispiel für die soziale Verantwortung der Unternehmen in der Ostslowakei . Einige Unternehmen verkaufen ihre Produkte direkt an Verbraucher , aber wir verkaufen Stahl , so dass Einzelpersonen nicht zu unseren Kunden gehören . Wir erhalten nichts außer einem guten Gefühl . “ Jedes Jahr im Juni organisiert die Firma ein Wochenende unter dem Motto „ U.S. Steel Košice Freiwilligen-Tage “ , beginnend am Freitag , wenn die Mitarbeiter Blut spenden . Darauf folgt eine Sammlung von Bekleidung und Lebensmitteln für ärmere Familien und Obdachlose am Samstag , während Hunderte Beschäftigte ihre Freizeit für Projekte opfern , die vom Bau eines Spielplatzes für autistische Kinder bis hin zum Ausmisten von Ställen im lokalen Zoo reichen . „ Es ist eine der größten Freiwilligen-Veranstaltungen in der Region “ , merkt Herr Pintér an . „ Den Menschen macht es Spaß , und sie bleiben den ganzen Tag . Die Zahl der Teilnehmer steigt . “ 2011 wurde es in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung organisiert , und der Bürgermeister und der Leiter des Unternehmens arbeiteten Seite an Seite . In Zusammenarbeit mit NRO und Vereinen unterstützt die Firma als Teil einer auf Teenager in der Region gerichteten Anti-Drogen-Kampagne auch Sportveranstaltungen . Und am Feiertag „ Thanksgiving “ im November spendet U.S. Steel über die Amerikanische Handelskammer in der Slowakei Geld für den guten Zweck . „ Während des früheren Regimes waren wir nicht gewöhnt an Freiwilligentätigkeit “ , gibt Herr Pintér zu . „ Wir wurden durch die Behörden zu allem gezwungen . “ Das Unternehmen hat also viel dafür getan , das Bewusstsein für aktives bürgerschaftliches Engagement in der Region zu stärken . „ Obwohl wir mit solchen Tätigkeiten nicht vertraut waren , haben wir sehr schnell gelernt . Es ist keine Pflicht , aber die Slowaken sind sehr freundliche Menschen und bringen sich gerne ein . “ Ökologische Verantwortung Obwohl er ursprünglich aus der nordslowakischen Stadt Žilina kommt , wohnt Michal Pintér jetzt in der Hauptstadt Bratislava , wo er auch ein Mitglied des Nationalen Arbeitgeberverbands ist . „ Ich lebe in einer kleinen Gemeinde “ , sagt er . „ Wir organisieren spezielle Tage , an denen die Anwohner hinausgehen und die Umgebung säubern . “ Wenn er mit seiner vierjährigen Tochter Tamara einkaufen geht , erklärt er ihr , wieso es wichtig ist , den Abfall aufzuheben . „ Wir sind gute Menschen , und wir müssen die Umwelt sauber halten “ , lächelt er . „ Wenn wir es nicht tun , wer dann ? Wir können uns nicht immer auf die Regierung verlassen . Ich will auf keiner Mülldeponie leben ! “ „ In meiner Nachbarschaft haben wir den Rat überzeugt , uns Bio-Tüten für Biomüll zu geben und Plastik und Glas zu trennen . Für mich ist Recycling auch eine Art des aktiven bürgerschaftlichen Engagements . “ Bündnisse im Kampf für soziale Gerechtigkeit Oliver Röpke Oliver Röpke ( links ) „ Unsere Gesellschaft , unsere Demokratie profitiert von aktivem bürgerschaftlichem Engagement und ist darauf angewiesen . Wir brauchen demokratische Institutionen , und wir brauchen Wahlen , aber um eine echte Demokratie mit einer möglichst breiten Beteiligung der Menschen zu haben , ist es notwendig , dass die Menschen sich engagieren , nicht nur in Gewerkschaften , sondern auch in NRO und politischen Parteien . “ Oliver Röpke , der das Brüsseler Büro des Österreichischen Gewerkschaftsbunds ( ÖGB ) leitet , glaubt fest daran , Maßnahmen durch etablierte Strukturen zu kanalisieren . „ Ich denke , dass es wichtig ist , eine Verbindung zwischen aktivem bürgerschaftlichem Engagement und Organisationen wie Gewerkschaften und Parteien zu haben “ , unterstreicht er . Daher ist es nicht überraschend , dass er seinen eigenen Beitrag zum aktivem bürgerschaftlichen Engagement durch seine Arbeit leistet . „ Die gegenwärtig wichtigste Aktivität ist meiner Meinung nach unser Kampf für die Einführung einer Finanztransaktionssteuer . Wir haben in den vergangenen zwei Jahren versucht , diese Idee in der EU voranzutreiben und viele andere Akteure zu beteiligen . “ Das hat zum Start einer Kampagne und der Lobbyarbeit sowohl auf europäischer Ebene als auch auf Ebene der Mitgliedstaaten geführt . „ Wir haben Bündnisse geschmiedet “ , erklärt Herr Röpke . „ Wir versuchen , nicht nur unsere Mitglieder zu erreichen , sondern auch die nicht gewerkschaftsnahen Teile der Zivilgesellschaft . Wir beteiligen uns an der Kampagne „ Europäer für eine Reform des Finanzmarkts “ , an der Gewerkschaften , politische Parteien und Nichtregierungsorganisationen teilnehmen . Sie setzt sich vor allem für die Finanztransaktionssteuer ein , aber auch für eine wirksame Regulierung der Finanzmärkte . “ Eine dreistufige Kampagne In Österreich fand vor zwei Jahren anlässlich des Auftakts der Kampagne eine Großveranstaltung in Wien statt . „ Wir haben sowohl Akteure auf europäischer als auch auf nationaler Ebene eingeladen sowie Politiker , und seitdem waren wir an einer Reihe von Aktivitäten beteiligt . “ Eine dreistufige politische Kampagne hat sich zunächst auf das Europäische Parlament konzentriert : den Abgeordneten wurde eine Petition übergeben , in der sie angehalten wurden , für die Steuer zu stimmen . „ Es wurden Hunderttausende E-Mails an die Abgeordneten des Europäischen Parlaments verschickt “ , berichtet er . Weitere Lobbyarbeit fand anlässlich der öffentlichen Konsultation der Europäischen Kommission statt , und die dritte Stufe begann vor dem Treffen des Europäischen Rats im Sommer 2011 . Die Menschen wurden aufgefordert , ihre Forderungen direkt an die Staats- und Regierungschefs zu richten . Im Verlauf des vergangenen Jahres haben die Organisatoren der Kampagne eine Internetplattform ins Leben gerufen , auf der Mitglieder der Zivilgesellschaft ihre Unterstützung für die Finanztransaktionssteuer dokumentieren können . „ Aus meiner Sicht würde sie einen wichtigen Fortschritt bedeuten “ , sagt Herr Röpke . „ Sie würde dazu beitragen , die Finanzmärkte zu regulieren und höhere Einnahmen für die öffentlichen Kassen , öffentliche Dienstleistungen und die Bekämpfung der Armut