Demografie , aktives Altern und Renten Leitfaden Soziales Europa Teil 3 Europäische Kommission Generaldirektion Beschäftigung , Soziales und Integration Manuskript abgeschlossen im Mai 2012 Der vorliegende Leitfaden wurde von Clive Tucker und Mitarbeitern der Kommission verfasst . Weder die Europäische Kommission noch Personen , die in ihrem Namen handeln , können für die Verwendung der hierin enthaltenen Informationen haftbar gemacht werden . Umschlaggestaltung : Mi Ran Collin / Edouard Aronson – © Europäische Union Für die Benutzung oder den Nachdruck von Fotos , die nicht dem Copyright der Europäischen Union unterstellt sind , muss eine Genehmigung direkt bei dem / den Inhaber ( n ) des Copyrights eingeholt werden . Der Dienst Europe Direct soll Ihnen helfen , Antworten auf Ihre Fragen zur Europäischen Union zu finden . 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Zum anderen , weil die tendenziell höhere Lebenserwartung und niedrige Geburtenraten und weitere demografische und soziale Phänomene wie die Zuwanderung und die Ausgrenzung benachteiligter Gruppen leicht zu Entwicklungen führen könnten , die den sozialen Zusammenhalt in der EU und den Mitgliedstaaten schwächen . Ebenso machen die schwere Wirtschaftskrise , die in Europa seit nunmehr fast fünf Jahren grassiert , sowie vor allem die Haushaltszwänge und der Verlust von Humankapital infolge der hohen Arbeitslosigkeit eine Anpassung an diesen demografischen Wandel nicht einfacher . Gleichzeitig ist in Europa eine aktive Beschäftigungs- , Sozial- und Innovationspolitik so dringlich wie praktisch noch nie zuvor . Um Wohlstand und Solidarität in der Gesellschaft und zwischen den Generationen selbst bei schrumpfender Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sicherzustellen , benötigt Europa in Zukunft höhere Beschäftigung und Produktivität sowie verstärkten sozialen Zusammenhalt . Die Politik kann nur sehr langfristig auf demografische Trends und das Gleichgewicht zwischen den Generationen einwirken . Und das erfolgt in erster Linie durch die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für eine ausreichende Geburtenrate . Dessen ungeachtet gibt es viele Möglichkeiten , um den demografischen Veränderungen Rechnung zu tragen . So können staatliche Politiken die Vereinbarkeit zwischen Berufs- und Privatleben verbessern und neue Formen der Arbeit fördern , um die Beschäftigungsquote insbesondere bei Frauen und älteren Arbeitnehmern zu erhöhen . Zudem lassen sich die künftige Beschäftigungsfähigkeit und Produktivität schon heute erhöhen , wenn Kinderarmut und soziale Ungleichheiten abgebaut und der allgemeine Zugang zu hochwertiger Bildung sichergestellt werden . Im Rahmen von Sofortmaßnahmen ist es möglich , Beschäftigung und Produktivität durch Investitionen in Weiterbildung , lebenslanges Lernen , Arbeitsvermittlung sowie die Integration benachteiligter Menschen in den Arbeitsmarkt zu steigern . Gleiches gilt für Maßnahmen , um jungen Menschen gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu gewährleisten . Diese sozialen Investitionen sind auch von entscheidender Bedeutung , um die Werte Fairness , Chancengleichheit und soziale Mobilität in Europa zu bewahren , wenn sich das Gleichgewicht zwischen den Generationen verschiebt . Darüber hinaus gebietet die Anpassung an demografische Entwicklungen auch , dass wir unsere Rentensysteme modernisieren . Um künftigen Generationen angemessene Einkommen im fortgeschrittenen Alter zu ermöglichen , müssen wir unsere Rentensysteme sicher und nachhaltig gestalten . Während die einzelnen Mitgliedstaaten für Struktur und Funktionsweise der Rentensysteme verantwortlich zeichnen , trägt die EU maßgeblich dazu bei , Einsparungen , Investitionen sowie Übertragung und Bezug von Renten über die Grenzen hinweg zu fördern . Ebenso hat sie für einen soliden Rechtsrahmen für die betriebliche und private Altersvorsorge zu sorgen . Und weil unsere Systeme verflochten sind , benötigen wir eine gemeinsame Analyse der Leistungsfähigkeit der Rentenmodelle und der entsprechenden wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen . Doch wie die Europäische Kommission in ihrem Weißbuch zu Pensionen und Renten von Februar 2012 verdeutlicht hat , reichen bloße Reformen der Rentensysteme , darunter die Koppelung des Ruhestandsalters an die Lebenserwartung und die Reduzierung von Vorruhestandsregelungen , alleine nicht aus , um in Zukunft angemessene und nachhaltige Renten sicherzustellen . Unerlässlich ist die Schaffung von Beschäftigungsmöglichkeiten , damit die Erwerbstätigkeitsquote von Menschen ab 55 weiter steigt . Hierfür müssen wir passende Arbeitsformen entwickeln und die erforderlichen Investitionen tätigen , so dass ältere Arbeitnehmer weiterhin zu Wirtschaft und Gesellschaft beitragen können . Analog dazu gilt es , die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Hinblick auf Beschäftigung , Entgelt und Rentenansprüche zu beseitigen , damit letztlich alle Frauen über ein angemessenes Alterseinkommen verfügen . Die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Alterung und dem Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter lassen sich nicht allein mit Maßnahmen zugunsten älterer Menschen bewältigen . Wir müssen jungen Menschen mehr Chancen und Beschäftigungsmöglichkeiten bieten . Das gilt auch für Frauen im gebärfähigen Alter und alle Gruppen , die in verschiedenem Maße benachteiligt oder ausgegrenzt sind , darunter Minderheiten , Menschen mit Behinderungen oder Zuwanderer . Sozialpolitische Maßnahmen wie Sozialleistungen , Kinderbetreuung oder Arbeitsmarktintegrationsprogramme kommen der gesamten Gesellschaft und Wirtschaft zugute . Denn zum einen verhindern sie eine weitere Schwächung des Humanpotenzials , und zum anderen fungieren sie für Menschen , die sich weiterentwickeln und ihr Potenzial entfalten möchten , als Sprungbrett und Hilfestellung . KAPITEL 1 Die demografische Revolution in Europa Die Altersstruktur der europäischen Bevölkerung durchläuft derzeit einen schnellen und grundlegenden Wandel . Dabei kommt das Gleichgewicht zwischen jüngeren und älteren Menschen ins Wanken . Dieser Entwicklung liegen zwei fest verankerte und parallele Trends zugrunde : Die Lebenserwartung steigt , und die Geburtenraten bleiben auf historisch niedrigem Niveau . So leben die Europäer inzwischen länger und gesünder . Seit nunmehr fünf Jahrzehnten steigt die Lebenserwartung deutlich . Zwischen 1960 und 2006 lag das Plus bei acht Jahren . Es wird erwartet , dass bis zum Jahr 2050 weitere fünf Jahre hinzukommen . Ein 2009 in Europa geborenes Mädchen kann damit rechnen , durchschnittlich 82,6 Jahre alt zu werden , während es bei einem Jungen 76,7 Jahre sind . Abbildung 1.1 : Lebenserwartung bei der Geburt in der EU-27 Quelle : Weltbank , Datenbank zu Gesundheit ( http : / / data.worldbank.org / topic / health ) . Darüber hinaus geht die Fruchtbarkeitsrate in den Ländern , die derzeit die EU-27 bilden , seit 1965 zurück . Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts hatte sie gar einen Tiefpunkt erreicht . Obschon es seitdem wieder ein leichtes Plus gab , mehren sich die Anzeichen dafür , dass die Fruchtbarkeitsrate im Zuge der gegenwärtigen Rezession erneut rückläufig ist . Eurostat geht davon aus , dass die Fruchtbarkeitsrate in der EU-27 in den nächsten Jahrzehnten nicht über 1,6 Kinder pro Frau hinausgehen wird . Das ist deutlich unter dem für die Ersetzung einer Generation erforderlichen Wert von 2,1 . Analog dazu sank die Zahl der Lebendgeburten in der EU-27 von über 7,5 Millionen pro Jahr Anfang der 1960er-Jahre auf etwa 5,4 Millionen 2008-2010 . Abbildung 1.2 : Sinkende Fruchtbarkeitsrate in der EU-27 Quelle : Weltbank , Datenbank zu Gesundheit ( http : / / data.worldbank.org / topic / health ) . Durch das Zusammenwirken dieser beiden Trends dürfte die Anzahl der 15- bis 64-Jährigen bis 2050 um 48 Millionen schrumpfen , wohingegen die Anzahl der 65-Jährigen und älteren in der EU um 58 Millionen steigen dürfte . Abbildung 1.3 : Prognostizierte jährliche Veränderung der Altersgruppen 20-59 , 60-69 und 60 + Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : proj _ 10c2150p und demo _ pjangroup ) . Diese Entwicklung liegt nicht in weiter Ferne . Die umfangreichsten Veränderungen erfolgen in diesem und im nächsten Jahrzehnt , wenn die letzten Kohorten der „ Babyboomer “ ihr siebtes Lebensjahrzehnt erreichen bzw. durchlaufen – wie in Abbildung 1.3 veranschaulicht . Derzeit ist davon auszugehen , dass die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in den nächsten ca. 30 Jahren jährlich um 1-1,5 Millionen Menschen abnimmt . Parallel dazu wird die Anzahl der Menschen ab 60 jedes Jahr voraussichtlich um etwa 2 Millionen zunehmen . Dadurch wird sich das Verhältnis zwischen der Anzahl älterer und jüngerer Menschen in einem bislang einmaligen Ausmaß verschieben . Dass die älteren Altersgruppen gegenüber den jüngeren in der Überzahl waren , gab es bis dato in der Geschichte noch nie . Abbildung 1.4 : Bevölkerungsstruktur nach Altersgruppen , EU-27 , 2010-2060 ( in % ) ( 1 ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : proj _ 10c2150p ) . ( 1 ) 2010 , Schätzungen . Obschon in allen Mitgliedstaaten eine Bevölkerungsalterung zu beobachten ist , fällt das Tempo der Alterung nicht nur in den einzelnen Mitgliedstaaten , sondern auch in den Mitgliedstaaten selbst von Region zu Region unterschiedlich aus . Bei den Regionen mit dem höchsten Anteil von Menschen ab 65 handelt es sich entweder um die Ballungszentren in Deutschland ( in der Regel Städte im Nordosten , in denen früher die Schwerindustrie angesiedelt war ) oder um ländliche Gegenden hauptsächlich in Südeuropa ( z. B. Teile Italiens , Griechenlands , Portugals und Spaniens ) . Aus diesen Regionen sind zahlreiche junge Menschen auf der Suche nach Arbeit abgewandert . Die Regionen mit dem niedrigsten Anteil von Menschen ab 65 sind zumeist Stadtgebiete , wie die Île-de-France ( Frankreich ) , Flevoland und Utrecht ( Niederlande ) , Inner und Outer London sowie West Yorkshire und Greater Manchester ( Vereinigtes Königreich ) . Karte 1.1 : Relative Gewichtung der 65- bis 79-Jährigen in der Gesamtbevölkerung , 1. Januar 2009 ( 1 ) ( Anteil in % der Gesamtbevölkerung ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : demo _ r _ d2jan ) . ( 1 ) 2008 statt 2009 für Regionen in Belgien , dem Vereinigten Königreich und der Türkei . Die Erweiterungen von 2004 und 2007 haben auch die demografische Struktur der EU verändert . Ein Beispiel sind die Fruchtbarkeitsraten , die in den 1990er- und 2000er-Jahren in der EU-12 wesentlich niedriger waren als in der EU-15 . Entsprechend werden sich die Länder der EU-12 etwa ab 2020 darauf einstellen müssen , dass die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter stark überaltert und zurückgeht . Die nachfolgende Karte 1.2 zeigt , wie stark sich der Anteil älterer Arbeitnehmer an allen Erwerbspersonen zwischen 2000 und 2030 verschieben wird ( gleichwohl mit erheblichen regionalen Schwankungen ) . Karte 1.2 : Anteil älterer Arbeitnehmer ( 55-64 ) an der Gesamtzahl der Erwerbstätigen ( Altersgruppe 20-64 ) Quelle : AKE-Daten , eigene Berechnungen auf Grundlage regionaler Projektionen der GD Beschäftigung , Soziales und Integration . Insgesamt wurde die demografische Struktur der EU durch die einzelnen Erweiterungen vielfältiger : So gibt es inzwischen mehr Minderheiten und unterschiedliche Migrationsmuster ( z. B. Nord-Süd , Ost-West , Land-Stadt bzw. Stadtzentrum-Stadtrand ) . Geändert hat sich auch Konzentration und Verteilung der Armut : Während in den meisten Ländern Kinder am stärksten armutsgefährdet sind ( z. B. in Italien , Rumänien , Spanien oder dem Vereinigten Königreich ) , betrifft dies in anderen Ländern wie Dänemark oder Slowenien eher ältere bzw. im erwerbsfähigen Alter befindliche Menschen . D. h. , die wesentlichen Trends im Hinblick auf Überalterung und Schrumpfung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter sind in allen Mitgliedstaaten zu beobachten . Die Überalterung der Gesellschaft ist jedoch nicht nur in Europa gegeben . So dürfte in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts in allen Ländern , darunter auch in vielen der reicher werdenden Schwellen- und Entwicklungsländer , eine demografische Alterung einsetzen . Dessen ungeachtet wird Europa in den nächsten 50 Jahren den einzigen Kontinent mit negativem Bevölkerungswachstum darstellen und demgemäß das höchste Medianalter aufweisen . Abbildung 1.5 : Prognostiziertes Medianalter der Bevölkerung und Bevölkerungstrends weltweit ( in Jahren ) Quelle : Vereinte Nationen , Department of Economic and Social Affairs , World Population Prospects : The 2010 Revision . Dies könnte sich erheblich auf die Zuwanderung nach Europa aus anderen Ländern auswirken . Der Umfang der Nettozuwanderung ( die Differenz zwischen Zu- und Abwanderung ) unterliegt größeren kurzfristigen Schwankungen als natürliche Veränderungen der Geburtenrate und Lebenserwartung . Hatte sich die Nettozuwanderung zwischen 1960 und Mitte der 1980er-Jahre nur begrenzt auf die Gesamtbevölkerung ausgewirkt , so stieg sie im Folgenden stark an . Von 2003-2007 erhöhte die Nettozuwanderung die EU-27-Gesamtbevölkerung durchschnittlich um fast 2 Millionen Menschen . Seitdem jedoch ist die Tendenz rückläufig . 2009 wuchs die EU-27-Bevölkerung zuwanderungsbedingt um 875 000 Menschen . Tabelle 1.1 : Prognostizierte Bevölkerungstrends und relative Gewichtung älterer Menschen Gesamtbevölkerung 2010 ( 1 000 ) Durchschnittliche Wachstumsrate 2010-2060 ( in % pro Jahr ) Prognostizierte relative Gewichtung älterer Menschen ( Anteil in % der Gesamtbevölkerung ) 50- bis 64-Jährige 65- bis 79-Jährige 80-Jährige und älter 2010 2060 2010 2060 2010 2060 Welt 6 895 889 0,7 13,0 17,0 6,1 13,2 1,5 5,1 Afrika 1 022 234 1,8 7,6 12,6 3,1 6,7 0,4 1,4 Asien 4 164 252 0,4 12,9 19,0 5,6 15,5 1,1 5,6 Europa 738 199 − 0,1 19,4 16,9 12,0 17,3 4,2 10,3 Lateinamerika und Karibik 590 082 0,5 11,9 19,0 5,4 15,3 1,4 7,1 Nordamerika 344 529 0,6 18,9 16,6 9,3 14,3 3,8 8,0 Ozeanien 36 593 0,9 15,5 16,2 7,8 12,9 2,8 6,9 EU-27 501 102 0,1 19,1 17,5 12,7 17,5 4,7 12,0 Brasilien 194 946 0,2 12,9 20,3 5,5 17,3 1,5 8,8 China 1 341 335 − 0,2 16,2 19,8 6,8 20,7 1,4 8,8 Indien 1 224 614 0,7 11,0 19,3 4,3 13,1 0,7 3,6 Indonesien 239 871 0,4 11,1 19,7 4,8 16,0 0,7 6,4 Japan 126 536 − 0,4 20,6 16,5 16,4 17,7 6,3 17,4 Russland 142 958 − 0,3 20,0 16,6 9,9 17,8 2,9 6,9 Vereinigte Staaten von Amerika 310 384 0,6 18,8 16,6 9,3 14,1 3,8 7,8 Quellen : Eurostat ( Onlinedatencode : proj _ 10c2150p ) und Vereinte Nationen , Department of Economic and Social Affairs , World Population Prospects : The 2010 Revision . Abbildung 1.6 : Demografisches Gleichgewicht , EU-27 ( 1 ) Natürliche SchwankungenVeränderung der Gesamtbevölkerung ( 2 ) Nettozuwanderung einschließlich statistischer Bereinigungen ( 2 ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : demo _ gind ) . ( 1 ) Bruch in der Datenreihe , 1998 . ( 2 ) Provisorisch , 2008 und 2009 . Die Einwanderung aus Nicht-EU-Ländern ( sowie die höhere Arbeitskräftemobilität in der EU ) könnte die Konsequenzen des Rückgangs der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter abmildern . Es besteht jedoch generell Einigkeit darüber , dass Zuwanderung allein das voraussichtliche Missverhältnis zwischen der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und älteren Bevölkerungsgruppen nicht bereinigen kann . Gemäß den neuesten Bevölkerungsprognosen von Eurostat ( EUROPOP2010 ) steigen die jährlichen Nettozuflüsse in die gesamte EU von etwa 1 018 000 Menschen im Jahr 2010 ( 0,20 % der EU-Bevölkerung ) bis 2020 auf 1 217 000 . Danach sollen sie bis 2060 auf 878 000 sinken ( 0,17 % der EU-Bevölkerung , d. h. leicht rückläufiger Anteil ) . Darüber hinaus hat die gegenwärtige Wirtschaftskrise auch die Zuwanderung aus anderen EU-Ländern begünstigt – insbesondere aus Ländern mit hoher Jugendarbeitslosigkeit wie Portugal , Irland oder Griechenland . Sollte diese Einwanderungswelle anhalten , wird sich das ebenfalls auf die demografische Struktur der betroffenen Länder auswirken . Entsprechend liegt es ungeachtet des Ausmaßes künftiger Nettozuwanderung auf der Hand , dass Europa – angesichts der derzeitigen Entwicklungen der Lebenserwartung und der Geburtenrate – am Rande einer demografischen Revolution steht . Dies wird viele Anstrengungen durch einzelne Menschen , aber auch durch Regierungen und die Gesellschaft als Ganzes voraussetzen . Doch da es bis dato noch nie vorkam , dass die älteren Bevölkerungsgruppen gegenüber den jüngeren in der Überzahl waren , liegen keine Erfahrungswerte vor . Einige Folgen sind leichter abzusehen als andere . Die augenscheinlichste – und immer wieder angeführte – Konsequenz besteht darin , dass wesentlich mehr Rentnerinnen und Rentner zu versorgen sind und der Ruhestand insgesamt deutlich länger andauert . Auch wenn dies erheblich ins Gewicht fällt , ist das nur eine von vielen Auswirkungen und nicht unbedingt eine der schwerwiegendsten . Die Überalterung der europäischen Gesellschaft hat erhebliche Auswirkungen auf Beschäftigung , Steuer- und Sozialpolitik , Gesundheit , Bildung und Technologie , Zuwanderung , EU-interne Mobilität , die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben sowie die Beteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt . Dass die Menschen inzwischen länger und gesünder leben können , ist ganz ohne Frage ein großer Fortschritt , der sehr zu begrüßen ist . Aber eine schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter kann sich in gravierender Weise auf das künftige Wirtschaftswachstum und den