einbringen . Aus der Krise lernen „ Wir hatten eine positive Resonanz auf die Kampagne “ , fügt er hinzu . „ Die meisten Reaktionen waren ziemlich positiv , teilweise aufgrund der Erfahrungen der Menschen mit der finanziellen Situation . Es gibt eine Art Konsens , dass die Finanztransaktionssteuer ein Instrument für mehr soziale Gerechtigkeit wäre , aber gleichzeitig würde sie eine Lehre darstellen , die wir aus der Krise ziehen sollten . „ Ich will nicht sagen , dass ich optimistisch bin , aber ich begrüße die Tatsache , dass es zum ersten Mal den Anschein hat , dass die Kommission und einige Mitgliedstaaten die Einführung einer Finanztransaktionssteuer befürworten . Aber wir müssen konkrete Vorschläge abwarten . Wir sollten bereits an die nächsten Schritte denken , falls der Vorschlag der Kommission nicht die notwendige Mehrheit erhält . Eine Möglichkeit wäre , wenn sich eine Gruppe von Ländern zusammenschließen und sie einführen würde , aber wir würden die gesamte EU oder zumindest die Eurozone vorziehen . Das könnte eine Lösung sein . “ Herr Röpke , der für die Arbeiterkammer in Wien gearbeitet hat , bevor er sich der Gewerkschaftsbewegung anschloss , ist ein Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Österreichs und stellvertretender Vorsitzender ihrer Brüsseler Abteilung . „ Ich befürworte eine partizipative Demokratie “ , erklärt er , „ aber es ist oft so , dass junge Menschen sich engagieren wollen , aber keiner politischen Partei beitreten wollen . Ich denke , dass wir diese traditionellen Institutionen nutzen sollten . Sie haben ihren Wert und sind für eine demokratische Gesellschaft wirklich wichtig . “ Die europäische Bürgerinitiative – eine Chance , die genutzt werden sollte Was versteht man unter „ aktiver Bürgerschaft “ und warum ist sie wichtig ? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt unseres Konzepts für bürgerschaftliches Engagement und partizipative Demokratie , und mehr als 100 Millionen Bürgerinnen und Bürger der EU praktizieren einen Aspekt der „ aktiven Bürgerschaft “ , indem sie eine Freiwilligentätigkeit ausüben . Damit tragen sie zu einem größeren gesellschaftlichen Zusammenhalt und zu einer produktiveren und kreativeren Gesellschaft bei , die den staatlichen und den privaten Sektor ergänzt . Auf EU-Ebene wurde die „ aktive Bürgerschaft “ durch den Vertrag von Lissabon gestärkt , mit dem Strukturen für die Partizipation und den Dialog zwischen den Bürgern , der organisierten Zivilgesellschaft und den EU-Institutionen geschaffen wurden . Ein Schlüsselelement dieses Dialogs ist die europäische Bürgerinitiative . Da der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss ( EWSA ) als offizielle Plattform für den Dialog zwischen der organisierten Zivilgesellschaft in Europa geschaffen wurde , liegt es nun an ihm , diese Chance zu nutzen und zu einer zentralen Anlaufstelle für die Zivilgesellschaft zu werden , damit die europäische Bürgerinitiative auch tatsächlich zu einer Unionsbürgerschaft und europäischen Identität beitragen kann ! Luca Jahier Prësident der Gruppe Verschiedene Interessen im EWSA Lernen , Berge zu versetzen Madi Sharma „ Es sind nicht die Politiker , die auf der Welt etwas bewegen , es sind die Menschen an der Basis , die gegen eine Ungerechtigkeit vorgehen oder eine Situation verbessern wollen . Aber viele von ihnen wissen nicht , wie sie den ersten Schritt tun sollen “ , sagt Madi Sharma . Als erfolgreiche Unternehmerin , die eine Reihe von Firmen im Vereinigten Königreich und in Indien leitet , ist Frau Sharma überzeugt , dass die Menschen mit Selbstvertrauen und dem richtigen Know-how ihr Leben und ihre Umgebung aktiv verbessern können . „ Ich nenne das die Wertschätzung des Humankapitals in unserer Gesellschaft “ , erklärt sie . „ Wenn man das Potenzial , das in den Menschen steckt , wecken kann , kann man wirklich Berge versetzen . “ Frau Sharma konzentriert sich in ihrem Beitrag zur Stärkung des aktiven bürgerschaftlichen Engagements vor allem darauf , an Schulen und in Gemeinden in benachteiligten Gebieten und in Entwicklungsländern unternehmerisches Denken zu vermitteln . „ Die Gesellschaft hat viele dieser Menschen abgeschrieben “ , sagt sie . „ Durch Unternehmertum entwickeln wir ihre Fähigkeiten und helfen ihnen , ihren Beitrag zu leisten . Es ist uns vor allem wichtig , dass unsere jungen Menschen aktive Bürger sind , weil dies ihre Welt ist , und sie müssen am Entscheidungsprozess beteiligt werden . “ Aktive Hilfe Sie verweist auf die „ großen Herausforderungen “ , vor denen sie in ihrem eigenen Leben gestanden hat . Als alleinerziehende Mutter und Opfer häuslicher Gewalt war ihr erstes Unternehmen ein Fehlschlag . „ Aber ich hatte immer jemanden , der mich aufgefangen und mir geholfen hat , den nächsten Schritt zu tun . Wenn ich das für einen anderen Menschen tun kann , dann ist das mein Ziel . “ Sie ist seit 2002 Mitglied des EWSA und hat sich seitdem von einer „ Unbekannten “ in der britischen Stadt Nottingham – „ ein Gebiet der großen Möglichkeiten , aber auch des großen Mangels “ – zu einer Beteiligten am Entscheidungsprozess in Europa entwickelt . „ Wenn ich das kann , dann können das andere auch “ , stellt sie fest . „ Für mich ist es das , was ein aktives bürgerschaftliches Engagement ausmacht . Wie Gandhi gesagt hat , du selbst musst dich ändern , wenn du einen Wandel herbeiführen willst . Es geht darum , den Menschen die Instrumente zu geben , durch die sie an sich selbst glauben und sich Gehör verschaffen können . “ Zu den Gruppen , mit denen Frau Sharma zusammenarbeitet , gehören auch tibetische Flüchtlinge . „ Es gibt junge Studenten , die Tausende von Kilometern durch den Schnee gelaufen sind , ohne Schuhe und ohne Essen , und ihre Eltern zurückgelassen haben . Es ist Teil des Kampfes gegen Menschenrechtsverletzungen . Sobald sie hier ankommen , können sie anfangen , von diesen Menschenrechtsverletzungen zu erzählen , aber sie können es nicht tun , wenn sie nicht glauben , dass sie etwas bewegen können . Deshalb habe ich mich dazu entschieden , mit Menschen zusammenzuarbeiten , die vor großen Herausforderungen stehen , weil die Belohnung so gewaltig und klar sichtbar ist . „ Ich habe Hunderte von E-Mails mit Danksagungen erhalten , aber darum geht es nicht . Ich habe das Glück , dass ich gute Verbindungen habe , und dass bei mir Taten im Vordergrund stehen , und zusammen können wir etwas erreichen . Aber das Lächeln im Gesicht eines Menschen zu sehen , reicht aus , und das kann eine andere Person inspirieren . Das ist der Dominoeffekt des bürgerschaftlichen Engagements . Es kostet uns nichts , zum Beispiel einen Kontakt weiterzugeben , aber die Menschen wollen ihre Netzwerke schützen , sie sind so misstrauisch ... “ Eines ihrer Unternehmen ist auf dem Gebiet der Ausbildung zu unternehmerischer Kompetenz tätig , aber Frau Sharma geht auch als Freiwillige in Schulen oder arbeitet mit Frauen , die Opfer häuslicher Gewalt oder von Vergewaltigung geworden sind . Eine Gruppe dieser Frauen hat ihre eigene Kampagne ins Leben gerufen , in der sie Änderungen im britischen Recht fordern , damit ihre Kinder besser geschützt werden . Wellen in einem Teich Sie erinnert sich besonders daran , wie sie 65 Bürgerkriegswaisen aus Burundi unterrichtet hat . „ Diese Schüler hatten das feste Ziel , in ihren Leben etwas zu verändern . Sie sind meine Antriebskraft , wenn es darum geht , die Entwicklung Afrikas zu unterstützen . „ Es ist wie bei einem Kieselstein , der in einen Teich fällt . Wenn man etwas tut , inspiriert man andere dazu , auch etwas zu tun , aber wenn man herumsitzt und nichts tut , wie kann man dann von anderen erwarten , dass sie etwas tun ? Wir haben einen Planeten , und es geht darum zusammenzuarbeiten . “ „ Junge Menschen und Frauen sind noch nicht hinreichend am Entscheidungsprozess beteiligt , auf allen Ebenen “ , warnt sie . „ Das ist ein großer Fehler . Es gibt Millionen junge Menschen , die arbeitslos sind , aber niemand spricht mit ihnen . Frauen und junge Menschen müssen in der Welt eine Führungsrolle übernehmen . Das wird etwas bewegen . “ Eine Million Stimmen Anne-Marie Sigmund Das Fundament jeder Demokratie sind ihre Bürgerinnen und Bürger . Für Europa ist die Möglichkeit , direkt auf das , was in Brüssel passiert , Einfluss zu nehmen , inzwischen Realität geworden . Eine Million Stimmen , eine Million Unterschriften können die Europäische Kommission dazu zwingen , durch normale Bürgerinnen und Bürger aus der gesamten EU aufgeworfene Fragen genau zu prüfen . Die europäische Bürgerinitiative wurde durch den Vertrag von Lissabon eingeführt und ist ein Instrument , das Anne-Marie Sigmund mit einem gewissen Stolz beschreibt . Das ist kein Wunder , denn sie hat sie mitgestaltet . „ Mit der europäischen Bürgerinitiative wird erstmals in der Geschichte ein direktes grenzübergreifendes , transnationales demokratisches Verfahren gesetzlich verankert “ , sagt Frau Sigmund , die die Stellungnahme des EWSA „ Die Umsetzung des Vertrags von Lissabon : Partizipative Demokratie und die europäische Bürgerinitiative “ verfasst hat . Die Initiative ist ein Meilenstein für die EU und ein Instrument , das den Bürgerinnen und Bürgern mehrerer Länder ein transnationales Recht der Teilhabe gibt . Die direkte Demokratie wurde erstmals im Athen des 5. Jahrhunderts durch die Griechen eingeführt . Aber keine Nation oder Region hat jemals Menschen mit verschiedenen Staatsbürgerschaften das Recht gegeben , in einer gemeinsamen Sache eine Petition einzureichen . „ Eine Gesellschaft ohne aktive Bürger existiert nicht “ , sagt Frau Sigmund . Aktives bürgerschaftliches Engagement ist in Europa nicht länger durch Landesgrenzen beschränkt . Frau Sigmund hofft , dass der grenzübergreifende Charakter der Initiative dazu beitragen wird , eine echte europäische Identität zu fördern , die sich bisher als schwer fassbar erwiesen hat . Sie hofft außerdem , dass sie mehr Menschen dazu bringen wird , ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen . „ Es ist an uns , dieses Instrument zu nutzen . Wir können nicht einfach abwarten und Angst haben . Das wäre das Schlimmste , was wir machen könnten . “ Einfluss nehmen Europa ringt mit großen Problemen . In einigen Mitgliedstaaten haben junge Menschen Schwierigkeiten , Arbeit zu finden . In allen Mitgliedstaaten leiden Einwanderer und Randgruppen unter Diskriminierung . Apathie , Perspektivlosigkeit oder unfaire Hürden hindern einige von ihnen daran , am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen . Aber eine starke Demokratie muss in der Lage sein , mit einer großen Bandbreite an Problemen zurechtzukommen , erklärt Frau Sigmund . „ Es gibt einige junge Menschen und sogar hochrangige Amtsträger , die von Europa enttäuscht sind “ , erläutert sie . „ Aber das vorrangige Defizit in Europa ist nicht demokratischer , sondern kommunikativer Natur . Die Medien konzentrieren sich zu sehr auf das Negative . “ Für viele scheint Brüssel so weit entfernt , außer Reichweite und sogar realitätsfremd zu sein . Die in Brüssel gefällten Entscheidungen haben Auswirkungen auf alle Menschen , aber nicht jedem ist das Ausmaß dieser Auswirkungen bewusst . Die Menschen können einen positiven Beitrag dazu leisten , was in Europa passiert , erklärt Frau Sigmund . Die Gefahr besteht darin , sagt sie , dass die Menschen nichts tun . „ Es ist klar , dass die Bürger nicht einfach jemandem wie im Schlaf folgen können . “ Vielleicht könnte die europäische Bürgerinitiative ein Katalysator für ein engagierteres und aktiveres Europa werden . Momentan lässt sich das noch nicht abschätzen . Die Maßnahme muss erst offiziell eingeleitet werden . Aber in der Zwischenzeit setzt sich Frau Sigmund unermüdlich dafür ein , der am stärksten benachteiligten Bevölkerungsgruppe Europas zu helfen – den Roma . Randgruppen helfen „ Ich setze mich sehr stark für die Roma ein . Die Roma sind de facto ausgegrenzt und können nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen . Es ist ein Teufelskreis , weil sie am gesellschaftlichen Alltag nicht aktiv teilhaben “ , sagt Frau Sigmund . Um soziale Ausgrenzung zu bekämpfen und die Roma zu aktiven Bürgerinnen und Bürgern zu machen , muss man bei der Bildung ansetzen . „ Bei der Bildung muss die frühe Kindheit im Vordergrund stehen “ , sagt sie , und fügt hinzu , dass einige Initiativen konkrete Ergebnisse vorweisen können . „ In Schweden leitet Soraya Post , eine Sintiza , eine Organisation , die Kurse zum lebenslangen Lernen gibt . “ Die Europäische Kommission hat tatsächlich einige der Empfehlungen des EWSA aufgegriffen , die Thematik der Roma in allen relevanten europäischen und nationalen Strategien zu berücksichtigen , da dies der erfolgversprechendste Weg ist , um ihre Eingliederung zu erreichen . Auch wenn offizielle Ankündigungen in Bezug auf die Roma willkommen sind , sagt Frau Sigmund , dass das effektivste Mittel , das Ergebnisse liefert , die Arbeit an der Basis ist . „ Wir müssen handeln , wir müssen vor Ort handeln und die Basis erreichen . “ Mit Leidenschaft für den Fortschritt Cveto Stantič Die slowenische Stadt Nova Gorica , der Geburtsort von Cveto Stantič , ist von ihrer italienischen Nachbarstadt Gorizia nur durch eine Grenze getrennt , die nach dem 2. Weltkrieg zwischen Jugoslawien und Italien errichtet wurde . Seit Slowenien 2004 der EU beigetreten ist , bilden die beiden Partnerstädte nun eine grenzüberschreitende Metropolregion . Zu sehen , wie die EU-Mitgliedschaft zur Einheit verhalf , hatte großen Einfluss auf Stantičs Auffassung von aktivem bürgerschaftlichem Engagement . „ Mein ganzes Leben lang war da diese künstliche Grenze , die meine Stadt entzweite und den Menschen ein normales Leben unmöglich machte “ , erklärt er . „ Darunter habe ich sehr gelitten . Nun ist alles anders – die Stadt wird wieder eins . Aber die Menschen neigen dazu , die Vorzüge der EU sehr schnell zu vergessen . Sie können heute frei reisen , sie haben den Euro ... aber sie nehmen das als selbstverständlich – besonders die jungen Menschen . Deshalb bemühe ich mich sehr , das Gespräch mit ihnen zu suchen . “ Die jüngst aufkommende Europaskepsis lässt viele Slowenen glauben , dass sie , als Bürgerinnen und Bürger eines kleinen Landes , wenig Einfluss auf die Entscheidungsprozesse der EU haben . „ Das stimmt nicht “ , betont Stantič . „ Um ein Bewusstsein für Europa zu schaffen , muss man in den Schulen anfangen , bei den jungen Menschen . Man muss frühzeitig für das europäische Projekt werben . “ Im Rahmen der Initiative „ Deine Meinung für Europa “ , bei der Schüler aus ganz Europa in Brüssel zusammenkommen , besucht er slowenische Schulen , um die Werte und Vorteile der EU , die Arbeit des EWSA und die Rolle der Zivilgesellschaft vorzustellen . „ Leider haben zivilgesellschaftliche Organisationen bei uns in Slowenien keine lange Tradition “ , erklärt er . „ Ich versuche , die Slowenen davon zu überzeugen , dass es sich lohnt , an Europa zu glauben . Und das tue ich mit viel Leidenschaft . “ Einsatz für die Wirtschaft Stantič ist zeitlebens Geschäftsmann gewesen und betreibt heute ein eigenes kleines Unternehmen mit dem Verkauf von Hörgeräten . Er hatte auch schon führende Positionen in größeren slowenischen Unternehmen inne und war Vizepräsident der nationalen Industrie- und Handelskammer , die an den EU-Beitrittsverhandlungen Sloweniens beteiligt war . Als Mitglied der Kernverhandlungsgruppe war er der einzige nicht staatliche Akteur , der direkt die Interessen der Wirtschaft vertrat . „ Ich habe versucht , die Unternehmen zu überzeugen , dass ein EU-Beitritt gut für die slowenische Wirtschaft ist “ , sagt er . „ Ich glaube noch immer an das europäische Projekt , auch wenn wir heute in schwierigen Zeiten leben . “ Viele Slowenen wüssten nicht , so Stantič , dass 70 % der Gesetzgebung und politischen Entscheidungen , die das Wirtschaftsumfeld betreffen , in Brüssel gemacht werden . „ Ich kenne die Probleme sowohl großer als auch kleiner Unternehmen , und ein Teil meiner Aufgabe ist es , sie zu unterstützen , wobei ich mich besonders für kleine Unternehmer mit weniger Ressourcen einsetze . “ Er nutzt jede Möglichkeit , um Feedback zu geben und zu erhalten , und besucht dazu auch Sitzungen des slowenischen Wirtschafts- und Sozialrats . Dialog ist der Schlüssel Als gewählte Kommunikations- und Kontaktperson für die slowenische Delegation im Ausschuss hat er die Aufgabe , den Kontakt mit den Institutionen , der Zivilgesellschaft und den Medien in der Heimat zu pflegen . „ Das nimmt schon viel Zeit in Anspruch “ , gesteht er . Außerdem ist er Vorsitzender der Kontaktgruppe für die Westbalkanländer und reist häufig in Nachbarstaaten , um dort bei der Errichtung einer Zivilgesellschaft mitzuhelfen , die noch in den Kinderschuhen steckt . Eine wesentliche Voraussetzung für Stabilität in der Region sei es , so Stantič , diesen Ländern so bald wie möglich eine EU-Mitgliedschaft zu ermöglichen . Der Dialog steht bei seiner Arbeit im Mittelpunkt . „ Dialog bedeutet nicht , den Menschen etwas zu predigen . Man muss auch zuhören . Und ich fürchte , wir hören einander zu wenig zu “ , stellt er fest . „ In Slowenien haben wir den Dialog bitter nötig . “ Wie auch anderswo in Europa steht sein Land vor einer „ Wertekrise “ . Es wurden große Ziele erreicht , aber gleichzeitig hatte der Privatisierungsprozess im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt auch negative Auswirkungen . „ Viele haben versucht , über Nacht reich zu werden . Das hat bei allen ein ungutes Gefühl hinterlassen “ , sagt er . „ Aber die Menschen merken nun , dass sich die Zivilgesellschaft besser organisieren und aktiver einbringen sollte , und ich bin bereit , dafür mit all meinen Fähigkeiten , meiner Erfahrung und meiner Zeit zu arbeiten . “ Die Arbeit einer Frau Dana Štechová „ Ein aktives bürgerschaftliches Engagement ist , besonders für Frauen , sehr häufig auch eine Zeitfrage “ , sagt Dana Štechová . „ Wenn sich die Menschen nur mit ihren täglichen Problemen beschäftigen und sich nur mühsam ein anständiges Gehalt erarbeiten können , ist es für sie oft schwieriger , daneben noch anderen Aktivitäten nachzugehen , wie ehrenamtliche Tätigkeiten oder anderen zu helfen . “ Die Mobilisierung der Menschen für eine aktivere Beteiligung ist