Lebensstandard auswirken . Außerdem zieht eine höhere Lebenserwartung erhebliche Folgen für die Kosten von Unterstützung und Pflege der ältesten Menschen nach sich . Die demografische Revolution stellt uns vor drei unterschiedliche , jedoch eng miteinander verzahnte Herausforderungen : Wie lässt sich künftig Wirtschaftswachstum mit einer rückläufigen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter erreichen ? Wie lassen sich angemessene Renten , Gesundheitsversorgung und sonstige Leistungen für eine noch nie da gewesene Anzahl älterer Menschen gewährleisten ? Wie kann man älteren Menschen ermöglichen , selbstständig und aktiv zu bleiben ? Mehr Beschäftigungschancen für ältere Menschen sind eine wichtige Gegenmaßnahme , gleichwohl nicht in Bezug auf alle Herausforderungen . So sind in der gesamten Bevölkerung eine höhere Beschäftigungsquote und mehr Produktivität erforderlich . In Kapitel 2 werden die drei oben genannten Herausforderungen im Detail und die Bedeutung der Beschäftigungs- und Sozialpolitik in diesem Zusammenhang erläutert . Schwerpunkt von Kapitel 3 sind das Thema aktives Altern sowie Beispiele politischer Maßnahmen in diesem Bereich . Kapitel 4 beschreibt , wie sich die demografischen Herausforderungen in der EU-Rentenpolitik niedergeschlagen haben – insbesondere in der Agenda im Weißbuch von 2012 zu angemessenen , sicheren und nachhaltigen Pensionen und Renten . Kapitel 5 fasst die wichtigsten Punkte zusammen und skizziert den Weg nach vorn . KAPITEL 2 Auswirkungen der demografischen Trends in Europa auf Wirtschaft , Beschäftigung und Soziales Die Erhöhung von Wachstum und Produktivität Da Europa nunmehr im fünften Jahr eine Wirtschaftskrise durchläuft , stellt die Rückkehr zu nachhaltigem Wachstum eine wichtige Priorität dar . Das Wirtschaftswachstum ist die Summe aus Beschäftigungs- und Produktivitätswachstum . Entsprechend lastet eine schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wie ein Damoklesschwert auf der künftigen Konjunktur . Gleiches gilt für die nachlassende Wirtschaftsleistung und den Verlust von Kompetenzen und Produktivität , die auf die hohen Arbeitslosenquoten in der EU seit 2008 zurückzuführen sind . Der für die nächsten Jahrzehnte zu erwartende Rückgang der europäischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter stellt eine bislang einmalige Herausforderung dar . Sie zu lösen , setzt schon heute umfangreiche politische Bemühungen und Investitionen voraus , die auf die substanzielle Erhöhung von Beschäftigung und Produktivität abzielen . Das Wachstum und der Wohlstand des Nachkriegseuropas waren auch dem Anstieg der Geburtenrate seit Kriegsende zu verdanken ( d. h. der sogenannten „ Babyboomer-Generation “ ) . Die industrielle Revolution im Europa des 19. Jahrhunderts wurde möglich durch massive Bevölkerungsströme von ländlichen Gebieten in die Städte – sowie durch den Übergang von der vergleichsweise produktivitätsarmen Landwirtschaft zu produktiveren Fertigungsprozessen . Auch das bemerkenswerte Wachstum Chinas in den letzten 30 Jahren ist auf diese Faktoren zurückzuführen . Überdies wäre die Transformation der US-Wirtschaft Ende des 19. Jahrhunderts ohne die massive Zuwanderung aus Europa nicht möglich gewesen . All diese umfangreichen wirtschaftlichen Entwicklungen wurden nur erreicht , weil die Zahl der Arbeitskräfte und deren Produktivität stiegen . Europa steht nunmehr vor der Herausforderung , eine seit vier Jahren währende Konjunkturflaute ohne diese Unterstützungsfaktoren zu meistern – ganz zu schweigen von einer Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter , die in den nächsten 30 Jahren jährlich um 1-1,5 Millionen zurückgehen soll . Im Laufe dieses Jahrzehnts wird nur die Gruppe der über 50-jährigen Erwerbstätigen ansteigen . Die Herausforderung wird noch größer , wenn man bedenkt , dass Europa sein Beschäftigungspotenzial derzeit nur unzureichend nutzt ( die Arbeitslosenquote der EU-27 liegt seit Mitte 2009 über 9 % und 2012 bei über 10 % ) . Besonders beunruhigend in diesem Zusammenhang ist die Jugendarbeitslosigkeit , zumal die verpassten Ausbildungschancen arbeitsloser junger Menschen zu geringerer Produktivität und geringeren Einkommen über einen längeren Zeitraum führen dürften . Die wirtschaftliche Unsicherheit und hohe Jugendarbeitslosigkeit wirken sich ebenfalls auf die Entscheidung zur Familiengründung und die Gesamtnachfrage aus . Seit 2009 liegt die durchschnittliche Arbeitslosenquote unter den 15- bis 24-Jährigen in der EU-27 über 20 % , in manchen Ländern sogar über 50 % . Abbildung 2.1 : Veränderungen der Bevölkerung und der Zahl der Erwerbspersonen 2010-2020 nach Quelle : Cedefop , 2010 ( http : / / www.cedefop.europa.eu / en / Files / 3052 _ en.pdf ) Demgemäß macht es die demografische Revolution in Europa unbedingt erforderlich , Beschäftigungsquote und Produktivität zu erhöhen . Beide sind von entscheidender Bedeutung . Sollte es nicht gelingen , die Produktivität durch Investitionen in Kompetenzen , Bildung , Innovation und die effiziente Nutzung natürlicher Ressourcen zu erhöhen , wird das Wachstum nicht ausreichen , um den gegenwärtigen Lebensstandard zu bewahren . Und wenn wir kein Mittel finden , um die Beschäftigungsquote zu verbessern , werden auch die gesamtwirtschaftliche Leistung und das Einkommensniveau sinken . Gewiss könnte Arbeit in einem gewissen Ausmaß durch Kapital ersetzt werden . Doch dies kann auch eine höhere Einkommenskonzentration verursachen , die sich wiederum negativ auf die Gesamtnachfrage auswirkt und die Abhängigkeit der Nichterwerbstätigen von den Erwerbstätigen verstärkt . Will Europa seinen derzeitigen Wohlstand halten , müsste die Produktivität – angesichts der in den nächsten Jahrzehnten sinkenden Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter – deutlich stärker wachsen als um nur ca. 1 % pro Jahr zwischen 2000 und 2008 , sofern die Beschäftigungsquote nicht steigt . Wenn wir sowohl in puncto Beschäftigung als auch in puncto Produktivität scheitern , steht Europa eine Zeit des wirtschaftlichen Niedergangs und sinkenden Lebensstandards bevor . Die Strategie Europa 2020 , die von den EU-Staats- und Regierungschefs im Juni 2010 verabschiedet wurde , geht diese Herausforderung direkt an . Ihre Hauptziele sollen Folgendes sicherstellen : intelligentes Wachstum durch Verbesserung der Leistungen in Bildung und Innovation sowie den Einsatz digitaler Technologien ; nachhaltiges Wachstum durch Umwandlung Europas in eine kohlenstoffarme Wirtschaft , durch die effizientere Nutzung von natürlichen Ressourcen und die Verbesserung des wirtschaftlichen Umfelds ; integratives Wachstum durch Schaffung von mehr und besseren Arbeitsplätzen , mit mehr Investitionen in Kompetenzen und Ausbildung . Um diese Ziele zu erreichen , sind in der Strategie Europa 2020 eine Reihe von Kernzielen festgeschrieben , von denen drei auf die Notwendigkeit abzielen , den Auswirkungen einer rückläufigen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter entgegenzutreten : 75 % der 20- bis 64-Jährigen sollen bis 2020 in Arbeit stehen . Die Schulabbrecherquote soll unter 10 % fallen , außerdem sollen 40 % der 30- bis 34-Jährigen einen Hochschulabschluss besitzen . Armut und soziale Ausgrenzung sollen bekämpft werden , indem die Anzahl der hiervon betroffenen bzw. bedrohten Menschen um 20 Millionen gesenkt wird . Ebenso wird in der Strategie Europa 2020 betont , wie wichtig es ist , die Beschäftigungsquote anzuheben . Dies bedeutet , dass das Beschäftigungspotenzial aller Bevölkerungsschichten , darunter auch ältere Arbeitnehmer , genutzt werden muss . Das Ziel von 75 % kann nur erreicht werden , wenn ein größerer Anteil der Bevölkerung länger erwerbstätig bleibt . Im Übrigen wird der Zusammenhang zwischen Beschäftigung und Wirtschaftswachstum häufig falsch interpretiert . So wird bisweilen vorgeschlagen , dass Regierungen der steigenden Arbeitslosigkeit mit einer Reduzierung der Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter entgegentreten sollten – beispielsweise durch Anreize für einen vorzeitigen Ruhestand . Dies unterstellt , dass sich Arbeitsmärkte statisch verhalten und eine feste Zahl von Arbeitsplätzen umfassen . In Wirklichkeit jedoch ist dies eine Fehleinschätzung , die ebenfalls als sogenannte „ Lump-of-Labour-Fallacy “ ( Trugschluss der Unterstellung eines gegebenen Arbeitsvolumens ) bezeichnet wird . Wäre die Arbeitsmenge eine feste Größe , so wären Länder mit hohen Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer mit einer starken Jugendarbeitslosigkeit konfrontiert . Fakt ist jedoch , dass die EU-Mitgliedstaaten mit den höchsten Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer auch bei jungen Menschen hohe Quoten aufweisen . Abbildung 2.2 : Jugendarbeitslosigkeit und Beschäftigung älterer Menschen , 2011 Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : lfsa _ ergan und lfsa _ urgan ) . Wenn eine Person einer Beschäftigung nachgeht , heißt das nicht , dass dieser Arbeitsplatz einer anderen Person vorenthalten wurde . Im Gegenteil : Eine produktive Beschäftigung generiert zusätzliches Einkommen und damit die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen , was wiederum neue Arbeitsplätze schafft . Ein einfaches Beispiel : Ein erfolgreiches verarbeitendes Unternehmen , dessen Produkte ein bestimmtes Bedürfnis am Markt befriedigen , schafft nicht nur Arbeitsplätze für sich selbst , sondern auch für diejenigen , die seine Produkte vertreiben und verkaufen . Diese neuen Arbeitsplätze generieren zusätzliches Einkommen , das die Nachfrage nach anderen Waren und Dienstleistungen ankurbelt . Die Erhöhung der Beschäftigung ist sowohl die Voraussetzung für Wirtschaftswachstum als auch ein damit einhergehender Nutzen . Demgemäß kann man keinesfalls davon ausgehen , dass junge Menschen Arbeit erhalten , wenn sich ältere Arbeitnehmer davon überzeugen lassen , früher in den Ruhestand zu gehen . Arbeitsplätze für ältere und jüngere Menschen sind nicht nach Belieben austauschbar . Das Gegenteil ist der Fall : Wenn die europäische Wirtschaft weiter wachsen und entsprechend Arbeitsplätze schaffen soll , müssen ältere Arbeitnehmer im Zuge der schrumpfenden europäischen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter weiter beschäftigt bleiben . In den nächsten Jahrzehnten kann es sich Europa buchstäblich nicht leisten , auf das Beschäftigungspotenzial der einzigen Altersgruppe zu verzichten , die volumenmäßig zunehmen wird , d. h. der Arbeitnehmer ab 50. Folglich lassen sich Wirtschaftswachstum und Beschäftigungschancen für Menschen aller Altersgruppen nur dann sicherstellen , wenn ältere Arbeitnehmer weiterhin zur Produktivität beitragen . In welchem Maße sich die Beschäftigungsquote älterer Menschen anheben lässt , zeigen die Fakten : So standen 2010 über ein Drittel aller Männer und über die Hälfte aller Frauen der 55- bis 64-Jährigen nicht in Arbeit . Ein dynamischer und integrativer Arbeitsmarkt Natürlich ist die Anhebung der Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer nicht das einzige Mittel , um der Schrumpfung der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter entgegenzutreten . Die Arbeitslosigkeit selbst ist einer riesigen Verschwendung von Humanressourcen gleichzusetzen . Auch vor dem Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008 betrug die Beschäftigungsquote der Bevölkerung im Alter von 15-64 nur 65,9 % . Mehr als 16 Millionen Menschen waren in der EU arbeitslos , und selbst auf dem Höhepunkt des Booms war Europa mit einer hartnäckigen Jugendarbeitslosigkeit konfrontiert . Die derzeitige Arbeitslosigkeit in der beispiellosen Größenordnung von 24,5 Millionen Menschen in der EU-27 ist ein drängendes Problem . Gleichwohl wird die Arbeitslosigkeit in Europa nicht nur durch die anhaltende Konjunkturflaute ( „ zyklische “ Faktoren ) verursacht , sondern auch durch strukturellere Gründe . Um die Arbeitslosigkeit zu verringern , müssen sich die Regierungen demgemäß bemühen , kurzfristig Arbeitsplätze zu schaffen und die Funktionsweise der europäischen Arbeitsmärkte zu verbessern . Der letzte Aspekt schließt Initiativen ein , um den Abgleich zwischen Arbeitsuchenden und freien Stellen zu verbessern , Diskriminierung und soziale Ausgrenzung zu bekämpfen , die Kompetenzen auf dem neuesten Stand zu halten und den Übergang von der Ausbildung oder dem Elternurlaub in den Arbeitsmarkt zu erleichtern . Dies ist ein wichtiger und weitreichender Fahrplan , der im Leitfaden Soziales Europa „ Beschäftigungspolitik “ sowie in der Mitteilung der Kommission von April 2012 „ Einen arbeitsplatzintensiven Aufschwung gestalten “ dargelegt ist . Enthalten sind Politiken , die die Förderung von Flexibilität und Arbeitsplatzsicherheit kombinieren ( „ Flexicurity “ ) ; Politiken zur Verbesserung von Kompetenzen und Qualifikationen , insbesondere durch lebenslanges Lernen ; Maßnahmen zur Erleichterung des Übergangs in den Arbeitsmarkt sowie die Modernisierung der Systeme der sozialen Sicherheit , um ein angemessenes Einkommen zu gewährleisten , Beschäftigung zu fördern und die Mobilität auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern . Ebenfalls wichtig sind gezielte beschäftigungsfördernde Maßnahmen , wie die Senkung der Besteuerung von Arbeit oder die Unterstützung des Unternehmertums . Europa kann es sich nicht leisten , auf das Beschäftigungspotenzial von Menschen zu verzichten , die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder keinen finden können . Aktive arbeitsmarktpolitische Maßnahmen , um die Beschäftigungsquote zu maximieren , waren noch nie so wichtig wie in den nächsten Jahrzehnten , in denen die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpfen wird . Auch das Beschäftigungspotenzial von Frauen muss in Europa effektiver genutzt werden . Die Beschäftigungsquote von Frauen im Alter von 25 bis 49 Jahren ist noch immer weit niedriger als bei den Männern der gleichen Altersgruppe . Dies unterstreicht , wie wichtig es ist , Arbeit so zu organisieren , dass Eltern die notwendige Flexibilität für die Erziehung ihrer Kinder erhalten , gleichzeitig jedoch eine dauerhafte berufliche Laufbahn aufbauen können . Wie aus dem demografischen Bericht der Kommission von 2010 hervorgeht , haben Länder mit den wirkungsvollsten Maßnahmen für Geschlechtergleichstellung und die Vereinbarkeit von Berufsund Privatleben in der Regel nicht nur die höchsten Beschäftigungsquoten bei Frauen , sondern auch die höchsten Geburtenraten . Dies unterstreicht , dass moderne Beschäftigungs- und Familienpolitik eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung demografischer Entwicklungen spielen kann . Darüber hinaus gibt es noch weitere Gruppen , deren Beschäftigungspotenzial noch nicht erschlossen ist . Insbesondere kann jeder fünfte Jugendliche keine Arbeit finden . 7,5 Millionen junge Menschen im Alter zwischen 15 und 24 sind weder in Beschäftigung noch in Bildung oder Ausbildung . Je länger dieser Zustand anhält , desto schwieriger wird es für sie , auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und eine berufliche Laufbahn zu beginnen . Jugendarbeitslosigkeit ist für die direkt Betroffenen ein besonders großes Problem . Denn so besteht die Gefahr , dass eine Generation entsteht , die sich von der Gesellschaft ausgeschlossen fühlt . Wirtschaftliche Unsicherheit innerhalb der Generation im gebärfähigen Alter kann sich auch negativ auf die Geburtenrate auswirken und viele junge Menschen – die sich eigentlich Kinder wünschen – davon abhalten , eine eigene Familie zu gründen . Zuwanderung und Mobilität Bevölkerungsverschiebungen standen in der Vergangenheit in engem Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum , wobei eine schnell schrumpfende Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ohne Frage dazu beitragen wird , bei aufkommender Arbeitskräfteknappheit weitere Zuwanderung zu begünstigen . Bleibt die Frage , inwieweit Zuwanderung die Auswirkungen der bisher und derzeit niedrigen Geburtenraten auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von morgen auffangen kann . 2010 betrug der Anteil ausländischer Staatsangehöriger an der Bevölkerung der EU-27 6,5 % . In der Regel sind diese Ausländer wesentlich jünger als die nationale bzw. einheimische Bevölkerung . 2010 lag das mediane Alter für die Gesamtbevölkerung der EU-27 bei 40,9 Jahren , bei in der EU lebenden Nicht-EU-Staatsangehörigen dagegen bei 34,4 Jahren . Abbildung 2.3 : Altersstruktur von Staatsangehörigen und Nichtstaatsangehörigen ( EU und andere ) , EU-27 , 2010 Quelle : Eurostat ( Onlinedatencodes : migr _ pop2ctz und migr _ pop4ctb ) . Abbildung 2.4 : Altersverteilung von Staatsangehörigen und Nichtstaatsangehörigen ( EU und andere ) , EU-27 , 2010 ( in % ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : migr _ pop1ctz ) . Allerdings liegt die Beschäftigungsquote von Drittstaatsangehörigen noch etwa 10 % unter der allgemeinen Beschäftigungsquote . Hindernisse für ihre Beschäftigung , beispielsweise in Form von Diskriminierung oder der Nichtanerkennung ihrer Qualifikationen , erhöhen die Gefahr , dass sie arbeitslos bleiben und ihre Kompetenzen und Fähigkeiten für gering qualifizierte Jobs verschwendet werden . Ebenso kann sie dies in die Schwarzarbeit treiben . Entsprechend ist der gesamte potenzielle Beitrag , den bereits in der EU ansässige Drittstaatsangehörige zum Wirtschaftswachstum leisten können , noch nicht ausgeschöpft . Ihre effektive wirtschaftliche Integration verringert die Gefahr , dass illegale Zuwanderer die von der schrumpfenden Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter hinterlassenen Lücken füllen . Im Jahr 2011 legte die Kommission eine „ Neue Agenda für die Integration von Drittstaatsangehörigen “ vor , die einen Rahmen für die Integrationspolitiken der einzelnen Mitgliedstaaten vorgeben soll . Dies umfasst Maßnahmen wie Sprachkurse , Einführungsprogramme , die Erfassung von Qualifikationen und Bedarf der einzelnen Zuwanderer sowie die Schulung von Lehrkräften und Schulleitern im Umgang mit Vielfalt usw. , damit die Erwerbsbeteiligung letztlich steigt . Die Erhöhung der Arbeitskräftemobilität innerhalb der EU kann ebenfalls dazu beitragen , das Wirtschaftswachstum im Zuge des demografischen Wandels zu steigern . Denn ein echter EU-Arbeitsmarkt würde es erleichtern , geeignete Bewerber zur Besetzung freier Stellen zu finden . Insbesondere im Vergleich zu den USA bleibt die Arbeitskräftemobilität in der EU niedrig – und das , obwohl die Arbeitslosenquote in den verschiedenen EU-Regionen äußerst unterschiedlich ausfällt . 2008 wechselten nur 1,2 % der gesamten EU-Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter arbeitsplatzbedingt ihre Wohnsitzregion , wohingegen es in den USA 2,8 % waren . Die Muster regionaler Bewegungen weichen zwischen den Mitgliedstaaten stark ab , überdies ist eine klare Abgrenzung zwischen den Ländern der EU-15 und der EU-12 zu erkennen . So siedelten in der EU-15 2008 etwa 1,4 % der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in eine andere Region um . Das waren fast viermal mehr als in den EU-12-Ländern . Darüber hinaus vollziehen sich in der EU über 85 % der arbeitsplatzbedingten Umzüge zwischen Regionen im selben Mitgliedstaat . Weniger als jede siebte Übersiedlung verlief dabei über eine nationale Grenze . Nur 0,15 % der Menschen im erwerbsfähigen Alter zogen zwischen Mitgliedstaaten um ; das ist weniger als der Zustrom in die EU aus Drittländern ( 0,2 % der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ) . Zwischen 2000 und 2009 wuchs die Gesamtbevölkerung der EU-15 um rund 20,5 Millionen : 15,6 Millionen durch Nettozuwanderung und 4,8 Millionen durch Geburtenüberschuss ( Geburten minus Sterbefälle ) . Im Gegensatz dazu sank die EU-12-Gesamtbevölkerung um 2,2 Millionen : 0,9 Millionen Nettoauswanderung und 1,3 Millionen durch Sterbefallüberschuss ( Sterbefälle minus Geburten ) . Fast 40 % der EU-Regionen verzeichneten eine positive interne Mobilität und externe Migration , insbesondere Frankreich , Italien und Spanien . In etwa 30 % der Regionen fiel die Mobilitätsbilanz insgesamt ebenfalls positiv aus , wenn auch mit negativer interner Mobilität und positiver externer Migration . Umgekehrt gibt es nur sehr wenige Regionen mit positiver interner Mobilität und negativer externer Migration . Regionen mit negativer interner Mobilität und externer Migration ( ca. 10 % aller Regionen ) sind hauptsächlich in Polen , Bulgarien und Rumänien , aber auch im nördlichen Teil Frankreichs zu finden . Die Freizügigkeit der Arbeitnehmer ist ein Grundprinzip der EU . Dies ist ein Recht der europäischen Bürgerinnen und Bürger , wobei die europäischen Arbeitsmärkte besser funktionieren würden , wenn die allgemeine Mobilität höher wäre . Analog dazu ist es jedoch erforderlich , in der gesamten EU ein günstiges Umfeld für das Beschäftigungswachstum zu schaffen und dabei bestehende regionale Ungleichgewichte so weit wie möglich zu beseitigen , damit sich die Konjunktur nicht auf bestimmte Regionen konzentriert und dies anderen zum Nachteil gereicht . Die Mittel der Kohäsionspolitik , d. h. ca. 35 % des gesamten EU-Haushalts , tragen entscheidend dazu bei , eine gleichmäßige Entwicklung der Union zu gewährleisten . Ohne eine solche Entwicklungspolitik wären die allgemeinen demografischen Herausforderungen – die von der schrumpfenden Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und niedrigen Fruchtbarkeitsraten herrühren – für bestimmte Regionen eine besondere Belastung , die ihren potenziellen Beitrag zum Wachstum der EU als Ganzes schmälern könnte . Mit anderen Worten , die demografische Revolution erhöht die Bedeutung und Dringlichkeit der Entwicklung eines dynamischen und integrativen Arbeitsmarkts in ganz Europa . Wenn Europa bis 2020 eine Beschäftigungsquote von 75 % erreichen und die Herausforderung meistern will , die mit einer in den nächsten Jahrzehnten schrumpfenden Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter verbunden ist , dann setzt dies ab sofort Maßnahmen voraus , die die beschäftigungsfeindlichen Folgen der Krise abmildern . Zusätzlich erforderlich sind Reformen und Investitionen , die die strukturelle Arbeitslosigkeit bekämpfen und die Produktivität erhöhen . Unterstützung für eine wachsende Anzahl älterer Menschen Die zweite Herausforderung ist eng mit der ersten verbunden , weil künftiges Wirtschaftswachstum auch für die Finanzierung von Pension und Renten , Gesundheitsversorgung , Langzeitpflege und sonstigen Leistungen unverzichtbar ist , auf die die schnell wachsende Gruppe älterer Menschen im fortgeschrittenen Alter angewiesen sein wird . Das gesamte Ausmaß der Herausforderung ist aus Abbildung 2.5 ersichtlich . Letztere zeigt , wie sich das Verhältnis zwischen der Gruppe ab 65 und der Gruppe der 15- bis 64-Jährigen ( der sogenannte „ Altenquotient “ ) in den nächsten vier Jahrzehnten voraussichtlich verschieben wird . Danach wird sich das Verhältnis bis Mitte des Jahrhunderts verdoppeln – von 26 % im Jahr 2010 auf 50 % im Jahr 2050 . 2008 kamen auf jede Person ab dem 65. Lebensjahr vier Personen im erwerbsfähigen Alter . 2050 werden es nur noch zwei sein . Abbildung 2.5 : Altenquotient , EU-27 ( 1 ) ( in % ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatacode : demo _ pjanind and proj _ 10c2150p ) . ( 1 ) Verhältnis zwischen der Bevölkerung im Alter ab 65 und der Bevölkerung zwischen 15 und 64 , Prognosen 2015-2060 . Die Folgen liegen auf der Hand : Da die Bevölkerungsgruppe der 65-Jährigen und älteren jedes Jahr um etwa 2 Millionen wächst , dürften die Kosten für Pensionen und Renten , Gesundheitsversorgung und sonstige für diese Gruppe essenzielle Dienstleistungen signifikant steigen . Die spezielle Herausforderung , die mit der Gewährleistung angemessener , sicherer und nachhaltiger Pensionen und Renten verbunden ist , ist in Kapitel 4 ausführlich beschrieben . Auch die Erbringung von Gesundheitsdiensten und Langzeitpflege für ältere Menschen wird die öffentlichen Haushalte in hohem Maße belasten . Die Anzahl der Menschen über 80 Jahre wird zwischen 2010 und 2030 voraussichtlich um 12,6 Millionen steigen – ein Plus von 57,1 % gegenüber den beiden vorangegangenen Jahrzehnten . Dies führt unweigerlich zu einer größeren Nachfrage nach Gesundheitsdiensten und Langzeitpflege . Abbildung 2.6 : Prognosen zu den Ausgaben für Pflege und pflegebedürftige Menschen , EU-27 Quelle : Europäische Kommission , Bericht über die Bevölkerungsalterung 2012 . Abbildung 2.7 : Belastungsquotient der Erwerbsbevölkerung , 2010-2030 ( in % ) Quelle : Europäische Kommission , Bericht über die Bevölkerungsalterung 2012 . Wie im Kommissionsbericht über die demografische Alterung von 2012 ausführlich dargelegt , dürften die Ausgaben für Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege in der EU zwischen heute und 2060 um etwa 2,6 % des BIP steigen . Die Ausgaben für Langzeitpflege werden den Projektionen zufolge schneller wachsen ( Anstieg von 83 % ) als die Ausgaben für das Gesundheitswesen ( + 15 % ) . Eine in den Ruhestand gehende Generation hat das Recht , mindestens das gleiche ( reale ) Rentenniveau und den gleichen Standard der Gesundheitsversorgung und sonstiger Dienstleistungen zu fordern wie die Generation ihrer Eltern . Die Bewahrung bzw. wenn möglich die Verbesserung dieser Leistungen kann als Prüfstein für den sozialen Fortschritt herangezogen werden . Zu Recht sind sie nämlich der Auffassung , dass sie hierzu durch die im Laufe ihres Erwerbslebens entrichteten Steuern und Sozialabgaben beigetragen haben . Tatsache ist jedoch , dass die gegenwärtigen Kosten für Renten und Dienstleistungen für ältere Menschen mit den Steuern der Menschen im erwerbsfähigen Alter oder deren Verzicht finanziert werden , wenn Güter und Dienstleistungen von älteren Menschen in Anspruch genommen werden . Da diese Kosten in den nächsten Jahrzehnten steigen und von immer weniger Erwerbstätigen zu tragen sind , sind mögliche Konflikte zwischen den Generationen vorprogrammiert . Die Gefahr derartiger Spannungen wird durch Befürchtungen , denen zufolge künftige Generationen nicht denselben Lebensstandard wie die Babyboomer in den prosperierenden Nachkriegsjahrzehnten haben werden , zusätzlich befeuert . Und das , obwohl die Verschiebung des demografischen Gleichgewichts ebenfalls das Risiko birgt , dass die Babyboomer nach ihrer Pensionierung einen Lebensstandard besitzen , der gegenüber vorigen Generationen und ihren eigenen früheren Lebensverhältnissen rückläufig ist . Ein nützlicher Indikator in diesem Zusammenhang ist der „ Belastungsquotient der Erwerbsbevölkerung “ . Dieser gibt das Verhältnis zwischen der gesamten nicht erwerbstätigen Bevölkerung und denen an , die in Arbeit stehen . Konkret zeigt es , wie viele nicht erwerbstätige Personen ( d. h. Kinder , Rentner , Arbeitslose usw. ) von jedem bzw. jeder Erwerbstätigen unterstützt werden . Ist das Wirtschaftswachstum schwach , sind die mit einer überalternden Gesellschaft verbundenen steigenden Kosten schwerer zu finanzieren . Außerdem ist abzuwägen zwischen Steuererhöhungen , um das Niveau der Renten und die Standards im Gesundheitswesen und sonstiger Dienstleistungen aufrechtzuerhalten ; der Umschichtung von Ressourcen aus anderen Bereichen der öffentlichen Ausgaben ; der Senkung der Rentenniveaus und der Servicestandards . Demgemäß gibt es überzeugende Argumente für dringende Maßnahmen , die die Folgen des demografischen Wandels so abmildern , dass die steigenden Kosten aufgefangen und die Lasten gleichmäßig zwischen den Generationen verteilt werden . Wenn ältere Menschen ermutigt und unterstützt werden , in Beschäftigung zu bleiben , wird dies ihre Abhängigkeit von den Renten verringern . Gleichzeitig steigt das Wirtschaftswachstum , das zur Finanzierung dieser Renten beiträgt . Die Aufteilung der Kosten einer alternden Gesellschaft ist die wesentliche Grundlage für die Sicherung der Solidarität zwischen den Generationen . Die Anhebung der Beschäftigungsquote älterer Menschen ist Teil einer viel breiteren Agenda , die älteren Menschen helfen soll , aktive Bürgerinnen und Bürger zu bleiben , unabhängig und gesund zu leben und weiterhin einen positiven Beitrag zu der Gesellschaft zu leisten , in der sie leben . Dies ist die Agenda für „ Aktives Altern “ , die Gegenstand von Kapitel 3 ist . Sie steht in direktem Zusammenhang mit der dritten wichtigen Herausforderung durch die demografische Revolution . Maximierung der Vorteile einer höheren Lebenserwartung Das rasche , für die nächsten vier Jahrzehnte prognostizierte Wachstum der Bevölkerung ab 65 ist darauf zurückzuführen , dass die Menschen viel länger leben . Dies ist an und für sich eine fantastische Errungenschaft . Zu verdanken ist sie den enormen sozialen und medizinischen Fortschritten in den letzten sechs Jahrzehnten sowie den wesentlich höheren Lebensstandards der Nachkriegsgenerationen . Hierin spiegeln sich sowohl die Errungenschaften des modernen Wohlfahrtsstaats als auch einer lang anhaltenden Zeit des Friedens und des steigenden Wohlstands wider . Beides war in der europäischen Geschichte bislang einmalig . Entsprechend ist die gestiegene Lebenserwartung eine positive und zu begrüßende Entwicklung . Zum ersten Mal können sich Menschen ab 60 auf zwei bis drei weitere Lebensjahrzehnte freuen . Was die künftigen Generationen älterer Menschen werden tun können bzw. wollen , lässt sich nicht unbedingt aus der Vergangenheit ablesen . Menschen , die mit einem längeren und gesünderen Lebensabend als jede Generation vor ihnen rechnen können , werden sich neue Ziele setzen und höhere Erwartungen haben als ihre Eltern und Großeltern . Die Gesellschaft wird diesem Bedarf durch die Erweiterung des Möglichkeitenspektrums Rechnung tragen müssen . Sie in die Lage zu versetzen , so lange wie möglich unabhängig zu leben , aktive Bürgerinnen und Bürger zu bleiben und zur Entwicklung der Gemeinschaft beizutragen , in der sie leben , wird nicht nur für sie selbst , sondern auch für die restliche Gesellschaft von Bedeutung sein . Das Konzept des aktiven Alterns ist in einer Politikagenda festgeschrieben , die älteren Menschen ermöglichen soll , ein erfüllteres und gesünderes Leben zu führen , unabhängig zu bleiben und sich selbst versorgen zu können sowie schließlich zur Gesellschaft und zum Wirtschaftswachstum beizutragen . Eines der Kernanliegen der Agenda für aktives Altern besteht darin , die Rahmenbedingungen für eine Erwerbstätigkeit zu schaffen , die über das derzeitige Renteneintrittsalter hinausgeht . Einer jüngsten Eurobarometer-Umfrage zufolge lehnt inzwischen eine Mehrheit die obligatorische Verrentung in einem bestimmten Alter ab – obschon der Zwang , länger arbeiten zu müssen , nach wie vor kritisiert wird . Jeder Dritte möchte die Möglichkeit haben , über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus zu arbeiten . Gleichwohl dreht sich die Agenda für aktives Altern nicht nur um die Verlängerung des Erwerbslebens . Ältere Menschen können im Ruhestand auch auf andere Weise zur Gesellschaft beitragen . So könnten sie ehrenamtlich im sozialen und gemeinnützigen Sektor mithelfen , ihre Erfahrungen und Kompetenzen an jüngere Menschen weitergeben oder einfach ein ausgefülltes und aktives Leben führen , das anderen eine produktive Beschäftigung ermöglicht . Eine schnell wachsende und aktive Bevölkerungsgruppe älterer Menschen wird neue und expandierende Märkte für Produkte und Dienstleistungen schaffen . Kurz , eine alternde Bevölkerung muss nicht unbedingt eine Last für die Gesellschaft sein . Im Gegenteil : Sie kann ein Anreiz für neue Formen der Beschäftigung sein , neuen Bürgersinn befördern und die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen begünstigen . Wenn ältere Menschen in der Lage sind , sowohl in der Beschäftigung als auch nach ihrer Verrentung ihr volles Potenzial zu entfalten , wird ihr Leben bereichernder und erfüllter sein . Zudem bleiben sie länger aktiv , gesund und eigenständig . Gleichzeitig wird dies Europa helfen , die demografische Revolution in den nächsten Jahrzehnten mit Wirtschaftswachstum , nachhaltigen und sicheren Pensionen und Renten sowie verbesserten Gesundheits- und Langzeitpflegediensten zu kombinieren . Wie die Agenda für aktives Altern zur Erreichung dieser Ziele beitragen kann , ist Gegenstand des nächsten Kapitels . KAPITEL 3 Aktives Altern Die Weltgesundheitsorganisation definiert aktives Altern als „ einen Prozess , in dem die Möglichkeiten im Hinblick auf Gesundheit , Teilhabe und Sicherheit optimiert werden , um die Lebensqualität der alternden Personen zu verbessern “ . Der Kommissar für Beschäftigung , Soziales und Integration , László Andor , hat erklärt , dass dies vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung Europas bedeutet , „ alte Menschen dazu zu ermutigen , aktiv zu bleiben , indem sie länger erwerbstätig sind , erst später in den Ruhestand gehen sowie im Ruhestand ehrenamtliche Aufgaben übernehmen und ein gesundes und eigenständiges Leben führen “ . Im Kern zielt aktives Altern darauf ab , die älteren Menschen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu erweitern und zu bereichern , damit sie die gesamte Bandbreite ihrer Fähigkeiten nutzen und ihre gesammelten Kompetenzen und Erfahrungen an spätere Generationen weitergeben können . Wenn ältere Menschen ein erfüllteres , aktiveres und gesünderes Leben führen können , werden sie im Gegenzug in der Lage sein , direkt zum Wirtschaftswachstum und der Entwicklung der Gesellschaft als Ganzes beizutragen . Die Europäische Kommission hat 2012 zum Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen ausgerufen . Dabei soll das Bewusstsein für den Beitrag geschärft werden , den ältere Menschen zur Gesellschaft leisten können , und für die Bedeutung , ihnen vor dem Hintergrund eines raschen demografischen Wandels genau das zu ermöglichen . Diesbezügliche Maßnahmen sollen auf allen Ebenen erfolgen und ehrgeizige Ziele für das aktive Altern festgelegt werden . Schwerpunkt sind drei Bereiche : Schaffung besserer Beschäftigungschancen und Arbeitsbedingungen für ältere Menschen , Hilfe für ältere Menschen , aktiv in der Gesellschaft mitzuwirken , Ermutigung zu gesundem Altern und eigenständigem Leben . Inwieweit müssen die Chancen für ältere Menschen in diesen Bereichen erweitert werden ? Zudem stellt sich die Frage , welche Denk- und Handlungsweisen erforderlich sind , damit dieses Potenzial entsteht und ältere Menschen es umfassend nutzen können . Und schließlich ist zu klären , welche Maßnahmen erforderlich sind , um aktives Altern und ein gesundes und eigenständiges Leben zu fördern . Schaffung besserer Arbeitsstellen und Arbeitsbedingungen für ältere Menschen In Kapitel 2 wurde dargelegt , wie wichtig es ist , die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer zu erhöhen , um das Wirtschaftswachstum Europas und den allgemeinen Lebensstandard in den nächsten Jahrzehnten zu bewahren . Ohne die umfassende und aktive Mitwirkung älterer Arbeitnehmer werden sowohl das Wirtschaftswachstum als auch der Lebensstandard sinken . Das Ziel der EU , unter den 20- bis 64-Jährigen bis 2020 eine Beschäftigungsquote von 75 % zu erreichen , wird sich nur umsetzen lassen , wenn die Beschäftigungsquote älterer Menschen signifikant in die Höhe schnellt . Die Beschäftigungsquoten für Frauen und Männer fallen insbesondere in der Gruppe der 50- bis 64-Jährigen äußerst unterschiedlich aus . Abbildung 3.1 : Beschäftigungsquoten nach Geschlecht und Altersgruppen , EU-27 ( in % ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : lfsa _ ergan ) . Ferner variiert die Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer stark zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten . Genauso unterschiedlich ist die Aufgabe geartet , diese Quote zu erhöhen . Abbildung 3.2 : Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer ( 55-64 ) in den EU-Mitgliedstaaten ( in % ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : lfsa _ ergan ) . 