deshalb eng mit den Forderungen der Gewerkschaften für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und Themen wie Arbeitszeit verknüpft . „ Wenn wir aktive Bürgerinnen und Bürger wollen , dann müssen sie auch die Zeit und den Freiraum dazu haben “ , betont sie . Štechová ist Leiterin der Abteilung für europäische und internationale Beziehungen von ČMKOS , des wichtigsten Gewerkschaftsbundes der Tschechischen Republik . „ Für mich heißt aktive Bürgerschaft , sich jeden Tag aufs Neue seine Rechte und Pflichten bewusst zu machen “ , fügt sie hinzu . „ Die Beteiligung als Bürger sollte sich nicht darauf beschränken , alle vier Jahre sein Stimmrecht auszuüben – obwohl auch das sehr wichtig ist , aber heutzutage ziehen es immer mehr Menschen vor , sich nicht weiter einzubringen . Aber ich denke , das reicht nicht aus , denn das lässt die Politiker glauben , sie hätten ein Mandat von vier Jahren , in dem sie tun können , was immer sie wollen . “ Handeln im allgemeinen Interesse Sowohl durch ihre Arbeit als auch ihre Überzeugungen ist sie ein aktiver Teil der organisierten Zivilgesellschaft : Sie setzt sich ein , um bei den Bürgerinnen und Bürgern allgemein ein größeres Bewusstsein zu schaffen und sie zu ermutigen , das , was um sie herum geschieht , nicht nur gefügig oder passiv hinzunehmen , sondern positiv im allgemeinen und kollektiven Interesse darauf zu reagieren . Sie möchte als Bindeglied wirken und den Informationsaustausch zwischen Brüssel und der tschechischen Bevölkerung fördern . „ Aktivieren , informieren und sensibilisieren , auch über europäische Themen – das ist Sinn und Zweck der Gewerkschaften “ , so Štechová . Die ČMKOS nimmt regelmäßig an Diskussionen über nationale Reformen teil , die – warnt Štechová – in Richtung eines Abbaus der sozialen Rechte steuerten . „ Dieser Trend ist sehr gefährlich , und er zeigt sich auch auf EU-Ebene . In der europäischen Politik ist die soziale Dimension nur schwach ausgeprägt , wobei eine starke soziale Dimension gerade in Krisenzeiten am wichtigsten ist – die Krise sollte nicht als Vorwand dienen , um diesen Bereich noch mehr zu vernachlässigen . Es sollten nicht diejenigen für die Krise zahlen müssen , die sie nicht verursacht haben . “ Unterstützung der öffentlichen Dienstleistungen Auf eher persönlicher Ebene unterstützt sie die Koordinierung und Organisation eines Netzwerks von Frauen , und zwar über den Gewerkschaftsbund . Dadurch wurde ihr bewusst , wie sich Zeitmangel auf die aktive Teilhabe von Frauen an der Gesellschaft auswirkt . Die Gewerkschaft kämpft und demonstriert für eine Stärkung der EU-Arbeitszeitrichtlinie und steht damit in einer Linie mit den Forderungen des Europäischen Parlaments . Aber die Debatte hält noch immer an , und es ist keine Einigung auf EU-Ebene in Sicht . „ Meine Arbeit mit Frauen ist ein wichtiger Beitrag zur aktiven Bürgerschaft “ , betont Štechová . „ Im EWSA nehme ich häufig an Debatten über Chancengleichheit teil . Frauen , und auch Männer , die in ihrer freien Zeit für ihre Kinder und ihre Familien arbeiten , zeigen auch ein aktives bürgerschaftliches Engagement . Manche Leute sagen , wir sollten diese Aufgabe in der Gesellschaft anerkennen . Aber dies sollte dann auch in einem klaren Rahmen erfolgen , mit öffentlichen Dienstleistungen und begrenzten Arbeitszeiten , sodass wir Zeit für uns selbst haben . Eine hohe Qualität und lokale Nähe sind die wesentlichen Voraussetzungen für gut funktionierende öffentliche Dienstleistungen . Dies sollten die Elemente sein , die Raum für aktive Bürgerschaft garantieren . “ „ In der Tschechischen Republik haben wir bedeutsame Momente der Demokratie erlebt , aber die Stärkung der partizipativen Demokratie ist eine Aufgabe , die nie wirklich endet – man hat nie gewonnen “ , warnt sie . „ Es ist wichtig , diejenigen aufzuhalten , die zu viel Macht an sich reißen wollen und dies auch häufig auf Kosten der schwächsten Glieder der Gesellschaft und entgegen den europäischen Werten tun . Wir vergessen mitunter , die grundlegenden Prinzipien der EU herauszustellen : Friede , Solidarität , soziale Gerechtigkeit und ein menschenwürdiges Leben . Das sind große Worte , aber ich glaube an sie . Wir müssen uns immer an diese Grundsätze erinnern und sie mit wachem Auge verteidigen . “ Einfach Pfadfinder sein Pavel Trantina Pavel Trantina ( zentrum ) Im Sommer 2011 versammelten sich knapp 40 000 junge Menschen aus der ganzen Welt auf einem Gelände in der Nähe eines kleinen Dorfes in Südschweden . Sie waren gekommen , um zu feiern und am Weltpfadfindertreffen 2011 teilzunehmen . Zwei Wochen lang waren mehr als 20 000 Zelte aufgeschlagen , und es wurde ein reichhaltiges Schulungs- und Bildungsprogramm für junge Menschen zwischen 14 und 17 Jahren angeboten . Unter den Pfadfindern war auch Pavel Trantina , Vizepräsident der EWSA-Gruppe III und früherer Vorsitzender des tschechischen Kinder- und Jugendrates . Trantina ist seit 2006 Mitglied des EWSA und spezialisiert auf Themen im Bereich Jugend , wie etwa Bildung , Beschäftigung und Freiwilligentätigkeit . „ Das Weltpfadfindertreffen ist eine riesige Veranstaltung für junge Menschen , organisiert und verwirklicht von rund 10 000 freiwilligen Helfern . Es ist damit die größte Aktion im Rahmen des Europäischen Jahres der Freiwilligentätigkeit 2011 “ , so Trantina , der gleichzeitig auch die EWSA-Koordinierungsgruppe für das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit 2011 leitet . Mit gerade einmal 36 Jahren kann Trantina selbst auf 20 Jahre Freiwilligentätigkeit bei zahlreichen Aktionen auf vielen Gebieten zurückblicken . Begonnen hat er als Jugendleiter und übernahm dann das Amt des internationalen Kommissars der tschechischen Pfadfinder , in dem er fast zehn Jahre lang auf internationaler Ebene Kontakte knüpfte und Projekte entwickelte . Außerdem war er Mitglied des tschechischen nationalen Jugendrates , in dem er mehrere Jahre den Vorsitz hatte . Seit 2010 ist er Koordinator der Arbeitsgruppe für Freiwilligentätigkeit der Europäischen Pfadfinderregion . Er beschreibt das Pfadfindertum als eine Lebensweise , die zu einem aktiven bürgerschaftlichen Engagement ermutigt und jungen Menschen Fähigkeiten und Lebenserfahrung vermittelt , um ihnen zu helfen , Schwierigkeiten zu überwinden . Ein Mittel gegen Gleichgültigkeit „ Aktive Bürgerschaft hilft gegen Gleichgültigkeit . Es geht darum , Verantwortung für sich selbst und seine Mitmenschen zu übernehmen “ , sagt er . Es geht auch darum , sich zu öffnen gegenüber Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und mit ihnen in den Dialog zu treten . Bei dem Pfadfindertreffen erhielten Jugendliche aus 150 Nationen die Gelegenheit , sich zu treffen , Erfahrungen über ihre Länder auszutauschen und Freundschaften zu schließen . „ Als einer der Freiwilligen habe ich 22 Workshops für andere über Themen der Anerkennung von Fähigkeiten , die man als Pfadfinder erwirbt , und friedliche Konfliktlösung organisiert und abgehalten . Und ich freue mich sehr , dass diese Themen und Diskussionen als sehr nützlich aufgenommen wurden “ , sagt Trantina . Religionsfreiheit , das Leben als Einwanderer und gegenseitiger Respekt standen ganz oben auf den Themenlisten der Workshops . In anderen Workshops wurden Bewerbungsgespräche simuliert , um jungen Pfadfindern Praxiserfahrung zu vermitteln und sie auf ihre ersten Schritte in die Berufswelt vorzubereiten . „ Für den Workshop zur Anerkennung von Fähigkeiten haben wir ein sehr praktisches französisches Programm zur Selbstevaluierung mit dem Namen Valorise-toi auf Englisch übersetzt . Darin sind rund 50 Fähigkeiten aufgelistet , die ein Jugendleiter durch seine Freiwilligentätigkeit erwirbt . “ Die Anerkennung von Fähigkeiten Teamarbeit , Problemlösung , multikulturelle Kompetenz , Einfühlungsvermögen und Eigeninitiative würden , laut Trantina , auf dem Arbeitsmarkt hoch geschätzt . Im Anerkennungs-Workshop des Treffens wurden die jungen Pfadfinder für solche Fähigkeiten sensibilisiert . Sie erfuhren auch , wie sie sie potenziellen Arbeitgebern am besten vermitteln können . „ Freiwillige sind sich in der Regel gar nicht bewusst , welche Kompetenzen sie eigentlich erworben haben , und sind daher nicht in der Lage , ihre Fähigkeiten in die Sprache der Arbeitgeber zu übersetzen . Wir müssen Möglichkeiten finden , um die Ergebnisse dieser informellen Bildung anzuerkennen . “ Statistiken zufolge sind rund 94 Millionen Menschen oder 23 % der Europäer über 15 Jahren in irgendeiner Form freiwillig tätig . Die meisten von ihnen engagieren sich im Sportbereich , aber viele helfen auch im Sozial- und Gesundheitswesen . Aktives bürgerschaftliches Engagement ist für Trantina ganz selbstverständlich . Auf der Universität war er Mitglied in verschiedenen Selbstverwaltungsorganen und Studentenorganisationen . Er gehörte außerdem dem Akademischen Senat der Universitätsfakultät an . „ Das ist auch der Grund , warum ich begonnen habe , für Präsident Václav Havel zu arbeiten , und mehr als sechs Jahre lang in der Prager Burg geblieben bin . Ich teilte und unterstützte seine Vorstellung einer Gesellschaft auf der Grundlage von bürgerschaftlichem Engagement . “ Nichts über uns – ohne uns Yannis Vardakastanis Yannis Vardakastanis ist ein aktiver Bürger , der sich für mehr Fortschritt in den Bereichen Menschenrechte , Integration und Nichtdiskriminierung von Menschen mit Behinderungen in Griechenland , Europa und der Welt einsetzt . Er ist ein Aktivist , und das schon seit seiner Studienzeit vor mehr als 30 Jahren . Er ist derzeit sowohl Vorsitzender des griechischen Nationalrats für Menschen mit Behinderungen als auch des Europäischen Behindertenforums . Außerdem führt er die Internationale Behindertenallianz an . Vardakastanis ist blind . Vielleicht war das die Motivation für seine Lebensentscheidungen , die geprägt waren von aktivem bürgerschaftlichem Engagement und dem Willen , sich für mehr Teilhabe einzusetzen . Die Beteiligung des Einzelnen wird auf allen Ebenen benötigt , und Vardakastanis ‘ Beitrag ist ein Musterbeispiel dafür , wie Basisaktivismus etwas bewegen kann : Er bringt Organisationen , die sich für die Bedürfnisse und Wünsche von behinderten Menschen einsetzen , mit wichtigen Politikern und Entscheidungsträgern auf lokaler , nationaler und internationaler Ebene in Kontakt . Die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung verbessern Als junger Mann studierte er in den Vereinigten Staaten , bevor er 1982 wieder in seine Heimat Griechenland zurückkehrte . Bald darauf wurde er mit großem Engagement in der Blindenbewegung in Griechenland aktiv . Von 1986 bis 1992 war er Vorsitzender des Panhellenischen Blindenverbands . Im Jahr 1989 gründete er mit anderen behinderten Kollegen die Nationale Vereinigung für Menschen mit Behinderungen Griechenlands . Vier Jahre später wurde er Vorsitzender dieser Vereinigung , ein Posten , den er bis heute innehat . „ Aktive Bürgerschaft ist der Kern einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft “ , sagt er und fügt hinzu : „ Sie sollte als ein Grundpfeiler der Gesellschaft anerkannt werden . “ Dann nennt er ein Beispiel . 2007 entschloss sich das Europäische Behindertenforum , eine Million Unterschriften zu sammeln , um Druck auf die EU auszuüben , damit diese die Rechte der Behinderten stärkt . Gemäß dem Vertrag von Lissabon der EU kann ein Bürger oder eine Bürgerin die Kommission auffordern , Gesetze vorzuschlagen , wenn er oder sie mindestens eine Million Unterschriften aus einer erheblichen Anzahl von Mitgliedstaaten sammelt . Vardakastanis brachte es als Vorsitzender des Europäischen Behindertenforums zusammen mit seinen Kollegen der Behindertenbewegung aus der ganzen EU auf 1,4 Millionen Unterschriften . „ Wir haben das organisiert , wir haben die Unterschriften geliefert , und wir haben die Institutionen dazu gebracht , aktiv zu werden “ , sagt er . Aktive Bürgerschaft muss mit politischem Engagement einhergehen Dann , im Dezember 2010 , gelang es der griechischen Vereinigung , 5000 Menschen zu Protesten auf dem Syntagma-Platz , dem zentralen Platz Athens , zu versammeln . Sie forderten mehr Rechte für Behinderte . Die Demonstration zeigte , dass der