2009 betrug das durchschnittliche Renteneintrittsalter in der Europäischen Union 61 Jahre und fünf Monate . Sechs Mitgliedstaaten vermeldeten ein durchschnittliches Eintrittsalter unter 60 , wobei auch hier erhebliche Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten gegeben waren . Das durchschnittliche Renteneintrittsalter dürfte in den nächsten Jahren steigen , zumal einige Mitgliedstaaten das Rentenanspruchsalter anheben . Abbildung 3.3 : Durchschnittliches Renteneintrittsalter in den EU-Mitgliedstaaten , 2009 ( 1 ) ( in Jahren ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : lfsi _ exi _ a ) . ( 1 ) Gewichtet nach der Wahrscheinlichkeit des Eintritts in das Rentenalter ; Schätzungen . Dass die Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen seit Anfang des 21. Jahrhunderts beständig und schneller steigt als bei jüngeren Altersgruppen , ist ein erfreuliches Signal . Abbildung 3.4 : Erwerbstätige nach Altersgruppe , EU-27 ( 2000 = 100 ) Gesamtbevölkerung ( 1 ) 50-54 Jahre 60-64 Jahre 15-64 Jahre 55-59 Jahre 65 Jahre und älter Quelle : Eurostat ( Onlinedatencodes : lfsa _ pganws und demo _ pjan ) . ( 1 ) Auf Grundlage der Daten per 1. Januar jedes Jahres . Die meisten Menschen zwischen 50 und 64 sind im verarbeitenden Gewerbe , der Bauindustrie , dem Handel , der öffentlichen Verwaltung sowie im Bildungs- , Gesundheits- und Sozialwesen beschäftigt . Dies steht im Einklang mit dem Beschäftigungsmuster der gesamten Gruppe der 15- bis 64-Jährigen . Höher als der Durchschnitt ist der Anteil von Menschen ab 50 in den Bereichen Landwirtschaft , Bildung , Gesundheit und Sozialarbeit . Tabelle 3.1 : Beschäftigungsanteil nach Geschlecht , Altersgruppe und Wirtschaftssektor , EU-27 , 2010 ( 1 ) ( in % ) 15-64 Jahre 50-64 Jahre 65 Jahre und älter Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen Land- und Forstwirtschaft , Fischerei 5,4 3,9 7,2 5,7 25,5 29,7 Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden 0,6 0,1 0,6 0,1 : : Verarbeitendes Gewerbe 20,5 10,3 19,9 9,3 9,2 4,4 Energieversorgung 1,1 0,4 1,4 0,3 : : Wasserversorgung ; Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen 1,1 0,3 1,3 0,3 : : Baugewerbe 12,9 1,5 11,4 1,5 6,5 1,6 Handel ; Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen 13,1 15,3 10,7 12,0 11,9 13,0 Verkehr und Lagerei 7,3 2,5 8,2 2,5 4,8 1,3 Gastgewerbe 3,7 5,3 2,4 3,9 2,8 4,6 Information und Kommunikation 3,6 2,0 2,4 1,3 1,7 : Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen 2,7 3,4 2,7 2,8 1,3 : Grundstücks- und Wohnungswesen 0,7 0,9 0,9 1,1 1,9 1,7 Erbringung von freiberuflichen , wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen 4,7 5,1 4,8 3,8 9,5 5,0 Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen 3,6 4,1 3,5 3,9 3,7 3,3 Öffentliche Verwaltung , Verteidigung , Sozialversicherung 7,2 7,4 8,1 9,1 2,7 2,7 Erziehung und Unterricht 3,8 11,7 5,3 14,1 4,8 7,0 Gesundheits- und Sozialwesen 4,1 17,7 5,1 20,2 5,1 12,3 Kunst , Unterhaltung und Erholung 1,5 1,7 1,4 1,6 2,7 2,9 Erbringung von sonstigen Dienstleistungen 1,5 3,5 1,7 3,1 3,8 4,3 Private Haushalte 0,2 2,4 0,3 2,9 : 2,9 Extraterritoriale Organisationen und Körperschaften 0,1 0,1 0,1 0,1 : : Keine Angabe 0,6 0,5 0,5 0,5 : : Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : lfsa _ egan22d ) . ( 1 ) Die Aufschlüsselung nach Wirtschaftszweigen erfolgte laut NACE-Klassifikation ( Rev. 2 ) . Die Möglichkeiten , die Fortschritte des letzten Jahrzehnts zu nutzen und die Beschäftigungsquote älterer Menschen anzuheben , liegen nunmehr auf der Hand , obschon sich die Aufgabe in den einzelnen Mitgliedstaaten äußerst unterschiedlich gestaltet . Älteren Menschen zu einem aktiveren Leben verhelfen Menschen ab 50 engagieren sich in der Regel stärker in der Gemeinschaft bzw. Gesellschaft , in der sie leben . Beispielsweise beteiligen sie sich häufiger an den unterschiedlichsten Wahlen ( 50 % der Menschen ab 55 nehmen an den Wahlen zum Europäischen Parlament teil , gegenüber 29 % der 18- bis 24-Jährigen ) . Eine Umfrage im Mai 2011 hat aufgezeigt , dass Menschen ab 55 stärker als jüngere Altersgruppen dazu neigen , Fragen der lokalen , nationalen und europäischen Politik zu diskutieren . Nach ihrem Eintritt in den Ruhestand haben ältere Menschen Zeit und Energie , diese Form des Engagements in nützliche Aktivitäten umzuwandeln . So können sie weiterhin wichtige Beiträge zur Gesellschaft leisten , z. B. als verantwortungsbewusste und aktive Bürger ehrenamtliche Aufgaben in ihren lokalen Gemeinschaften und darüber hinaus übernehmen ; als Betreuer der jüngeren und älteren Generationen in ihren eigenen Familien ; als Verbraucher , deren persönliche Aktivitäten und Interessen eine signifikante wirtschaftliche Nachfrage nach neuen Produkten und Dienstleistungen erzeugen . Diese Kategorien schließen sich natürlich nicht gegenseitig aus , denn zahlreiche Menschen im Ruhestand engagieren sich in allen drei Bereichen . Die Tradition , sich freiwillig sozial zu engagieren , ist in den einzelnen Mitgliedstaaten unterschiedlich ausgeprägt . Doch das Ausmaß von Freiwilligenarbeit und die Nachfrage danach dürften in der gesamten Europäischen Union zunehmen , da die Kosten für öffentliche Dienstleistungen – nicht zuletzt aufgrund der Überalterung der Bevölkerung – und der Druck auf die öffentlichen Ausgaben steigen . Gleichzeitig kann und darf Freiwilligenarbeit jedoch nicht als Ersatz für die Gewährung sozialer Dienstleistungen herhalten . Um angemessene Pflege , soziale Integration , Humankapitalbildung und sonstige Leistungen sicherzustellen , sind innovative und kosteneffiziente Verfahren erforderlich . So könnten sich im Bereich soziale Dienstleistungen neue Formen der Beschäftigung für ältere Menschen entwickeln lassen . Der Mehrwert , den ältere Menschen in die Beschäftigung einbringen können – wie reifes Urteilsvermögen , Erfahrung , gesammeltes Wissen und Know-how – , kann sich auch bei der Erbringung sozialer Dienstleistungen als nützlich erweisen . Gleichzeitig ist die Beschäftigung oder ehrenamtliche Betätigung in diesen Bereichen für ältere Menschen attraktiv , weil sie ihnen die Möglichkeit gibt , ihr eigenes Engagement zeitlich flexibel einzusetzen und ihre Erfahrungen und Fähigkeiten so zu nutzen , dass die Gemeinschaft , in der sie leben , eine echte Aufwertung erfährt . Auch die Rolle älterer Menschen als Betreuer dürfte an Bedeutung gewinnen . 2060 können auf jedes Kind mehr als zwei ältere Menschen entfallen . Anders ausgedrückt wird es mehr Großeltern für weniger Enkel geben als je zuvor . Tatsächlich ist nicht auszuschließen , dass bis Anfang des nächsten Jahrzehnts die ältesten Familienmitglieder in größerer Anzahl vorhanden sind als Kinder unter fünf Jahren . Dieser „ Großeltern-Boom “ könnte die Kapazitäten an familieninterner Kinderbetreuung beträchtlich erhöhen . Überdies werden viele Menschen noch den Eintritt in den Ruhestand ihrer Kinder erleben . Selbst für die Eltern zu sorgen , könnte so erleichtert werden , obschon es in bestimmten Fällen schwierig sein kann , in den Vorruhestandsjahren Arbeit und Betreuungsaufgaben miteinander zu vereinbaren . Diese Entwicklung könnte nicht unerheblich sein , da die Anzahl der Menschen über 80 so hoch sein wird wie noch nie . Auch die Rolle älterer Menschen als Verbraucher wird wesentlich mehr Gewicht erhalten . Als größte Bevölkerungsgruppe bis Mitte des Jahrhunderts werden ältere Menschen wichtige Abnehmer für neue Produkte und Dienstleistungen darstellen , die in neuer Form angeboten werden können . Insbesondere wurde gerade erst damit begonnen , das Internet für die Bedürfnisse älterer Menschen zu erschließen . Die „ Babyboomer “ , die inzwischen Anfang 60 sind , sind die Computernutzer der ersten Generation und haben Computer häufig lange Zeit im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeiten eingesetzt . Auch diejenigen , die nicht so IT-affin sind wie die bereits im digitalen Zeitalter aufgewachsenen jungen Menschen , werden im Ruhestand die Möglichkeiten des Internets voll nutzen wollen . Ermutigung zu gesundem Altern und eigenständigem Leben Seit jeher wird ein fortgeschrittenes Alter mit nachlassender Gesundheit in Verbindung gebracht . Entsprechend ist zu unterstreichen , dass die europäische Bevölkerung inzwischen nicht nur länger lebt , sondern auch länger fit und gesund bleibt als frühere Generationen . 2008 konnten 65-jährige Frauen in der EU durchschnittlich damit rechnen , weitere 8,4 Jahre ohne schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigung zu leben . Dieser Zeitraum entspricht 40,5 % der noch verbleibenden Lebenszeit . Bei Männern lag die entsprechende Zahl bei 8,2 Jahren – fast die Hälfte der noch verbleibenden Lebenszeit ( 47,8 % ) . Es gibt zahlreiche Anhaltspunkte dafür , dass ein aktives Leben die Gesundheit fördert . Damit kann aktives Altern jedweder Form sowohl zu gesundem Altern beitragen als auch von diesem profitieren . Beide Agenden sind völlig deckungsgleich . Bemerkenswert ist die Tatsache , dass die Mitgliedstaaten mit dem höchsten Anteil an älteren Menschen ohne Behinderungen auch diejenigen sind , in denen die älteren Bevölkerungsgruppen am aktivsten sind . Tabelle 3.2 : Lebenserwartung und krankheitsfreie Lebensjahre älterer Menschen in den EU-Mitgliedstaaten , 2009 Lebenserwartung mit 65 ( in Jahren ) Krankheitsfreie Lebensjahre mit 65 ( in Jahren ) Krankheitsfreie Lebensjahre mit 65 als Anteil an der gesamten Lebenserwartung nach dem 65. Lebensjahr ( in % ) Männer Frauen Männer Frauen Männer Frauen EU-27 ( 1 ) 17,2 20,7 8,2 8,4 47,8 40,5 BE 17,5 21,1 10,5 10,1 60,2 48,0 BG 13,8 17,0 8,4 9,1 61,1 53,8 CZ 15,2 18,8 8,0 8,4 52,9 44,5 DK 16,8 19,5 11,2 12,0 66,9 61,5 DE 17,6 20,8 6,4 6,5 36,4 31,0 EE 14,0 19,2 5,5 5,3 39,0 27,7 IE 17,2 20,6 10,2 10,5 59,1 50,8 EL 18,1 20,2 7,2 6,6 40,0 32,6 ES 18,3 22,5 9,2 8,4 50,1 37,1 FR 18,7 23,2 8,8 9,2 47,0 39,6 IT ( 1 ) 18,2 22,0 7,3 6,8 40,4 30,9 CY 18,1 20,9 9,9 8,5 54,9 40,6 LV 13,4 18,2 4,7 5,7 35,2 31,2 LT 13,4 18,4 5,9 6,7 44,0 36,4 LU 17,6 21,4 10,8 11,4 61,5 53,2 HU 14,0 18,2 5,7 5,6 40,7 30,6 MT 16,8 20,6 11,0 11,2 65,7 54,4 NL 17,6 21,0 9,4 10,3 53,3 49,2 AT 17,7 21,2 8,1 8,0 46,0 37,9 PL 14,8 19,2 6,8 7,4 46,1 38,8 PT 17,1 20,5 6,6 5,4 38,4 26,6 RO 14,0 17,2 7,2 7,0 51,4 40,6 SI 16,4 20,5 9,3 9,9 56,6 48,3 SK 14,1 18,0 3.4 2,8 24,3 15,7 FI 17,3 21,5 8,1 8,9 46,9 41,4 SE 18,2 21,2 13,6 14,6 74,8 69,1 UK ( 1 ) 17,7 20,3 10,7 11,8 60,5 57,9 IS 18,6 21,0 12,7 13,6 68,3 64,6 NO 18,0 21,1 13,5 14,0 75,2 66,3 Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : hlth _ hlye ) . ( 1 ) 2008 statt 2009 . Textfeld 3.1 : Die EU und gesundes Altern Die EU fördert gesundes Altern im Rahmen ihrer Gesundheitsstrategie : „ Gemeinsam für die Gesundheit : Ein strategischer Ansatz der EU für 2008-2013 “ sowie durch die offene Koordinierungsmethode im Bereich Sozialschutz und soziale Eingliederung . Gesundes Altern beruht auf einem zweifachen Ansatz : Gesundheit während der gesamten Lebensspanne zu fördern sowie gesundheitlichen Beschwerden und Behinderungen durch gesunden Lebensstil und gesunde Ernährung bereits frühzeitig vorzubeugen ; der Verpflichtung , gesundheitliche Benachteiligungen aufgrund sozialer , wirtschaftlicher und umweltbedingter Faktoren zu beseitigen . Ein eigenständiges Leben setzt natürlich nicht nur eine gute Gesundheit voraus . Inwieweit ältere Menschen in der Lage sind , sich selbst zu versorgen und ein autonomes Leben zu führen , hängt ebenfalls entscheidend von dem Umfeld ab , in dem sie leben , d. h. Wohnsituation , Verkehr und Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen . Obwohl eine jüngste Umfrage zeigte , dass die meisten älteren Menschen nach eigener Einschätzung in einer altersgerechten Umgebung leben , liegt es auf der Hand , dass insbesondere im Hinblick auf den Verkehr Nachholbedarf besteht . Änderung der Einstellung gegenüber dem Ruhestand Neueste Umfragen belegen , dass sich die Einstellung gegenüber dem Rentenalter grundlegend ändert . Eine im September und Oktober 2011 durchgeführte Eurobarometer-Umfrage ergab , dass 33 % der Menschen ab 15 auch nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters erwerbstätig bleiben möchten . Bei den Befragten ab 55 waren es sogar 41 % . Darüber hinaus befürworten laut derselben Umfrage 61 % der Menschen ab 15 , dass es möglich sein sollte , über das gesetzliche Rentenalter hinaus zu arbeiten , d. h. , ein obligatorisches Renteneintrittsalter wird abgelehnt . Dies ist eine bedeutende und erfreuliche Entwicklung . Ein obligatorisches Renteneintrittsalter , das Menschen , die erwerbstätig bleiben wollen und können , just das verbietet , ist in einer Zeit , in der die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter schrumpft , völlig fehl am Platze . Schließlich zielt aktives Altern unter anderem darauf ab , die Rahmenbedingungen zu schaffen , in denen das tatsächliche Rentenalter synchron mit der steigenden Lebenserwartung angehoben werden kann . Ein obligatorisches Rentenalter untergräbt jedoch dieses Ziel , weil ältere Menschen damit der zahlreichen Chancen beraubt werden , die mit einer weiteren Erwerbstätigkeit verbunden sind . Wahrnehmung älterer Arbeitnehmer Die Wahrnehmung spielt eine bedeutende Rolle . Genauso wie sich die Haltung gegenüber dem Ruhestand ändert , werden ältere Arbeitnehmer in gewisser Hinsicht dann auch anders wahrgenommen . In anderer Hinsicht scheint die Vorstellung dessen , was ältere Menschen leisten können , noch immer nicht der Tatsache Rechnung zu tragen , dass die Menschen inzwischen länger und gesünder leben . Einer 2006 durchgeführten Umfrage zufolge waren 43 % der Menschen ab 15 der Auffassung , dass viele ihrer Mitbürgerinnen und -bürger zu früh in den Ruhestand gingen . Laut einer Umfrage von 2009 glaubten 46,6 % der 15- bis 24-Jährigen nicht , dass jüngeren Menschen weniger Stellen offenstehen , wenn ältere Menschen länger arbeiten . Daran zeigt sich möglicherweise eine gewisse Solidarität zwischen den Generationen . Ferner setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch , dass ältere Menschen einen Mehrwert für die Arbeitswelt bedeuten . Abbildung 3.5 : Wahrnehmung älterer Arbeitnehmer in der EU-27 , 2009 Quelle : Europäische Kommission , Eurobarometer-Sonderumfrage Nr. 378 – Aktives Altern . Laut einer Eurobarometer-Sonderumfrage aus dem Jahr 2009 über die Wahrnehmung der Diskriminierung in der EU halten Menschen das Alter für den größten Nachteil bei der Arbeitssuche . Das bestätigte auch die Eurobarometer-Umfrage von September und Oktober 2011 : Danach war „ fehlende Wertschätzung durch den Arbeitgeber “ bei Menschen über 55 einer der häufigsten Gründe , die Erwerbstätigkeit zu beenden . Ältere Menschen sind seit jeher mit dem Widerstand zahlreicher Arbeitgeber konfrontiert , ältere Arbeitnehmer einzustellen oder diese umschulen zu lassen . Ebenso enden ihre beruflichen Laufbahnen häufig vorzeitig , wenn Arbeitgeber auf Frühpensionierungen zurückgreifen , um ihre Belegschaften in Rezessionszeiten umzustrukturieren bzw. zu verkleinern . Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich , wenn sich ältere Arbeitnehmer häufig abgewertet fühlen . Die EU hat spezielle Rechtsvorschriften erlassen , denen zufolge die Mitgliedstaaten die altersbedingte Diskriminierung in der Beschäftigung verbieten müssen . Eine Richtlinie , um Diskriminierung auch beim Zugang zu Waren und Dienstleistungen zu verbieten , wird derzeit vom Rat geprüft . Alle Mitgliedstaaten haben inzwischen Gesetze erlassen , um die EU-Richtlinie 2000 / 78 / EG – der zufolge Diskriminierung in der Beschäftigung aus Gründen des Alters , der Religion oder Weltanschauung , einer Behinderung oder der sexuellen Ausrichtung verboten ist – umzusetzen . Gegenstand der Richtlinie sind Einstellung , beruflicher Aufstieg , Berufsausbildung und Arbeitsbedingungen ; dabei verbietet sie direkte und indirekte Diskriminierung sowie Belästigung und Viktimisierung aus Gründen des Alters . Die demografische Revolution bietet die besten Chancen , altersbedingte Diskriminierung ein für alle Mal auszumerzen . Was einst hauptsächlich älteren Menschen Schaden zufügte , kann inzwischen der gesamten Gesellschaft zum Nachteil gereichen . Damit widerfährt nicht nur dem Einzelnen Unrecht , sondern es kommt auch zu einer riskanten Verschwendung wertvoller Humanressourcen . Es ist an der Zeit , den potenziellen Beitrag älterer Menschen zu Wirtschaft und Gesellschaft – der ihnen nicht länger verboten werden darf – positiv hervorzuheben . Textfeld 3.2 : EU-Maßnahmen gegen Altersdiskriminierung Die Europäische Kommission hat eine Reihe von Maßnahmen ergriffen , um die Diskriminierung älterer Arbeitnehmer zu bekämpfen . So finanziert sie unter anderem eine Plattform auf EU-Ebene für den Austausch über nationale Chartas für Vielfalt , die Unternehmen dazu ermutigen soll , in ihrer Personalpolitik freiwillig Vielfaltsgrundsätze anzuwenden . Seit 2003 fördert die Kommission die Kampagne „ Für Vielfalt . Gegen Diskriminierung . “ , in deren Rahmen anhand Videos , Bildern und Veröffentlichungen gegen Stereotypen gekämpft und das Bewusstsein zu den negativen Folgen von Diskriminierung geschärft wird . Außerdem werden Gruppen von Experten für Antidiskriminierung unterstützt , die Analysen und den Informationsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten vornehmen , bewährte Praktiken validieren und Veröffentlichungen erstellen ( darunter auch zwei Dokumente zur Altersdiskriminierung in der Beschäftigung ) . Welche Maßnahmen sind erforderlich , um aktives Altern zu fördern ? Nunmehr stellt sich die Frage , was angesichts der sich verändernden Umstände und Denkweisen zu tun ist , um aktives Altern zu unterstützen . Zu betonen ist , dass zahlreiche ältere Menschen per se keiner speziellen Vorkehrungen oder Behandlung bedürfen , um erwerbstätig zu bleiben . Häufig unterscheiden sich ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten nicht von denen junger Menschen . Die nach dem Krieg geborene Generation der Babyboomer ist aktiver , gesünder und besser gebildet als alle Generationen zuvor . Beispielsweise gibt es Grund zu der Annahme , dass berufsbedingte Gesundheitsprobleme mit dem Alter unterm Strich nicht unbedingt zunehmen . 