Kampf noch nicht gewonnen ist . Aber es gibt Fortschritte . Vardakastanis nahm persönlich an den Verhandlungen teil , um sicherzustellen , dass die EU das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen unterzeichnet . Es war das erste Mal , dass die EU einem internationalen Menschenrechtsübereinkommen beigetreten ist . Der Beitritt erfolgte Ende 2010 und machte den Schutz der Menschenrechte von Behinderten zu einem Teil des EU-Rechts . Vardakastanis will sichergehen , dass Europa seine Verpflichtungen erfüllt . Die Wirtschaftskrise in der EU hat verheerende Auswirkungen auf wirtschaftliche , politische und soziale Strukturen . Eine der wichtigsten Aufgaben von Vardakastanis ist es nun , dafür zu sorgen , dass behinderte Menschen und ihre Familien nicht für den weltweiten Abschwung bezahlen müssen . Er will ihr Einkommen , Unterstützungsleistungen und ihre Beschäftigungsmöglichkeiten schützen und Einsparungen bei Hilfsorganisationen verhindern . „ Die Krise der EU ist mehr eine politische und soziale Krise als eine wirtschaftliche “ , fügt Vardakastanis hinzu . Der Kampf gegen die aktuellen Probleme erfordert positives und aktives soziales Engagement . „ Ohne eine aktive bürgerschaftliche Beteiligung kann eine Person ihre Rechte nicht ausüben , und der Gedanke , auf den die Union gründet , wird gefährdet . “ Den Menschen eine Stimme geben Kathleen Walker Shaw Kathleen Walker Shaw ( zweite von links ) , Maggie Hughes ( zweite von rechts ) Als Europabeauftragte der britischen Gewerkschaft GMB arbeitet Kathleen Walker Shaw in Brüssel im Namen ihrer 610 000 Mitglieder und vertritt deren Interessen gegenüber den Entscheidungsträgern der EU . „ Ich versuche , als Bindeglied zwischen den Menschen , die Gerechtigkeit auf lokaler Ebene fordern , und den Menschen , die ihnen dabei zuhören sollten , zu wirken “ , sagt sie . So war sie beispielsweise 1994 im Kampf um die Rettung der Remploy-Werke im Vereinigten Königreich aktiv , in denen Tausende behinderter Menschen Arbeit finden . Die GMB setzte sich für eine Änderung der EU-Gesetze ein , um es den Behörden zu erlauben , Aufträge an „ geförderte “ Unternehmen zu vergeben – was heute in Artikel 19 der Richtlinie über die öffentliche Auftragsvergabe verankert ist . „ Wir haben 10 Jahre dafür gekämpft , dass es in die Richtlinie aufgenommen wird , und weitere zwei Jahre auf nationaler Ebene für die richtige Umsetzung . Die Klausel war nicht bindend . “ Und dennoch mussten 2008 29 Werke schließen . Walker Shaw ist der Meinung , dass Menschen mit Behinderung die Möglichkeit haben sollten , einen geförderten Arbeitsplatz zu wählen , wenn sie das möchten . „ Das sind – zu Recht – stolze Arbeitnehmer mit beeindruckenden Fähigkeiten “ , betont sie . „ Wir waren verblüfft , wie viel gemeinschaftliche Unterstützung ihnen zuteilwurde . Das war wirklich erhebend . “ Das Gute im Schlechten Zuletzt hat sie Initiativen unterstützt , um Opfern von Verbrechen außerhalb ihres eigenen Landes zu helfen . Robbie Hughes wurde während eines Urlaubs mit Freunden auf Kreta angegriffen und musste daraufhin um sein Leben kämpfen . Seine Mutter Maggie setzte sich mit ganzer Kraft für eine Stärkung EU-weiter Maßnahmen ein , wie etwa Notdienste in Botschaften , Opferhotlines , finanzielle und juristische Unterstützung sowie eine höhere Sensibilität bei Reiseunternehmen . Walker Shaw brachte die EU-Kommissarin Viviane Reding dazu , Maggies praktische Ratschläge bei der Vorstellung eines Maßnahmenpakets der EU für die Opferhilfe im Mai 2011 zu berücksichtigen , und sie ist federführend bei der Stellungnahme des EWSA zu diesem Thema . Die Zahl von jährlich bis zu 75 Millionen Verbrechensopfern in der EU sei , so Walker Shaw , alarmierend . „ Die Menschen reisen mehr , und wir sind der Meinung , dass noch viel getan werden muss , um sie zu schützen und zu unterstützen . “ Sie hebt hervor , dass Gewerkschaftsmitglieder auch in breitere Gemeinschaften eingebunden sind . „ Die Hilfe für andere endet nicht am Arbeitsplatz , und deshalb haben wir eine Verantwortung , Menschen wie Maggie zu unterstützen . Meine Aufgabe ist es , meine Ressourcen , mein Wissen und meine Kontakte zu nutzen , um sie mit europäischen Politikern in Kontakt zu bringen und dafür zu sorgen , dass sie von ihnen nicht im Stich gelassen wird . Für sie ist diese Kampagne eine Art Rettungsleine , die ihr und den Menschen um sie herum hilft , mit der tragischen Situation umzugehen . Ich habe auch neue Freunde gefunden – darunter Maggie und ihre Tochter . Es ist ein Privileg , sie zu kennen ; ihre Energie und ihre Integrität sind wirklich inspirierend . “ Ein Ausdruck der Solidarität Die aktive Bürgerschaft sei es , was eine Gesellschaft ausmache , sagt Walker Shaw . „ Wir brauchen Menschen , die Vorbilder für ein aktives bürgerschaftliches Engagement sind , um zu der Gesellschaft zu gelangen , in der wir leben möchten , und um andere zu ermutigen . Aber die Menschen können auf ganz unterschiedlichen Ebenen aktive Bürger werden – sie müssen nicht alle Kampagnen anführen . Wir sollten uns nicht auf eine Vorstellung davon versteifen , was aktive Bürgerschaft ist . Ein Lächeln kann manchmal schon viel bewirken ! Und wie klein die Geste auch sein mag , sie ist auch positiv für die Person , die sie macht . Auch wenn furchtbare Dinge in der Welt geschehen , so haben die meisten Menschen doch ein gutes Herz , und es wird immer wichtiger werden , auf diese Gutherzigkeit zu bauen . „ Es heißt , die Gesellschaft habe sich verändert , aber ich bin da nicht pessimistisch “ , betont sie . „ Wenn die Menschen zunehmend von der Politik desillusioniert sind und sich von den Institutionen wegen der Krise im Stich gelassen fühlen , kann sie das auch dazu ermutigen , klar zu sagen , was sie wollen . Wir sollten nicht die Entschlossenheit der Zivilgesellschaft unterschätzen ! Gewerkschaften sind eine großartige Quelle für aktive Bürgerschaft – zum Beispiel indem man sich mit Gemeinden zusammenschließt , um gegen Einsparungen bei kommunalen Dienstleistungen zu kämpfen . Wir haben die Möglichkeit , Aktionen Schwungkraft zu