2007 gaben 15,9 % aller 45- bis 54-Jährigen , die entweder erwerbstätig sind oder waren , an , von mindestens einem berufsbedingten Gesundheitsproblem betroffen zu sein . Bei den 55- bis 64-Jährigen lag der Anteil bei 15,0 % . Abermals scheint es , dass sich die Einstellung zu bestimmten Arbeitsaspekten mit zunehmendem Alter kaum ändert . Vor diesem Hintergrund zeigte sich bei einer Eurobarometer-Umfrage von 2011 , dass der Anteil älterer Arbeitnehmer ( 84,3 % ) , die mit ihren Arbeitsbedingungen entweder „ zufrieden “ oder „ sehr zufrieden “ waren , bemerkenswert wenig vom Anteil aller Arbeitnehmer ( 84,4 % ) abweicht , die das Gleiche behaupten . Im Übrigen sind zahlreiche der Maßnahmen , die Arbeitgeber ergreifen müssen , um ältere Arbeitnehmer anzuwerben und zu binden , identisch mit den Maßnahmen , die zur allgemeinen Anhebung der Beschäftigungsquote erforderlich sind . Nachfolgend einige Beispiele : Lebenslanges Lernen ist für Menschen aller Altersgruppen wichtig , weil die Notwendigkeit für die Auffrischung vorhandener und den Erwerb neuer Kompetenzen , um mit dem technologischen Wandel Schritt zu halten , im Erwerbsleben stets von größter Bedeutung ist : Im digitalen Zeitalter ist lebenslanges Lernen eine beständige Notwendigkeit in allen Berufslaufbahnen – und nicht nur für Menschen ab 50 und 60. Der Erwerb neuer Fähigkeiten kann für Menschen ab 30 und 40 – deren vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt erworbene Kenntnisse nicht unbedingt mehr ausreichend sind – genauso wichtig sein . Ein gesunder Lebensstil ist in jedem Alter wichtig und nicht nur im höheren Alter ; zudem werden die Weichen für ein gesundes Alter bereits viel früher im Leben gestellt ( oder auch nicht ) . Eine verbesserte Mobilität – in Form einfacher und günstiger Fahrten zwischen Wohnort und Arbeitsplatz – ist für alle Arbeitenden oder Arbeitsuchenden von entscheidender Bedeutung . Gleiches gilt für Frauen , die nach der Geburt eines Kindes wieder arbeiten , für Menschen mit Behinderungen , für Langzeitarbeitslose sowie für die Integration von Zuwanderern und anderen in den Arbeitsmarkt . Arbeitsregelungen , die Arbeitnehmern ermöglichen , Arbeit und familiäre Betreuungsaufgaben miteinander zu vereinbaren , werden im Erwerbsleben immer wichtiger ; dabei spielt es keine Rolle , ob es um die Betreuung von Kindern , die Pflege kranker Familienmitglieder oder älterer Verwandter geht . Inzwischen kommt dies auch im praktisch universellen Doppelverdienermodell zum Ausdruck : Die Notwendigkeit für flexible Arbeitszeiten und Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beschäftigung und familiären Verpflichtungen ist im ganzen Erwerbsleben allgegenwärtig . Konkret bedeutet dies , dass viel von dem , was zur Ankurbelung der Beschäftigung älterer Arbeitnehmer zu tun ist , nicht von den Bedürfnissen älterer Menschen herrührt . Dabei geht es um jene Veränderungen , die erforderlich sind , um Menschen aller Bevölkerungsgruppen in die Arbeitswelt zu integrieren , d. h. Frauen und Männer , junge Berufsanfänger , ältere Menschen und solche , die gerade ihren Job verloren haben , sowie Langzeitarbeitslose und sonstige von sozialer Ausgrenzung bedrohte Menschen . Im Zuge einer rasch schrumpfenden Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter geht es vermehrt um Mainstream-Veränderungen , die zur Förderung des regulären Arbeitsmarkts erforderlich sind . Nichtsdestotrotz geht aus den Ergebnissen der Eurobarometer-Sonderumfrage von September und Oktober 2011 hervor , dass sich Denk- und Handlungsweisen in gewisser Hinsicht ändern müssen , wenn das gesamte Beschäftigungspotenzial älterer Arbeitnehmer genutzt werden soll . In der Erhebung wurde nachgefragt , warum Menschen über 55 ihr Erwerbsleben beenden . Die meistgenannten Faktoren waren : unzureichende Möglichkeiten eines gleitenden Übergangs in den Ruhestand , der Ausschluss von Weiterbildung , die geringe Wertschätzung durch Arbeitgeber , Kompetenzmangel . Im Anschluss wurden genannt : Negativanreize in den Renten- und Steuersystemen , nicht bedarfsgerechte Arbeitsplätze , Betreuungsaufgaben , Wunsch , zur selben Zeit in den Ruhestand einzutreten wie der Partner . Abbildung 3.6 : Gründe , aus denen Menschen ab 55 ihre Erwerbstätigkeit beenden , EU-27 , 2011 Quelle : Europäische Kommission , Eurobarometer-Sonderumfrage Nr. 378 – Aktives Altern . Wird „ Kompetenzmangel “ und „ Ausschluss von Weiterbildung “ zusammengerechnet , stellen qualifikationsbezogene Gründe den größten Einzelfaktor dar . Damit liegt auf der Hand , dass lebenslanges Lernen eine Schlüsselrolle spielt , um die Beschäftigungschancen älterer Menschen zu verbessern . „ Fehlende Möglichkeiten eines gleitenden Übergangs in den Ruhestand “ und „ Betreuungsaufgaben “ zeigen beide , wie wichtig es ist , die Arbeit und insbesondere die Arbeitszeit flexibler zu organisieren . Viele ältere Menschen wollen in der Lage sein , über flexible bzw. Teilzeitarbeitsregelungen von der Vollzeitbeschäftigung in den Ruhestand überzugehen . Dies läuft jedoch dem klassischen Bild der Verrentung zuwider . Wenn Menschen gesund und fit sind , mutet es seit jeher unsinnig an , eine Vollzeitbeschäftigung von heute auf morgen gegen das Rentendasein einzutauschen . Die damit verbundene Anpassung der individuellen Lebensgewohnheiten ist wesentlich schwieriger und abrupter . Zudem werden ältere Menschen damit praktisch der Möglichkeit beraubt , ihre gesammelten Kenntnisse und Erfahrungen an andere Arbeitnehmer weiterzugeben . Dies ist ein Aspekt der traditionellen Verrentungspraxis , der sich grundlegend ändern muss . Textfeld 3.3 : „ Die Bonusjahre “ Am 11. April 2002 schrieb Ros Altmann , Geschäftsführer von Saga ( britische Organisation , die Dienstleistungen für ältere Menschen erbringt ) , in The London Times : „ Es ist an der Zeit , das traditionelle Dreiphasenmodell des Lebens , d. h. Ausbildung , Vollzeitbeschäftigung und Vollzeitruhestand , um eine vierte Phase zu erweitern . Diese könnte man ‚ die Bonusjahre ‘ nennen . Dabei löst die Teilzeitbeschäftigung die Vollzeit ab , und die Verrentung wird damit eher ein Prozess als ein einmaliges Ereignis . Diese Lebensphase könnte sich im sechsten , ja sogar bis in das siebte Lebensjahrzehnt hinein vollziehen , wenn nämlich unsere Arbeitszeit auf unsere Gesundheit , finanziellen Anforderungen und persönlichen Ziele abzustimmen ist . “ Flexiblere Arbeitsregelungen Wenn es um die Arbeitsbedingungen geht , ist Arbeitszeitflexibilität für ältere Arbeitnehmer von ganz besonderer Bedeutung . Dies ist vor allem eine Frage der Wahl des Lebensstils und hängt auch stark mit dem Wunsch nach einem schrittweisen Übergang vom Berufsleben in den Ruhestand zusammen . Es bedarf einer Verhaltensänderung der Arbeitgeber in dieser Sache , wenn es älteren Menschen schmackhaft gemacht werden soll , länger zu arbeiten . Aus einer 2006 durchgeführten Umfrage ging hervor , dass fast 20 % der 50- bis 69-Jährigen länger im Erwerbsleben bleiben würden , wenn es flexiblere Arbeitszeitregelungen gäbe . ( Laut der 2011 durchgeführten Eurobarometer-Umfrage wäre der Anteil heute sogar noch höher . ) Abbildung 3.7 : Erwerbstätige im Alter von 50-69 , die im Falle flexiblerer Arbeitszeitmodelle länger im Berufsleben bleiben würden ( in % ) ( 1 ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : lfso _ 06flexisco ) . ( 1 ) Die Umfrage wurde unter Personen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren durchgeführt , die mindestens bis zum Alter von 50 Jahren gearbeitet haben . Fast 20 % der älteren Arbeitnehmer zwischen 50 und 69 Jahren arbeiten bereits Teilzeit . Mehr als 50 % der über 65-Jährigen sind teilzeitbeschäftigt . Die von den Arbeitnehmern angegebenen Gründe für die Teilzeitarbeit sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt . Tabelle 3.3 : Hauptgründe für Teilzeitbeschäftigung , EU-27 ( Anteil in % der Teilzeitbeschäftigten ) 15-64 Jahre 50-64 Jahre 65 Jahre und älter Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Gesamt Männer Frauen Keine Vollzeittätigkeit gefunden 26,7 36,0 24,0 22,8 25,4 22,0 3,8 3,4 4,3 Eigene Krankheit oder Behinderung 4,0 7,1 3,1 7,9 13,9 6,2 7,2 7,1 7,3 Andere familiäre oder persönliche Verpflichtungen 14,4 7,2 16,4 23,6 15,9 25,8 24,4 23,4 25,5 Betreuung von Kindern / behinderten Erwachsenen 22,8 4,1 28,1 7,4 3,1 8,7 : : : In allgemeiner oder beruflicher Bildun 10,3 20,4 7,4 0,4 : 0,4 : : : Andere Gründe 21,8 25,1 20,9 37,9 41,5 36,9 63,6 65,6 61,2 Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : lfsa _ epgar ) . Die Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Arbeitnehmern sind großteils vorhersehbar , einige der Gemeinsamkeiten sind jedoch bemerkenswert : Die Bedeutung des Themas „ Krankheit und Behinderung “ nimmt in der Altersgruppe ab 65 Jahren lediglich von 4 % auf 7,2 % zu . Der viel höhere Anteil älterer Arbeitnehmer ( 63,6 % bei den 65-Jährigen und älteren ) , die „ andere Gründe “ für Teilzeitarbeit anführen , lässt den Schluss zu , dass die Wahl des Lebensstils mit dem Alter immer wichtiger wird . Mehr als 50 % der Erwerbstätigen über 65 sind ihr eigener Boss . Selbstständigkeit ermöglicht den Menschen nicht nur , selbst zu entscheiden , wann und wie viel sie arbeiten , sondern auch über den eigenen Ruhestand selbst zu bestimmen . Insbesondere für ältere Menschen mit entsprechender Fach- und Sachkenntnis , die selbstständig arbeiten wollen , kann das interessant sein . Lebenslanges Lernen Primäres Ziel des lebenslangen Lernens ist es , Kompetenzverlust und die Veralterung von Qualifikationen , die am Anfang des Berufslebens erworben wurden , zu verhindern . Möglichkeiten zur Auffrischung von Qualifikationen sind in jedem Alter wichtig , und lebenslanges Lernen darf nicht in der Mitte der beruflichen Laufbahn aufhören . Dies kann insbesondere für ältere Arbeitnehmer interessant sein , da ihre Fähigkeit , sich an den technologischen und organisatorischen Wandel anzupassen , häufig infrage gestellt wird . Es besteht ein direkter und positiver Zusammenhang zwischen einem längeren Berufsleben – das im Einklang mit den Zielen des aktiven Alterns steht – und Investitionen in lebenslanges Lernen : Ein späterer Ruhestandseintritt erhöht durch die Verlängerung der Amortisationszeit die potenzielle Rendite . Lebenslanges Lernen ist attraktiver für ältere Arbeitnehmer , wenn die Lehrmethoden und -inhalte auf ihre Bedürfnisse , d. h. kurze , modular aufgebaute Kurse , abgestimmt sind und ihre Vorqualifikationen und Erfahrungen anerkannt werden . Vorliegende Daten bestätigen die Ergebnisse der Eurobarometer-Umfrage aus dem Jahr 2011 ( Abb . 3.6 ) und zeigen auf , dass das Umschulungsangebot für ältere Arbeitnehmer immer noch nicht ausreichend ist , um das Beschäftigungspotenzial der Menschen über 50 voll auszuschöpfen . Der im Jahr 2008 überarbeitete strategische Rahmen für die europäische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der allgemeinen und beruflichen Bildung umfasste eine Reihe von Benchmark-Indikatoren . Eines der Ziele ist , die Beteiligung der 25- bis 64-Jährigen am lebenslangen Lernen bis 2020 auf mindestens 15 % zu erhöhen . Laut der Arbeitskräfteerhebung aus dem Jahr 2009 waren ( in den 4 Wochen vor der Befragung ) jedoch nur 9,2 % der Menschen im Alter von 25 bis 64 Jahren in allgemeiner oder beruflicher Bildung . In der Altersgruppe zwischen 55 und 64 Jahren waren es nur 4,6 % . Die Beteiligung variiert sehr stark zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten . Abbildung 3.8 : Teilnahme an allgemeiner und beruflicher Bildung , 2009 ( 1 ) ( in % ) ( 1 ) In den vier Wochen vor der Umfrage . ( 2 ) Daten für die Altersgruppe 55-64 Jahre unzuverlässig . ( 3 ) Daten für die Altersgruppe 55-64 Jahre nicht verfügbar . Textfeld 3.4 : Beitrag des Europäischen Sozialfonds Der Europäische Sozialfonds ( ESF ) ist mit einem Gesamtbudget von 75 Mrd. EUR für den Zeitraum 2007-2013 eine wichtige Finanzierungsquelle für Innovationen sowie die Erprobung und Verbreitung bewährter Verfahren , um die Beschäftigung älterer Menschen zu fördern . Er hat Millionen von Europäerinnen und Europäern dabei geholfen , ihre Qualifikationen zu verbessern oder neue zu erwerben und beruflich voranzukommen . Der ESF finanziert ein breites Spektrum von Programmen und Projekten für die Weiterbildung und Umschulung älterer Arbeitnehmer , die Anpassung von Unternehmen an die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer und zur Bekämpfung von altersbedingter Diskriminierung am Arbeitsplatz . Das ESF-AGE-Netzwerk , an dem 14 Verwaltungsbehörden / zwischengeschaltete Stellen des ESF aus zehn Mitgliedstaaten und zwei Nicht-ESF-Partnern beteiligt sind , zielt darauf ab , die Möglichkeiten im Rahmen des ESF für Altersmanagement-Programme und -Projekte sowie Erfahrungsaustausch effizienter zu nutzen . Es werden Seminare abgehalten und Informationsbesuche organisiert , um vor allem sicherzustellen , dass Altersmanagementfragen bei der Gestaltung und Durchführung der Programme berücksichtigt werden . Die Europäische Kommission hat für den Zeitraum 2014-2020 ein Budget von über 84 Mrd. EUR für den ESF vorgeschlagen und verlangt , dass die Ziele in dieser Förderperiode – Verbesserung der Beschäftigungschancen , Förderung von Bildung und lebenslangem Lernen , Steigerung der sozialen Eingliederung und Bekämpfung der Armut – eng mit denen der Strategie Europa 2020 abgestimmt werden sollten . Dies bedeutet , unter anderem , stärkeres Augenmerk auf die Förderung von aktivem und gesundem Altern und der Beschäftigungsfähigkeit besonders benachteiligter und marginalisierter Gruppen zu richten . Ein altersgerechtes Umfeld Das Arbeits- und Lebensumfeld älterer Menschen spielt bei der Förderung des aktiven Alterns und der Verbesserung ihrer Lebensqualität eine wichtige Rolle . Im Rahmen der Eurobarometer-Umfrage 2011 wurden Europäerinnen und Europäer aller Altersgruppen gefragt , wie sie ihr unmittelbares Umfeld einschätzen . 65 % äußerten die Meinung , dass ihre Wohngegend an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst wurde . Es gab einige große Unterschiede zwischen den Mitgliedstaaten – fast 80 % der Befragten in Dänemark , Luxemburg , Finnland und Schweden meinten , dass ihr Ort altersgerecht sei , in Ungarn und Griechenland jedoch weniger als 50 % . Auf die Frage , wo am meisten Verbesserungsbedarf bestünde , waren die drei meistgenannten Antworten : mehr Einrichtungen für ältere Menschen , um fit und gesund bleiben , bei den öffentlichen Verkehrsmitteln ( z. B. Busse und Bahnen ) , im Bereich der Straßen und Verkehrssicherheit . Die Antworten der älteren Menschen unterschieden sich kaum von denen aller Altersgruppen . Verkehr hat sich als besonders wichtiges Thema herausgestellt . Ältere Menschen sind meist weniger unterwegs als jüngere , aus dem einfachen Grund , weil sie nicht mehr täglich zur Arbeit fahren . Mobilität ist für gesundes Altern und eigenständige Lebensführung jedoch sehr wichtig . Abbildung 3.9 zeigt die Veränderungen bei der Wahl der Hauptverkehrsmittel mit steigendem Alter . Die relative Bedeutung des Pkws steigt bis ins mittlere Alter , für 63,5 % der 40- bis 54-Jährigen ist er das Hauptfortbewegungsmittel . Menschen ab 55 Jahren nutzen eine breitere Palette von Verkehrsträgern . Weniger als die Hälfte ( 47 % ) davon legt die meisten Strecken mit dem Auto zurück , und ein gemessen an der Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich hoher Anteil von ihnen ist hauptsächlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln ( 21,5 % ) oder zu Fuß ( 17,2 % ) unterwegs . Abbildung 3.9 : Hauptverkehrsmittel für tägliche Aktivitäten , EU-27 , Oktober 2010 Quelle : Europäische Kommission , Flash Eurobarometer Nr. 312 – Future of transport ( Zukunft des Verkehrs ) . Ältere Menschen müssen bei der Schaffung eines altersgerechten Umfelds mitreden können . Sie kennen ihre Bedürfnisse am besten , und viele von ihnen haben auch das Wissen und Know-how , um bei der Suche nach den kostengünstigsten Lösungen mitzuhelfen . In Textfeld 3.5 wird ein aktuelles europäisches Projekt vorgestellt , das ältere Menschen aktiv einbezieht . Textfeld 3.5 : Projekt „ Q-Ageing “ Das im Rahmen des Interreg-IV-Programms des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung ( EFRE ) geförderte Projekt „ Q-Ageing “ ist eine auf drei Jahre angelegte Kooperation zwischen neun europäischen Städten und Organisationen in Ungarn , Slowenien , Italien , Polen und Deutschland , die an einem transnationalen Rahmen arbeitet , um das städtische Lebens- und Arbeitsumfeld für ältere Menschen nach ihrem Rückzug aus dem regulären Berufsleben zu verbessern . Die zwei Schwerpunkte dabei sind : Verbesserung der Qualität und Anpassungsfähigkeit öffentlicher Dienstleistungen , die ältere Menschen betreffen , Schaffung eines neuen städtischen Umfelds , das den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht wird . An der Entwicklung und Umsetzung von Lösungen im Rahmen des Projekts , die als Vorbild für den Rest Europas dienen sollen , sind ältere Menschen direkt beteiligt . Ausgangspunkt für jedes Projekt ist eine Analyse des alltäglichen Lebensumfelds sowie der Situation älterer Menschen in Bezug auf Gesundheit , Mobilität und Beschäftigung . Auf dieser Grundlage werden regionale Aktionspläne ausgearbeitet , die sich auf die Bereiche mit dem größten Verbesserungsbedarf konzentrieren . Die Projektpartner führen dann Pilotprogramme durch , aus denen schließlich Fallstudien hervorgehen . Diese können von Organisationen oder Städten , die die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft aktiv angehen möchten , wie auch von politischen Entscheidungsträgern auf allen Ebenen genutzt werden . Auf der im Oktober 2011 in Budapest organisierten Abschlusskonferenz von „ Q-Ageing “ wurde eine „ Toolbox “ mit bewährten Lösungen – auf Grundlage der 18 durchgeführten Projekte – für die Förderung des aktiven Alterns vorgestellt . Dazu gehörten auch die Nutzung von Online-Tools wie Skype , um die Bedürfnisse der älteren Menschen besser im Auge zu behalten , der Zugang zu lebenslangem Lernen sowie Systeme für die Vermittlung älterer Menschen in altersgerechte ehrenamtliche Tätigkeiten , die mit ihren individuellen Talenten und Interessen im Einklang stehen . Freiwilligentätigkeit Rund 100 Millionen europäische Bürgerinnen und Bürger – etwa ein Viertel der gesamten erwachsenen Bevölkerung – sind ehrenamtlich tätig . Ihre Arbeit wurde im Rahmen des Europäisches Jahres der Freiwilligentätigkeit 2011 gewürdigt , das darauf abzielte , bessere Rahmenbedingungen für die Freiwilligenarbeit zu schaffen ; die Qualität der Freiwilligentätigkeit zu verbessern ; durch Aufzeigen des Tätigkeitsspektrums mehr Anerkennung für ehrenamtliches Engagement zu erreichen ; Freiwilligenarbeit stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken . Es gibt keine spezifischen Daten darüber , wie viele ältere Menschen Freiwilligenarbeit leisten , in einer Umfrage aus dem Jahr 2009 meinten jedoch 78 % der Befragten über 15 Jahre , dass ältere Menschen einen bedeutenden Beitrag als Freiwillige in karitativen und gemeinnützigen Organisationen leisten . Ehrenamtliches Engagement älterer Bürgerinnen und Bürger , bei dem sie auch mit jungen Menschen in Kontakt kommen , wie zum Beispiel beim Vorlesen für Kinder in Kitas , kann dazu beitragen , die Beziehungen zwischen verschiedenen Generationen zu stärken . Ältere Menschen können Zeit , Wissen und Erfahrung in die ehrenamtliche Arbeit einbringen , es ist für sie jedoch nicht immer einfach , herauszufinden , welche Möglichkeiten es in ihrer örtlichen Gemeinschaft gibt und wo sie ihre Fähigkeiten am besten einsetzen können , oder die Organisationen wissen zu lassen , dass sie Interesse an Freiwilligenarbeit haben . Gemeinnützige Organisationen könnten daher zusammenarbeiten , um informelle „ Clearingstellen “ einzurichten und älteren Menschen so zu ermöglichen , ihren potenziellen Beitrag mit den lokalen Angeboten für ehrenamtliche Arbeit abzugleichen . Ehrenamtliche Tätigkeiten unterscheiden sich stark in Bezug auf Ausmaß , Modelle und Methoden , und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten , wie die Beteiligung älterer Menschen gefördert und ausgeweitet werden kann . Freiwilligenarbeit war jedoch immer schon mit einem Lernprozess verbunden . Es ist wichtig , den Erfahrungsaustausch – insbesondere über nationale Grenzen hinweg – zu erleichtern , um so wirksame Methoden für den Freiwilligensektor zur Ausdehnung der Beteiligung zu finden . Die Europäische Kommission hat eine Reihe von Programmen finanziert , um den Erfahrungsaustausch über ehrenamtliche Arbeit zu fördern . Textfeld 3.6 : Grundtvig-Programm GIVE „ GIVE “ ( Grundtvig-Initiative für den Europäischen Freiwilligendienst für Senioren ) ist eine neue Aktion , die 2009 anlief . Sie dient der Förderung von Senioren-Freiwilligenprojekten zwischen lokalen Organisationen aus zwei am Programm für lebenslanges Lernen teilnehmenden Ländern . Die neue Aktion verfolgt folgende miteinander verbundene Ziele : Ermöglichung von Freiwilligenarbeit für ältere Bürger in einem anderen europäischen Land in jeder Art von nicht gewinnorientierter Arbeit als eine Form des informellen ( und gegenseitigen ) Lernens ( Wissensaustausch ) ; Entwicklung von langfristigen Kooperationen zwischen der entsendenden und aufnehmenden Einrichtung im Bereich eines spezifischen Themas oder einer speziellen Zielgruppe durch den Austausch von Freiwilligen ; Schaffung von Möglichkeiten für die involvierten lokalen Gemeinden , das Potenzial von älteren Bürgerinnen und Bürgern als Quelle für Wissen , Kompetenzen und Erfahrungen durch den Austausch von Freiwilligen zu nutzen . Weitere Informationen unter : http : / / ec.europa.eu / education / grundtvig / doc986 _ de.htm. Ältere Menschen als Konsumenten In den kommenden Jahrzehnten werden schon allein durch die Größe der Gruppe älterer Menschen bedeutende neue Märkte für Waren und Dienstleistungen entstehen . Analog dazu generieren Innovationen und die Entwicklung altersgerechter Produkte weiteres potenzielles Wirtschaftswachstum . Die jüngere Generation der Babyboomer verfügt jetzt , nachdem die Kinder ausgezogen und die Hypotheken abbezahlt sind , über gutes Einkommen und hohe Ersparnisse . Wie bei so vielen Aspekten der beispiellosen demografischen Revolution , die Europa gerade erlebt , können sich Ausmaß und Muster der Konsumausgaben durchaus von denen ihrer Elterngeneration unterscheiden . Das übliche Schema mit höheren Ausgaben in den ersten Jahren des Ruhestands , in der die Menschen ihre Freizeit intensiv nutzen wollen , gefolgt von einer Phase , in der sie weniger Urlaub nehmen und mehr Zeit zu Hause verbringen , könnte bald nicht mehr aktuell sein . Abhängig von dem zu erwartenden künftigen Pensions- und Rentenniveau ist auch ein Trend zu mehr Sparen möglich . Klar ist jedoch , dass es mehr Menschen im Ruhestand geben wird , dass sie fitter sowie besser ausgebildet und informiert sein werden als jede Generation vor ihnen und dass sie ihren Lebensabend länger und gesünder als je zuvor werden genießen können . Sie haben im Erwerbsleben einen hohen Lebensstandard erreicht und hoffen , diesen auch im Ruhestand halten zu können . Aus einer Umfrage von März 2009 ging hervor , dass 66 % der Menschen im Alter zwischen 40 und 64 Jahren der Meinung sind , dass die Entwicklung von altersgerechten Produkten und Dienstleistungen ein wichtiger Motor für die europäische Wirtschaft sein wird . Abbildung 3.10 : Bevölkerungsanteil , dem zufolge die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen für ältere Menschen ein wichtiger Wirtschaftsmotor wird , EU-27 , März 2009 Quelle : Europäische Kommission , Flash Eurobarometer Nr. 269 – Intergenerational solidarity ( Solidarität zwischen den Generationen ) . Es ist wichtig , in Forschung und Innovation zu investieren , damit die europäische Wirtschaft diese neuen Möglichkeiten in vollem Umfang nutzen kann . Das 7. EU-Rahmenprogramm für Forschung und technologische Entwicklung ( RP7 ) , das für den Zeitraum 2007-2013 über ein Budget von 50,5 Mrd. EUR verfügt , hat Projekte zu einer Reihe von Themen finanziert , die für den Bereich des aktiven und gesunden Alterns von zentraler Bedeutung sind . Dies sind unter anderem : Grundlagenforschung über das Wesen und die Merkmale des Alterns , innovative Technologien , die älteren Menschen eine eigenständige Lebensführung ermöglichen , Inklusion und Gesundheit im elektronischen Zeitalter , barrierefreie öffentliche Verkehrsmittel , Rolle von Informations- und Kommunikationstechnologien ( IKT ) für die Verlängerung der Lebensarbeitszeit , neue Behandlungen für typische Alterskrankheiten , öffentliche Gesundheit und Sozialwissenschaften . Das nächste Rahmenprogramm mit dem Titel „ Horizont 2020 “ für den Zeitraum 2014-2020 ist mit 80 Mio. EUR dotiert . Es wird darauf abzielen , innovative Ideen für die Bewältigung zentraler Herausforderungen wie aktives Altern und Schaffung von Arbeitsplätzen in praktische Lösungen umzusetzen und zur Marktreife zu führen . Die Europäische Innovationspartnerschaft „ Aktives und gesundes Altern “ wurde 2011 ins Leben gerufen , um die bestehenden EU-Investitionen in die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen im Bereich des aktiven und gesunden Alterns zu sichten und zu koordinieren . Sie bringt eine Reihe von Akteuren ganz unterschiedlicher Politikbereiche , Sektoren und Länder zusammen , um Ressourcen und Know-how zu bündeln bzw. zu optimieren , Wissenslücken zu schließen , Entwicklungsprozesse zu beschleunigen und das Scale-up von Innovationen zu erleichtern . Die Hauptziele dieser ersten Europäischen Innovationspartnerschaft lauten : den Bürgerinnen und Bürgern zu ermöglichen , im Alter länger gesund , aktiv und unabhängig zu bleiben ; die Nachhaltigkeit und Effizienz der Sozial- und Gesundheitssysteme zu verbessern ; die Wettbewerbsfähigkeit der EU und Märkte für innovative Produkte und Dienstleistungen zu stärken , die auf die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft eingehen . Textfeld 3.7 : Europäische Innovationspartnerschaft „ Aktives und gesundes Altern “ : von der Strategie zur Umsetzung Neelie Kroes , Vizepräsidentin der Europäischen Kommission , zuständig für die Digitale Agenda Wir können die demografische Herausforderung Europas nicht mit Kleingeisterei , ein paar Einsparungen hier und da und einigen beiläufigen Haushaltsposten bewältigen . Wir brauchen eine ganz neue Art des Wirtschaftens , um dies in eine Chance zu verwandeln und Kosten zu Investitionen zu machen . Intelligente IKT-Innovationen können viel dazu beitragen . Menschen können dank IKT außerhalb von Krankenhäusern und Einrichtungen betreut werden . Sie können die bürokratischen Hürden abbauen , die Ärzte und Pflegende von den Patienten trennen . Darüber hinaus müssen wir sie nicht erst erfinden oder entwickeln . Die Technologie ist bereits da . Das ist nicht das Problem . Es geht vielmehr um Mentalitäten , Organisation , rechtliche Rahmenbedingungen , Erstattung und so weiter . Wenn wir die Altenbetreuung in Zukunft nachhaltig gestalten wollen , müssen wir umdenken und neue intelligente Lösungen finden – erschwinglichere Lösungen , die auch die Würde und Unabhängigkeit älterer Menschen wahren ( und ihre Situation sogar verbessern ) . Mithilfe von Innovation und Digitaltechnologie ist dies machbar . Das Europäische Innovationsprogramm „ Aktives und gesundes Altern “ schafft einen Rahmen für die Suche nach Partnern und den Austausch von Ideen , Fragen , Angeboten und Kommentaren . In der Zwischenzeit werden wir am regulatorischen Rahmen arbeiten . Es geht dabei um gesetzgeberische Fragen , die Standardisierung , belastbare Evidenzdaten , den Austausch bewährter Verfahren und die Abstimmung unserer Finanzierungsinstrumente auf diese Ziele . Machen wir heute den ersten Schritt ! John Dalli , Kommissar für Gesundheit und Verbraucherpolitik Der Gesundheitszustand entscheidet darüber , ob die Menschen von ihrer höheren Lebenserwartung profitieren können oder nicht , ob sie Gesundheitsfürsorge benötigen oder nicht und ob sie arbeiten können oder nicht . Zur Förderung eines aktiven und gesunden Alterns müssen wir das riesige Innovationspotenzial zur Gänze ausloten , um so die Verbreitung und Markteinführung guter Ideen , die in einigen Gebieten bereits verwirklicht wurden , zu unterstützen und intelligente Investitionen in unsere Gesundheitssysteme zu begünstigen . Die Umsetzung der Europäischen Innovationspartnerschaft „ Aktives und gesundes Altern “ beginnt jetzt – im Jahr 2012 – mit sechs konkreten Maßnahmen : 1. Einhaltung der Verschreibung : Nur 79 % der Patienten nehmen ihre „ Einmal-täglich “ -Dosis , während nur 51 % der Kranken , die vier Dosen einnehmen sollen , dies auch tatsächlich tun ; 2. Vorbeugung von Gebrechlichkeit : Mangel- und Unterernährung und ( körperliche wie auch kognitive ) Schwächen im Alter haben einen Zusammenhang , 20 Millionen unserer älteren Mitbürgerinnen und -bürger sind dadurch von Hospitalisierung und Invalidität bedroht ; 3. Sturzprävention : 29 % aller tödlichen Verletzungen älterer Menschen sind auf Stürze zurückzuführen . Viele davon könnten durch frühzeitige Diagnose und Screening verhindert werden ; 4. Verbreitung und Förderung von integrierten Versorgungsmodellen für die Behandlung chronisch Kranker , um so die Qualität und Zugänglichkeit der Versorgung von Patienten mit chronischen Erkrankungen in ganz Europa zu verbessern ; 5. Interoperabilität im Bereich der Lösungen für eine selbstständige Lebensführung : Die Erarbeitung gemeinsamer Leitlinien und weltweiter Standards sowie die Bildung einer kritischen Masse für die Marktaufnahme sollen dazu beitragen , das Potenzial von IKT-Tools zu nutzen ; 6. Markt für Innovationen im Hinblick auf altersgerechte Gebäude , Städte und Umgebungen , aufbauend auf der Initiative Age-friendly Cities ( altersgerechte Städte ) der Weltgesundheitsorganisation . Verbesserungen in diesen Bereichen sind mit keinen hohen Kosten verbunden , können aber die Lebensqualität der Menschen und die Nachhaltigkeit unseres Pflegesystems verbessern und eröffnen zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten . Es muss weiter daran gearbeitet werden , unsere Vision in der gesamten EU in die Realität umzusetzen . Wir haben noch viel zu tun , aber auch viel zu erreichen . Die Informationsgesellschaft Das Internet hat das Potenzial , das Leben der älteren Menschen von heute und morgen im Vergleich zu früheren Generationen zu verändern . Eine Fülle von Wissen und Informationen ist im Netz verfügbar , und es bietet Zugang zu einem immer breiteren Spektrum von Nachrichten , Kultur und Unterhaltung . Soziale Netzwerke sind zu einem alltäglichen Kommunikationsmittel geworden , und E-Mails haben den klassischen Brief fast gänzlich ersetzt . Das Internet ist schnell , günstig und immer vielseitiger . Es kann sich für ältere Menschen als besonders nützlich erweisen , um weiterhin ein selbstbestimmtes Leben in ihrem eigenen Zuhause zu führen . Sie können damit alltägliche Aufgaben wie Einkaufen , Bezahlen der Gas- , Wasser- oder Stromrechnung und Bankgeschäfte erledigen , ohne ihre Wohnung zu verlassen . Bereits 48 % der 65- bis 74-Jährigen mit Internetzugang nutzen Online-Banking , und 46 % kaufen im Netz ein . Dieser Prozentsatz ist zwar niedriger als der aller Altersgruppen zusammengenommen ( 16 bis 74 Jahre ) , für eine Generation , die erst spät im Leben mit dem Internet in Kontakt gekommen ist , jedoch durchaus hoch . Ein überdurchschnittlich hoher Anteil der 55- bis 64-Jährigen bucht Urlaubsreisen und Hotels bereits online . Tabelle 3.4 : Online-Banking und E-Commerce nach Altersgruppen , EU-27 Online-Banking ( 1 ) Online-Verkauf von Waren ( 1 ) Online-Kauf ( 2 ) Online-Buchung von Reisen und Hotels ( 2 ) 2005 2010 2005 2010 2005 2010 2005 2010 Unter allen Personen Gesamtbevölkerung 19 36 6 13 24 40 8 21 55-64 Jahre 13 27 3 7 14 27 6 16 65-74 Jahre 5 13 1 3 5 14 2 8 Unter Personen , die das Internet nutzten Gesamtbevölkerung 38 52 11 19 44 57 15 29 55-64 Jahre 41 53 8 15 42 51 19 31 Aged 65-74 41 48 8 12 38 46 15 27 Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : isoc _ bde15cbc ) . ( 1 ) Zahlen für „ Personen , die das Internet nutzten “ beziehen sich auf den Anteil der Personen , die das Internet in den letzten drei Monaten genutzt haben . ( 2 ) Zahlen für „ Personen , die das Internet nutzten “ beziehen sich auf den Anteil der Personen , die das Internet in den letzten zwölf Monaten genutzt haben . Es ist als sicher anzunehmen , dass die Internetnutzung älterer Menschen mit jeder neuen Generation zunehmen wird , insbesondere weil sie schon in jüngeren Jahren damit vertraut wurden . Die heutige Altengeneration weist eine vergleichsweise niedrige Internetnutzung auf , weil diese den Großteil ihres Lebens ohne Computer verbracht hat . Diese Situation ändert sich jedoch rasch . Tabelle 3.5 : Bevölkerungsanteil , der Internet nutzt , EU-27 ( in % ) Gesamtbevölkerung 55-64 Jahre 55-64 Jahre 2005 2010 2005 2010 2005 2010 Nutzungshäufigkeit : mindestens einmal pro Woche 43 65 26 46 10 25 Nutzungshäufigkeit : täglich 29 53 17 36 5 17 In den letzten drei Monaten Internet genutzt für Aus- und Weiterbildungszwecke : 39 : 22 : 10 für Suche nach Informationen über Aus- und Weiterbildungs- oder Schulungsangebote : 23 : 10 : 3 zur Absolvierung eines Online-Kurses ( jeglicher Fachrichtung ) : 4 : 2 : 1 zum Lesen / Herunterladen von Online-Zeitungen / -Nachrichten 17 34 10 24 3 14 zur Abonnierung von Nachrichtendiensten oder Produkten , um sie regelmäßig zu erhalten : 6 : 4 : 2 zur Suche nach Gesundheitsinformationen 16 34 11 26 5 15 zum Senden / Empfangen von E-Mails 42 61 26 43 10 24 zum Spielen / Herunterladen von Spielen , Bildern , Filmen oder Musik 16 28 4 11 1 6 zum Finden von Informationen über Waren und Dienstleistungen 39 56 24 40 9 22 zur Jobsuche oder Übermittlung einer Stellenbewerbung 10 15 2 4 10 zum Herunterladen von Software 13 21 7 11 3 6 für Telefon- oder Videogespräche : 19 : 10 : 5 zum Hören von Internetradio und / oder Schauen von Web-Fernsehen 10 26 3 13 1 6 zum Hochladen