verleihen und Menschen dabei zu helfen , ihre lokalen Gemeinden mitzugestalten . Es ist unsere Pflicht , sie dabei zu unterstützen , sich Gehör zu verschaffen . “ Einsatz für bessere Lebensumstände Hans-Joachim Wilms „ Ich bin ein eine Art politisches Tier “ , sagt Hans-Joachim Wilms . Dass er sich für aktives bürgerschaftliches Engagement durch seine Arbeit als Gewerkschaftler und in seiner Gemeinde einsetzt , ist eine natürliche Reaktion . Wilms , der von Freunden und Kollegen auch gerne „ Hajo “ genannt wird , ist seit 1994 Mitglied des EWSA . Zurückblickend auf seine wichtigsten Stellungnahmen , bei denen er während seiner Zeit im Ausschuss federführend war , hebt er sein persönliches Engagement bei der Unterstützung des Erweiterungsprozesses der EU um die mittel- und osteuropäischen Länder hervor . „ In Deutschland haben wir durch den Zusammenbruch der Deutschen Demokratischen Republik und die ganzen darauffolgenden Probleme viel Erfahrung . Ich habe versucht , diese Erfahrung in den Erweiterungsprozess einfließen zu lassen , zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus den neueren Mitgliedstaaten . “ Er führt an , dass die Förderung der europäischen Einheit und Solidarität für die deutschen Bürgerinnen und Bürger eine besondere Bedeutung habe . „ Deutschland hat während des 2. Weltkriegs im Rest Europas viele Probleme und großes Leid verursacht “ , erklärt er . „ Das gerät nicht in Vergessenheit . Wir haben noch immer eine offene Verpflichtung , die wir erfüllen müssen . “ Das Trauma der Arbeitslosigkeit Wilms arbeitet als Europabeauftragter für die deutsche Gewerkschaft der Arbeitnehmer im Baugewerbe und der Landwirtschaft ( IG BAU ) und engagiert sich besonders für den Umweltschutz . Dies zeigt sich an den Themen , die für ihn die größte Priorität haben : Nachhaltigkeit , Lebensmittelknappheit und Hunger , Klimawandel und Verringerung der CO2-Emissionen sowie soziale Sicherheit . „ Ich werde nie vergessen , wie 150 000 Arbeitnehmer in der Landwirtschaft in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung in den 90ern ihre Jobs verloren haben . Ich hatte die Aufgabe , diese schwierige Situation für die Gewerkschaften zu lösen . “ Dazu musste er Verhandlungen über Ausgleichszahlungen führen und Wege finden , um neue Arbeitsplätze in den ländlichen Gebieten zu schaffen , zum Beispiel durch kleine Betriebe und innovative Unternehmen , und um denen , die gerade arbeitslos geworden waren , zu helfen , ihre Fähigkeiten zu erhalten und wieder in den Arbeitsmarkt zurückzukehren . „ Aber der Verlust der Arbeitsstelle führt zu furchtbarer Verzweiflung “ , erinnert er sich . „ Ich hatte persönlich mit 40-Jährigen zu tun , die keinerlei Berufsaussichten in der Region hatten , in der sie lebten . Das war sehr belastend . “ Wilms sitzt in Barmstedt und Berlin , aber seine Arbeit erstreckt sich auf ganz Deutschland , zudem fährt er häufig nach Brüssel für Sitzungen des EWSA . Eine seiner anerkennswertesten Errungenschaften bestand darin , dass er für Arbeitnehmer in der Landwirtschaft bessere Rentenbedingungen durchgesetzt hat . „ Ich bin sehr stolz darauf , einen 13. Monat ausgehandelt zu haben “ , gesteht er . Dadurch erhalten heute etwa 60 000 Arbeitnehmer zusätzlich zu ihrer Grundrente von rund 900 EUR fast 1000 EUR pro Jahr durch das ergänzende Rentensystem . Die Resonanz der Mitglieder war „ sehr sehr positiv “ . Debatten auf lokaler Ebene Auch auf lokaler Ebene spielt Wilms eine aktive Rolle im gesellschaftlichen Leben . „ Ich lebe in einer Kleinstadt . Letzten Sonntag habe ich an einer Fahrradrallye teilgenommen , die unser Sportverein und unser Sparverein organisiert hatten . Die Mitglieder besuchen ein Therapiezentrum für Drogenabhängige . Das ist wie eine Nachbarschaftsinitiative , bei der wir mit den Menschen reden , ihre Probleme anhören und versuchen , ihnen zu helfen . “ 2010 war er Vertreter des EWSA bei den UN-Klimaschutzverhandlungen in Cancún in Mexiko . „ Als ich zurückkam , habe ich Bekannte in die örtliche Kneipe eingeladen , um zu hören , was sich alles ereignet hatte , und auch um selbst zu berichten . Das sind kleine Dinge , aber ich organisiere gerne solche Treffen “ , sagt er abschließend . Interviews Andrzej Adamczyk , Gruppe II der Arbeitnemer , Polen Pedro Augusto Almeida Freire , Gruppe I Arbeitgeber , Portugal Milena Angelova , Gruppe I Arbeitgeber , Bulgarien Laure Batut , Gruppe II der Arbeitnemer , Frankreich Georgios Dassis , Prësident , Gruppe II der Arbeitnemer , Griechenland Pietro Francesco De Lotto , Gruppe I Arbeitgeber , Italien Sir Stuart Etherington , Gruppe III Verschiedene Interessen , UK Benedicte Federspiel , Gruppe III Verschiedene Interessen , Dänemark Mall Hellam , Gruppe III Verschiedene Interessen , Estland Luca Jahier , Prësident , Gruppe III Verschiedene Interessen , Italien Evangelia Kekeleki , Gruppe III Verschiedene Interessen , Griechenland Waltraud Klasnic , Gruppe I Arbeitgeber , Österreich Henry Malosse , Prësident , Gruppe I Arbeitgeber , Frankreich Juan Mendoza , Gruppe II der Arbeitnemer , Spanien André Mordant , Gruppe II der Arbeitnemer , Belgien Gintaras Morkis , Gruppe I Arbeitgeber , Litauen Pedro Narro , Gruppe III Verschiedene Interessen , Spanien Michal Pintér , Gruppe I Arbeitgeber , Slowakei Oliver Röpke , Gruppe II der Arbeitnemer , Österreich Madi Sharma , Gruppe I Arbeitgeber , UK Anne-Marie Sigmund , Gruppe III Verschiedene Interessen , Österreich Cveto Stantič , Gruppe I Arbeitgeber , Slowenien Dana Štechová , Gruppe II der Arbeitnemer , Tschechische Republik Pavel Trantina , Gruppe III Verschiedene Interessen , Tschechische Republik Yannis Vardakastanis , Gruppe III Verschiedene Interessen , Griechenland Kathleen Walker ShawGruppe II der Arbeitnemer , UK Hans-Joachim Wilms , Gruppe II der Arbeitnemer , Deutschland Referat Veröffentlichungen / Besuchergruppen Tel . + 32 25469604 | Fax + 32 25469764 Rue Belliard / Belliardstraat 99 1040 Bruxelles / Brussel BELGIQUE / BELGIË © Europäische Union , 2012 Nachdruck mit Quellenangabe gestattet . 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