von selbst geschaffenen Inhalten auf eine für andere zugängliche Website : 22 : 10 : 5 für die Versendung von Nachrichten in sozialen Netzwerken oder Sofortnachrichten : 32 : 10 : 4 Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : lsoc _ bde15cua ) . Die Europäische Kommission hat 2007 im Rahmen der Mitteilung „ Wohltuendes Altern in der Informationsgesellschaft “ einen Aktionsplan für die Informations- und Kommunikationstechnologien ( IKT ) vorgelegt , um die Einführung technologiegestützter Lösungen für folgende Bereiche zu beschleunigen : wohltuendes Altern am Arbeitsplatz – älteren Menschen ermöglichen , durch die Förderung von digitaler Kompetenz und E-Learning länger aktiv und produktiv zu bleiben ; wohltuendes Altern im sozialen Umfeld – älteren Menschen ermöglichen , dank IKT-Lösungen für die soziale Vernetzung und Zugang zu öffentlichen und kommerziellen Dienstleistungen aktiv und kreativ zu bleiben , die Lebensqualität zu steigern und soziale Isolation zu vermeiden ; wohltuendes Altern im häuslichen Umfeld – dank IKT unabhängig bleiben und sich länger einer guten Gesundheit und einer höheren Lebensqualität im All tag erfreuen . Die Digitale Agenda für Europa – eine der Leitinitiativen der Strategie Europa 2020 – hat das Ziel vorgegeben , die regelmäßige Internetnutzung ( mindestens einmal pro Woche ) in der Bevölkerungsgruppe , zu der alle 55- bis 74-Jährigen gehören , bis zum Jahr 2015 auf 60 % zu erhöhen . IKT können auch erheblich dazu beitragen , das Angebot von Langzeitpflegeleistungen zu verbessern , beispielsweise durch die Fernüberwachung älterer Menschen in ihren Wohnungen via Skype oder einer anderen geeigneten Anwendung . Ebenso können IKT Innovation und Geschäftsentwicklung im Hinblick auf Produkte und Dienstleistungen fördern , die den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden . Textfeld 3.8 : Telemedizin und Fernbetreuung Das britische Projekt Whole Systems Demonstrator ( WSD ) für Telemedizin und Fernbetreuung soll Menschen die Einweisung in ein Krankenhaus bzw. die Aufnahme in eine Einrichtung ersparen . In der Anfangsphase war es auf 6 000 chronisch Kranke ausgerichtet . Mittlerweile sind es 50 000 Patienten geworden , und eine landesweite Kampagne wird dies auf bis zu 3 Millionen erhöhen . Es ist wichtig , solche IKT-gestützten Innovationen in der gesamten EU zu nutzen und die integrierte Pflege sowie den Einsatz bewährter Lösungen für eine selbstständige Lebensführung auszuweiten . Dies kann in dreifacher Hinsicht ein Gewinn sein : mehr Lebensqualität , erschwingliche Betreuungsmöglichkeiten und Wirtschaftswachstum . Die EU kann diesen Prozess durch die Arbeit an einem Rechtsrahmen und der Standardisierung , die Förderung des Austauschs bewährter Verfahren , die Erleichterung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit und die Abstimmung ihrer Finanzierungsinstrumente auf diese Ziele maßgeblich unterstützen . Fazit Aktives Altern ist weit mehr als eine Agenda zur Abfederung der Auswirkungen der starken Erhöhung des Bevölkerungsanteils von Rentnern auf den Rest der Gesellschaft . Es geht vielmehr darum , die Solidarität zwischen den Generationen zu stärken , indem wir mehr Menschen die – längere – Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen . Bei dieser Solidarität sind die älteren Menschen nicht nur in der Position der Empfänger , sondern leisten auch einen Beitrag zur Wirtschaft sowie zum gesellschaftlichen und familiären Leben . Dabei wird anerkannt , was ältere Menschen tun können , und untersucht , was sie benötigen , um noch mehr tun zu können . Aktives Altern ist eine gesellschaftliche Form , Solidarität mit denen zu zeigen , die nicht mehr in der Lage sind , für sich selbst zu sorgen , aber genauso wie jeder andere das Recht auf ein Leben in Würde und Sicherheit haben . Gleichzeitig fördert es eine bessere Integration älterer Bürgerinnen und Bürger in den Arbeitsmarkt , die Gesellschaft und den Alltag . Wenn wir die Voraussetzungen schaffen , damit ältere Menschen so lange wie möglich ein erfülltes und eigenständiges Leben führen können , profitieren davon nicht nur die Älteren , sondern auch die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes . Standpunkt des Ratsvorsitzes Interview mit Karen Hækkerup , Ministerin für Soziales und Integration , Dänemark Warum ist aktives Altern wichtig ? Weil wir uns nicht leisten können , die vielfältigen Ressourcen , die unsere älteren Mitbürgerinnen und -bürger besitzen , zu verschwenden . Rein auf menschlicher Ebene können wir uns das nicht leisten . Denn Verantwortung zu übernehmen und einen Beitrag zu etwas Größerem zu leisten , stärkt das Selbstwertgefühl und die Lebensqualität mehr als fast alles andere . Solche positiven Erfahrungen möchten wir natürlich nicht den jüngeren Generationen vorbehalten . Und auch aus ökonomischer Sicht können wir uns nicht leisten , die Ressourcen der älteren Menschen ungenutzt zu lassen . Wir alle wissen , dass die gegenwärtige Wirtschaftskrise in Europa die Herausforderungen , vor den unsere alternden europäischen Gesellschaften stehen , nur verschärft . Wir müssen daher Möglichkeiten schaffen , damit mehr Menschen im fortgeschrittenen Alter einen aktiven Beitrag zur Gesellschaft leisten können . Wir brauchen die Erfahrung und die Zeit , über die ältere Menschen oft verfügen . Was sind Ihre Ziele für das Europäische Jahr des aktiven Alterns und der generationenübergreifenden Solidarität ? Ich bin überzeugt , dass die Herausforderungen eines alternden Europas eine einmalige Chance bieten . Eine Chance für eine neue Agenda in Europa , inspiriert durch das Jahr des aktiven Alterns . Krisen stoßen auch immer Veränderungen an , nutzen wir also diese Krise , um uns Mut zu machen , höhere Erwartungen an uns und unsere Mitbürgerinnen und -bürger zu stellen . Den Mut , immer von der Prämisse auszugehen , dass die Menschen unabhängig von ihrem Alter ihr Leben frei und selbst bestimmen können . Und den Mut , einen kulturellen Wandel in Gang zu bringen , um jede und jeden Einzelnen dabei zu unterstützen , lebenslang aktiv , vital und engagiert zu bleiben . Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Grundsätze und Prioritäten politischer Maßnahmen im Bereich aktives Altern ? Wir müssen an der Schaffung integrativer , altersgerechter Gesellschaften arbeiten . Wir müssen daran arbeiten , mehr ältere Menschen in den Arbeitsmarkt zu integrieren und länger in Beschäftigung zu halten und den Zugang zum lebenslangen Lernen sicherzustellen . Zudem müssen wir anstreben , flexiblere Arbeitsbedingungen für ältere Menschen und sichere und gesunde Arbeitsplätze zu schaffen . Wir müssen ältere Menschen bei der aktiven Teilhabe an der Zivilgesellschaft , beispielsweise durch Freiwilligentätigkeit , unterstützen . Wir müssen die Bürgerinnen und Bürger Europas dabei unterstützen , gesund und körperlich aktiv zu bleiben . Wir müssen Stereotypen aufbrechen . Wir müssen älteren Menschen durch Trainings- und Rehabilitationsangebote und den Einsatz neuester Technologien ein eigenständiges Leben ermöglichen . Wir müssen ein altersgerechtes Umfeld schaffen . Wir müssen älteren Bürgerinnen und Bürgern eine aktivere Rolle ermöglichen . Dies alles trägt zum Wirtschaftswachstum in Europa bei . KAPITEL 4 Pensionen und Renten Die Zukunft der Altersversorgung betrifft jeden und alle Generationen , nicht nur ältere Menschen , die bereits Ruhestandsgeld beziehen oder kurz davor stehen . Wir alle , egal wie jung , hoffen darauf , im Ruhestand eine sichere Rente genießen zu können . Die staatliche Altersversorgung in den EU-Mitgliedstaaten ist eine der weltweit umfassendsten und großzügigsten , und ihrer Zukunftsfähigkeit wird hohe Priorität eingeräumt . Pensionen und Renten sind die Haupteinnahmequelle für ältere Menschen . Derzeit sorgen sie dafür , dass Menschen über 65 Jahre über Einkünfte in Höhe von 94 % des Durchschnittseinkommens aller Altersgruppen in der EU verfügen . Die Menschen tragen durch die Steuern und Sozialabgaben , die sie während ihres Erwerbslebens bezahlen , zur Finanzierung der staatlichen Alterssicherung bei . Im Gegenzug erwarten sie , wenn sie in den Ruhestand gehen , ein entsprechendes Renteneinkommen , das ihnen einen angemessenen Lebensstandard und wirtschaftliche Unabhängigkeit gewährleistet . Nach außen sieht es so aus , dass die Menschen durch ihre Beitragszahlungen und Sparanstrengungen ihre eigenen Renten bezahlen . Die Realität ist jedoch komplexer . Würden diese Beiträge auch in einen individuellen Fonds oder auf ein Konto eingezahlt werden , von dem später die entsprechende Rente ausgezahlt wird , so sind die Rentner trotzdem immer von jüngeren , erwerbstätigen Menschen abhängig , die genug produzieren , um ihre eigenen Bedürfnisse und die der Bevölkerung im Ruhestand zu befriedigen . Die Finanzierung der laufenden Renten fällt zu jedem beliebigen Zeitpunkt denen zu , die zu dieser Zeit erwerbstätig sind . Mit anderen Worten , diejenigen , die noch arbeiten , zahlen die Renten derer , die bereits im Ruhestand sind . Ein typisches Beispiel dafür sind die sogenannten umlagefinanzierten Systeme , wo die von den Erwerbstätigen eingezahlten Beiträge unmittelbar zur Auszahlung der Renten herangezogen werden . Aber selbst bei kapitalgedeckten Systemen hängt der Wert der von Pensionsfonds gehaltenen Aktiva von der wirtschaftlichen Lage zu einem bestimmten Zeitpunkt ab , unabhängig davon , wo sich die Vermögenswerte befinden . Dies kommt einem „ impliziten Generationenvertrag “ gleich . Jede Generation zahlt für die Renten der vorhergehenden , in der Erwartung , dass die nachfolgende Generation , wenn sie dann in den Ruhestand tritt , für ihre Renten aufkommen wird . Dieser implizite „ Vertrag “ gerät unweigerlich unter Druck , wenn sich , wie das im Laufe des nächsten halben Jahrhunderts in Europa der Fall sein wird , der relative Bevölkerungsanteil der Generationen verändert , so dass die Anzahl der Rentenempfänger dramatisch ansteigt , während die Erwerbsbevölkerung , die diese Renten bezahlt , ebenso rasant schrumpft . Auswirkungen des demografischen Wandels Wie sich der demografische Wandel auf die Kosten der Altersversorgung auswirkt , lässt sich zum Beispiel durch einen Vergleich der zahlenmäßigen Veränderung in der Altersgruppe der über 65-Jährigen mit der Veränderung der Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter ( Altenquotient ) veranschaulichen . Abbildung 4.1 : Prognosen für die Anzahl der Rentner und Personen im erwerbsfähigen Alter , EU-27 Quelle : Europäische Kommission , Bericht über die Bevölkerungsalterung 2012 . Ein genaueres Bild kann man sich jedoch anhand des Belastungsquotienten der Erwerbsbevölkerung verschaffen , der die Anzahl der Erwerbstätigen ( im Großen und Ganzen diejenigen , die einer Beschäftigung nachgehen ) im Verhältnis zur Anzahl der Nichterwerbstätigen aller Altersstufen ( Menschen im Ruhestand , Arbeitslose , Kinder usw. ) darstellt . Die Anzahl der Erwerbstätigen ist deutlich kleiner als die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter : Derzeit gehen im EU-Raum ca. 214 Millionen Menschen einer Beschäftigung nach , während rund 120 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter keine Arbeit haben . Der Belastungsquotient der Erwerbsbevölkerung zeigt , wie wichtig es ist , dass so viele Menschen wie möglich in Beschäftigung sind , um die staatlichen Renten zu finanzieren . Im Gegensatz zum Altenquotienten , der sich aus demografischen Entwicklungen ergibt und nur schwer durch politische Maßnahmen beeinflussbar ist , kann der Belastungsquotient der Erwerbsbevölkerung durch beschäftigungs- und sozialpolitische Maßnahmen zur Steigerung der Beschäftigung im Allgemeinen ( z. B. Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben , lebenslanges Lernen , Aktivierungsmaßnahmen ) und durch Reformen der Pensions- und Rentensysteme wie die Koppelung des Rentenalters an die Lebenserwartung oder die Verringerung der Anreize für einen vorzeitigen Ruhestand verbessert werden . Der Belastungsquotient der Erwerbsbevölkerung wird bis 2050 von derzeit 65 % auf ( nur ) 79 % ansteigen , sofern die EU das Europa-2020-Ziel einer Beschäftigungsquote von 75 % erreicht und in den nächsten drei Jahrzehnten weitere Fortschritte bei der Beschäftigungsquote erzielt . Bei steigender Lebenserwartung und starrem Ruhestandseintrittsalter werden die Rentenkosten jedoch unweigerlich steigen . Damit stellt sich akut die Frage , wie in Zukunft angemessene , sichere und nachhaltige Pensionen und Renten in Europa gewährleistet werden können . Zur Bewältigung dieser Herausforderung gilt es in erster Linie , die Solidarität zwischen den Generationen sicherzustellen . Die Aufgabe ist durch die Wirtschafts- und Finanzkrise der letzten vier Jahre , die die öffentlichen Finanzen stark unter Druck gesetzt hat , noch schwieriger geworden . Die Rentensysteme sind wirtschaftlich und sozial von enormer Bedeutung und werden von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst . Dies hat sich auch in der EU-Rentenpolitik niedergeschlagen , die im Laufe der Jahre immer umfassender wurde . Der vollständige Aktionsplan zur Sicherung der Renten ist im Weißbuch „ Eine Agenda für angemessene , sichere und nachhaltige Pensionen und Renten “ enthalten , das die Kommission im Februar 2012 vorgelegt hat . Nachstehend in diesem Kapitel werden noch der Ansatz des Weißbuchs und die wichtigsten darin vorgeschlagenen Maßnahmen erläutert . Staatliche Renten in der EU Die öffentlichen Rentenausgaben sind hoch : 11,3 % des BIP in der EU . Für das Jahr 2060 wird ein Anstieg auf 12,9 % prognostiziert . In vielen Mitgliedstaaten wird dies im Laufe der nächsten 50 Jahre wahrscheinlich eine reale Kürzung der Renten nach sich ziehen . 2010 wurden in der EU-27 120 Millionen Personen im Ruhestand gezählt . Dieser Wert wird voraussichtlich bis 2045 rasch ansteigen und danach langsamer wieder abfallen . Schätzungen zufolge wird die Anzahl der Menschen im Ruhestand bis 2060 um insgesamt 42 Millionen auf 162 Millionen ansteigen . 2009 wurden in Europa durchschnittlich 22,5 % des Entgelts jeder beschäftigten Person für staatliche Renten aufgewendet : 14 % davon wurden von den Arbeitgebern bezahlt und 8 % von den Arbeitnehmern . Die Altersrente ist die häufigste Form der Rente . 2008 entfielen 73,5 % ( 1 071 554 Mio. EUR ) der gesamten Rentenausgaben darauf . Es gibt aber natürlich noch andere Rentenformen . Abbildung 4.2 : Aufschlüsselung der Ausgaben nach Rentenformen , EU-27 , 2008 ( in % ) ( 1 ) Quelle : Eurostat ( Onlinedatencode : spr _ exp _ pens ) . ( 1 ) Provisorisch . Bewältigung der Herausforderung des demografischen Wandels Die meisten Mitgliedstaaten haben in den letzten Jahren eine Reform ihrer Altersversorgungssysteme eingeleitet , um sie auf eine nachhaltigere Basis zu stellen . Sie sind dabei aber unterschiedlich vorgegangen . Einige haben die Anzahl der für eine Vollpension bzw. -rente erforderlichen Beitragsjahre erhöht oder an die steigende Lebenserwartung gekoppelt ( z. B. die Tschechische Republik , Griechenland , Frankreich und Italien ) . Andere Länder haben die Höhe der Ruhestandsleistungen an den Anstieg der Lebenserwartung ( z. B. Portugal ) gekoppelt , während einige wenige die Leistungshöhe an die finanzielle Ausgewogenheit des Renten- bzw. Pensionssystems knüpfen ( z. B. Deutschland und Schweden ) , die wiederum von demografischen Veränderungen abhängen wird . In einer Reihe von Mitgliedstaaten ( z. B. im Vereinigten Königreich ) wird das gesetzliche Renteneintrittsalter bis 2020 angehoben , in den meisten anderen sind für die Zeit danach weitere Änderungen geplant . Der Trend der letzten Jahrzehnte zum vorzeitigen Ruhestand wurde gestoppt . Das durchschnittliche Ruhestandseintrittsalter in der EU stieg von 59 Jahren und 9 Monaten im Jahr 2001 auf 61,4 Jahre im Jahr 2009 . Viele Vorruhestandsregelungen wurden abgeschafft . Die Beschäftigungsquote der 55- bis 64-Jährigen ist daraufhin seit 2001 gestiegen . Allerdings lag sie für diese Altersgruppe im Jahr 2010 bei nur 46,3 % . Deutlich niedriger ist die Erwerbstätigenquote älterer Frauen . Blieben die Ruhestandsgrenzen , wie sie sind , würde länger leben einen längeren Ruhestand bedeuten . Das würde entweder zu immer kostspieligeren und nicht nachhaltigen Rentensystemen oder zu niedrigeren Renten und somit erhöhter Gefahr von Altersarmut führen . Die Anhebung der Altersgrenze für den Rentenanspruch und längere Lebensarbeitszeiten sind ein wichtiger Schritt , um diese beiden Folgen zu vermeiden . Derzeit verbringen die Menschen rund ein Drittel ihres Erwachsenenlebens im Ruhestand . Eine schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung ist angezeigt , um diesen Anteil zu halten . Eine Anhebung des Ruhestandsalters entsprechend der zukünftig höheren Lebenserwartung könnte Einsparungen von mehr als der Hälfte des projizierten Anstiegs bei den Rentenausgaben in den nächsten 50 Jahren bewirken . Wenn von den Menschen erwartet wird , länger zu arbeiten und mehr für ihren Ruhestand zu sparen , sollten sie sich im Gegenzug auf Folgendes verlassen können : erstens eine Veränderung der Denk- und Handlungsweisen ( beschrieben in Kapitel 3 ) , die erforderlich ist , um konkrete Möglichkeiten für ältere Menschen zu schaffen , in produktiver Beschäftigung zu stehen ; zweitens angepasste Pensions- und Rentensysteme , die einen späteren Ruhestandseintritt belohnen , wie z. B. die Möglichkeit , für einen gleitenden Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand eine Teilrente mit Erwerbseinkommen zu kombinieren ; in den meisten Mitgliedstaaten gibt es bereits Regelungen , die mehr Rente für längere Arbeit vorsehen ; es ist jedoch wichtig , dass die Pensions- und Rentensysteme künftig nicht diejenigen bestrafen , die länger im Erwerbsleben bleiben : Flexibilität beim Ruhestandseintrittsalter muss mit Flexibilität beim Pensions- und Rentenanspruch einhergehen . Abbau der Pensions- / Rentenschere zwischen den Geschlechtern Es ist auch wichtig , die Pensions- bzw. Rentenschere zwischen Männern und Frauen zu schließen und die Einkommenssituation älterer Frauen zu verbessern . Dies muss im breiteren Kontext anhaltender Unterschiede beim Erwerbseinkommen zwischen Männern und Frauen , oft im Zusammenhang mit Berufsunterbrechungen und Teilzeitarbeit aus familiären Gründen , betrachtet werden . All dies führt dazu , dass Frauen geringere Pensions- und Rentenansprüche erwerben . Auch diesbezüglich ist eine Veränderung der Denk- und Handlungsweisen – um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowohl für Frauen als auch für Männer zu ermöglichen – von unmittelbarer Bedeutung , um die Herausforderung einer alternden Gesellschaft zu meistern . Zum Beispiel würden Betreuungsgutschriften für Männer und Frauen , die u. a. die Rückkehr an den Arbeitsplatz erleichtern , dazu beitragen , sowohl den Wert der Renten als auch die Nachhaltigkeit der Altersversorgungssysteme zu gewährleisten . Private Zusatz-Altersvorsorge Die ergänzende private Altersvorsorge muss bei der Sicherung angemessener Einkommen im Alter eine größere Rolle spielen . In diesem Bereich gibt es für die Mitgliedstaaten noch genug Möglichkeiten , von den Erfahrungen der anderen zu lernen . Die schwerwiegenden internationalen Konjunkturprobleme der letzten vier Jahre haben gezeigt , wie anfällig kapitalgedeckte Vorsorgemodelle gegenüber Finanzkrisen und Wirtschaftsabschwüngen sind . Dies hat auch verdeutlicht , wie wichtig wirksame Regelungsrahmen zur Sicherung der privaten Altersvorsorge sind . In einigen Bereichen der ergänzenden Altersvorsorge gibt es Verbesserungspotenzial : Die Qualität von Finanzprodukten für die individuelle Altersvorsorge , die wie die Systeme der dritten Säule nicht an die Erwerbstätigkeit gebunden sind , muss verbessert werden . Bessere Informationen und mehr Schutz für Konsumentinnen und Konsumenten können das Vertrauen von Arbeitskräften und Investoren in die Finanzprodukte für die Altersvorsorge stärken . Wenn Arbeitnehmer durch Umzug in einen anderen Mitgliedstaat Gefahr laufen , einen erheblichen Teil ihrer Ruhestandsansprüche zu verlieren , wird sich dies negativ auf die Mobilität und Arbeitsmarktflexibilität – wichtige Faktoren für das Wirtschaftswachstum – auswirken . Ruhestandsansprüche müssen „ übertragbar “ sein . Eine Pensions- / Rentendokumentation und Aufzeichnungsdienste , wie es dies in einigen Mitgliedstaaten bereits gibt , könnten den Bürgerinnen und Bürgern in der EU die Vorteile einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit konkret vor Augen führen , in dem sie genaue und aktuelle Informationen über ihre Ruhestandsansprüche mit einer Vorausberechnung ihres Einkommens nach der Pensionierung aus der gesetzlichen und betrieblichen Altersversorgung abfragen können . Frauen haben derzeit weniger Möglichkeiten , zusätzlich für ihr Alter vorzusorgen als Männer , und dem ist Abhilfe zu schaffen . Textfeld 4.1 : Angemessene , sichere und nachhaltige Pensionen und Renten in der gesamten EU Olli Rehn Vizepräsident der Europäischen Kommission , zuständig für Wirtschaft und Währung und den Euro Dass die Europäerinnen und Europäer , hoffentlich bei guter Gesundheit , immer länger leben , ist eine große Errungenschaft für die Gesellschaft und sollte nicht als Bedrohung gesehen werden . Die größte Herausforderung der EU ist nicht die Überalterung , sondern die Regelung des Ruhestandsalters , die noch auf europäischen Sozialmodellen von gestern beruht , die nicht zukunftsfähig sind . Im Rahmen der Rentenpolitik durchgeführte Reformen legen nahe , dass fiskalische Nachhaltigkeit für die meisten Mitgliedstaaten zwar machbar ist , bis dahin jedoch noch einiges zu tun ist . Es geht jetzt verstärkt darum , das Bild der Öffentlichkeit von Ruhestandseinkommen und ihrer künftigen Zusammensetzung mit dem in Einklang zu bringen , was die reformierten Systeme letztlich bieten , um so einen anhaltenden Erfolg der durchgeführten Reformen zu gewährleisten und den Menschen die Möglichkeit zu geben , ihr Leben im Ruhestand zu gestalten und entsprechend anzupassen . Eine zentrale Herausforderung ist jetzt , die Verlängerung der Lebensarbeitszeit so zu organisieren , dass sie eine doppelte Dividende abwirft : höheren Lebensstandard und Fortschritte im Hinblick auf nachhaltige öffentliche Finanzen . http : / / bit.ly / KWCdtL Michel Barnier Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen Uns allen sind die demografischen Trends bekannt , die uns zum Handeln zwingen , wenn wir den Rentnerinnen und Rentnern von morgen eine angemessene Altersversorgung garantieren wollen . Wir wollen den Binnenmarkt stärken , um Unternehmen und Arbeitnehmern größere Wahlmöglichkeiten im Bereich der betrieblichen Altersversorgung zu bieten . Betriebsrenten werden in der Regel vom Arbeitgeber in Form einer aufgeschobenen Vergütung gewährt . Für die Unternehmen sind sie ein Instrument , mit dem sich die Kosten einer Personalrotation reduzieren und die Produktivität steigern lassen . Für Unternehmen , die in mehreren europäischen Ländern operieren , könnte es interessant sein , ihre Betriebsrentensysteme , ganz oder teilweise , unter dem Dach eines einzigen Pensionsfonds zusammenzuführen . Dennoch sind von den 120 000 in Europa bestehenden Pensionsfonds nur 84 grenzüberschreitend tätig . Wir wollen Größenvorteile , eine Diversifizierung der Risiken sowie Innovationen fördern und es so den Unternehmen ermöglichen , ihre Kosten zu senken und die Verwaltung ihrer Pensionsfonds zu vereinfachen . Damit würde Kapital für die Finanzierung produktiver Investitionsvorhaben frei . Was die Nachfrageseite betrifft , wünschen die Arbeitnehmer Information und Beratung in Rentenfragen , damit sie ihren Lebensstandard lebenslang aufrechterhalten können . http : / / bit.ly / zCb6P8 Die Rolle der Europäischen Union Die Strategie Europa 2020 bringt eine stärkere Koordinierung der nationalen Politiken und bietet einen Rahmen für die Überprüfung der Renten- und Pensionssysteme . Renten und Pensionen sind nicht nur eine wichtige Einkommensquelle für viele Bürgerinnen und Bürger der EU , sie sind auch einer der größten Posten der öffentlichen Ausgaben . Aus diesen beiden Gründen sind sie ein Thema von gemeinsamem Interesse für alle Mitgliedstaaten . Der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf die Renten und Pensionen stellt die EU vor große Herausforderungen , weil sie starken Einfluss auf das Wirtschaftswachstum , die öffentlichen Finanzen und die soziale Lage haben . Diese allgemeine Sorge wurde durch die aktuelle Wirtschafts- und Finanzkrise noch verstärkt . Umlagefinanzierte Systeme leiden unter den sinkenden Beschäftigungszahlen und den damit geringeren Pensions- bzw. Rentenbeiträgen . Kapitalgedeckte Systeme kämpfen mit sinkenden Vermögenswerten und niedrigeren Renditen . Die nationale Politik zur Erreichung der Ziele und Vorgaben der Strategie Europa 2020 wird auf EU-Ebene , insbesondere im Rahmen des „ Europäischen Semesters “ , koordiniert . Den Auftakt hierzu bildet die Vorlage des Jahreswachstumsberichts durch die Kommission , anhand dessen der Ministerrat und der Europäische Rat die kurz- und mittelfristigen politischen Prioritäten erörtern . Anschließend arbeiten die Mitgliedstaaten ihre Stabilitäts- bzw. Konvergenzprogramme ( für Mitglieder des Euro-Raums bzw. Nichtmitglieder ) und nationalen Reformprogramme aus . Die Situation in den einzelnen Mitgliedstaaten und in der EU insgesamt wird von einer Reihe von Gremien , darunter der Ausschuss für Wirtschaftspolitik , der Ausschuss für Sozialschutz und der Beschäftigungsausschuss , untersucht , die sich in den letzten Jahren alle intensiv mit den Themen aktives Altern und Rentenreform auseinandergesetzt haben . Abgeschlossen wird das Europäische Semester mit der Annahme der länderspezifischen Empfehlungen , die von der Kommission vorgeschlagen , vom Ministerrat angepasst und gebilligt und vom Europäischen Rat bestätigt werden . Diese Empfehlungen werden dann von den einzelnen Mitgliedstaaten bei der Ausarbeitung der nationalen Haushalte und Politik berücksichtigt . Die Europäische Kommission anerkannte in den Jahreswachstumsberichten für 2011 und 2012 , dass sich Pensionen und Renten zunehmend zu einer Frage von allgemeinem Interesse entwickeln , und wies auf die Bedeutung hin , ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Berufs- und Ruhestandsjahren und der Förderung der Zusatz-Altersvorsorge zu gewährleisten . Im Einzelnen empfahl die Kommission : Koppelung des Ruhestandsalters an die steigende Lebenserwartung ; Einschränkung des Zugangs zu Frühpensions- bzw. -rentensystemen und anderen Möglichkeiten eines frühen Erwerbsaustritts ; Förderung der Verlängerung der Lebensarbeitszeit durch besseren Zugang zu lebenslangem Lernen , Anpassung der Arbeitsplätze an die Bedürfnisse einer Belegschaft mit höherer Diversität , Ausbau von Beschäftigungschancen für ältere Arbeitskräfte und Unterstützung des aktiven und gesunden Alterns ; Angleichung des Ruhestandsalters für Frauen und Männer ; Förderung des Ausbaus der Zusatz-Altersvorsorge , um das Ruhestandseinkommen zu erhöhen . Die Kommission betonte , dass die erfolgreiche Umsetzung der Renten- und Pensionsreformen gemäß diesen Vorgaben ein Beitrag zu langfristig finanzierbaren Pensions- und Rentensystemen ist , was wiederum den Mitgliedstaaten hilft , ihren Bürgerinnen und Bürgern ein angemessenes Alterseinkommen zu bieten . Die Kernthemen der länderspezifischen Empfehlungen waren : tatsächliches Ruhestandsalter anheben ; frühzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt verhindern ; negative steuerliche Arbeitsanreize für Arbeitnehmer im Ruhestandsalter aufheben ; Koppelung der Rentenanspruchsalter an die Lebenserwartung erwägen ; Armutsrisiken für Menschen im Ruhestand entgegenwirken . Die Hauptverantwortung für den Bereich Pensionen und Renten liegt bei den Mitgliedstaaten . Der Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union verpflichtet die EU jedoch , die Tätigkeiten der Mitgliedstaaten im Bereich des Sozialschutzes zu unterstützen und zu ergänzen ( Artikel 153 ) und bei der Festlegung und Durchführung ihrer Politik einen angemessenen Sozialschutz zu berücksichtigen ( Artikel 9 ) . Die EU verfügt über eine Reihe von Politikinstrumenten , die zur Förderung von angemessenen , sicheren und nachhaltigen Pensionen und Renten beitragen können . Das im Sommer 2010 von der Europäischen Kommission vorlegte Grünbuch „ Angemessene , nachhaltige und sichere europäische Pensions- und Rentensysteme “ stärkte die Rolle der EU im Rahmen der Rentenreform und -politik und schlug einen umfassenderen Ansatz vor . Dieses Papier stieß eine Debatte darüber an , wie die EU den Mitgliedstaaten am besten helfen könnte , Renten für eine alternde Bevölkerung zu gewährleisten , und wies darauf hin , dass die Ziele Angemessenheit , Sicherheit und Nachhaltigkeit gemeinsam angegangen werden müssen . Die Schlussfolgerungen der Kommission aus den anschließenden Konsultationen sind in das im Februar 2012 veröffentlichte Weißbuch eingeflossen . Darin wird für die nächsten Jahre eine Reihe von EU-Maßnahmen vorgeschlagen , um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Lebensarbeitszeit und Ruhestand herzustellen und die private Zusatz-Altersvorsorge auszubauen ( siehe weiter oben ) . Die EU hat keine Legislativbefugnisse , was die Gestaltung von Renten- und Pensionssystemen in den Mitgliedstaaten betrifft , sie kann jedoch Rechtsvorschriften zu Fragen erlassen , die das Funktionieren des Binnenmarkts betreffen ( Personenfreizügigkeit , Dienstleistungsfreiheit , Konsumentenschutz ) , um Diskriminierung ( insbesondere aufgrund des Geschlechts und des Alters ) zu verhindern und die Rechte von Arbeitskräften zu schützen . Die EU hat Kompetenzen für die Regulierung einiger Aspekte der privaten Altersvorsorge , und es gibt in diesem Bereich bereits zwei Richtlinien : die Richtlinie von 2008 über den Schutz der Arbeitnehmer bei Zahlungsunfähigkeit des Arbeitgebers und die Richtlinie von 2003 über die Tätigkeiten und die Beaufsichtigung von Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung ( IORP ) . Die IORP-Richtlinie wird gerade überprüft , um die grenzüberschreitende Tätigkeit der Träger der betrieblichen Altersvorsorge zu erleichtern und ihre Überwachung zu modernisieren . Was die Finanzierung anbelangt , so stellt der Europäische Sozialfonds im Zeitraum von 2007 bis 2013 1 Mrd. EUR bereit , die direkt in Maßnahmen zur Förderung des aktiven Alterns und der Verlängerung der Lebensarbeitszeit fließt . Ältere Arbeitnehmer können auch an aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen teilnehmen , für die etwas mehr als 15 % der ESF-Gesamtmittel für den laufenden Programmplanungszeitraum in Höhe von 75 Mrd. EUR vorgesehen sind . Die EU spielt auch eine wichtige Rolle bei der Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit , um zu gewährleisten , dass Einwohner der EU sowie von Island , Liechtenstein , Norwegen und der Schweiz Sozialversicherungsschutz genießen , auch wenn sie in ein anderes Land umziehen , um dort zu arbeiten oder zu leben . Jeder Mitgliedstaat kann selbst darüber entscheiden , wer nach seinen Rechtsvorschriften versichert ist und welche Leistungen unter welchen Bedingungen gezahlt werden . Die EU-Koordinierung sorgt jedoch dafür , dass es klare Regeln gibt , die für jede einzelne Person bestimmen , die Vorschriften welchen Landes für sie gelten und wo sie ihre Sozialabgaben zahlen muss . Jede Person hat die gleichen Rechte und Pflichten wie die Staatsangehörigen des Landes , dessen Rechtsvorschriften sie unterliegt ( das ist der sogenannte Grundsatz der Gleichbehandlung bzw. der Nichtdiskriminierung ) . Wenn ein Leistungsanspruch geltend gemacht wird , werden außerdem auf der Grundlage eines Informationsaustauschs zwischen den Sozialversicherungsbehörden der betreffenden Staaten etwaige , in anderen Ländern zurückgelegte Versicherungs- , Beschäftigungs- oder Wohnzeiten berücksichtigt . Wenn eine Person Anspruch auf eine Geldleistung aus einem Land hat , kann sie diese im Allgemeinen auch dann beziehen , wenn sie in einem anderen Staat wohnt ( das ist der sogenannte Grundsatz der Exportierbarkeit ) . In Bezug auf Pensionen und Renten sehen die EU-Koordinierungsvorschriften zur sozialen Sicherheit vor , dass die Versicherungsakte einer Person in jedem Land , in dem sie gewohnt oder gearbeitet hat , aufbewahrt wird . Jedes Land , in dem die Person mindestens ein Jahr versichert war , zahlt ihr eine Altersrente oder -pension , wenn das in dem betreffenden Land geltende Renten- bzw. Pensionsalter erreicht wurde . Wenn jemand beispielsweise in drei Ländern ( jeweils länger als ein Jahr ) gearbeitet hat , erhält er oder sie drei separate Altersrenten , die in den einzelnen Ländern anhand der Versicherungsakte berechnet werden : Von jedem Land erhält er oder sie einen Betrag entsprechend der Länge des dort bestehenden Sozialversicherungsschutzes . Ein System für den elektronischen Austausch von Sozialversicherungsdaten ( EESSI ) wird gerade aufgebaut , um den Sozialversicherungsträgern in der gesamten EU einen schnelleren und sichereren Informationsaustausch zu ermöglichen . Um die Mobilität in und aus Drittstaaten zu erleichtern , führt die EU auch Verhandlungen über Bestimmungen für die Koordinierung der sozialen Sicherheit . Das Weißbuch von Februar 2012 kam zu folgendem Schluss : „ Die aktuelle Staatsschuldenkrise zeigt , wie wichtig es für die Europäische Union als Ganzes ist , dass jeder einzelne Mitgliedstaat die aktuellen Herausforderungen seines Ruhestandssystems erfolgreich bewältigt . Deshalb müssen die Renten- und Pensionsreformen im Rahmen der Strategie Europa 2020 auch weiterhin systematisch überprüft werden . Wir brauchen einen stärker europäisch ausgerichteten Ansatz , angelehnt an die wiederholten Schlussfolgerungen des Europäischen Rates , in denen eine engere wirtschaftspolitische Koordinierung gefordert wird , um die Herausforderungen in Bezug auf unsere Ruhestandssysteme zu meistern . ( ... ) Die Ruhestandssysteme müssen durch die Förderung des aktiven Alterns zum Wachstum in Europa beitragen , gleichzeitig jedoch ein angemessenes und nachhaltiges Instrument sowie ein Kernstück des europäischen Sozialmodells bleiben , um den Lebensstandard für ältere Menschen in Europa aufrechtzuerhalten . “ KAPITEL 5 Schlussfolgerungen Europa tritt in eine absolut neue Phase ein , in der erstmals die Anzahl der älteren Menschen die der jüngeren übersteigen wird . Der Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter könnte dazu führen , dass das Wirtschaftswachstum ins Stocken gerät , der Lebensstandard sinkt , die Pensions- und Rentensysteme finanziell untragbar und die Ruhestandseinkommen deutlich gekürzt werden . Diese Konsequenzen sind nicht unvermeidlich . Dazu muss aber schon jetzt mit Gegenmaßnahmen begonnen werden , denn die demografische Revolution , die schon seit geraumer Zeit im Gange ist , wird sich in den nächsten Jahrzehnten beschleunigen . Die zur Bewältigung der Herausforderungen einer rückläufigen Erwerbsbevölkerung erforderlichen Veränderungen sind an sich durchaus positiv . Die notwendige Steigerung der Produktivität verleiht dem Ziel , das Qualifikations- und Bildungsniveau in allen Altersstufen hochzuschrauben und die Systeme des lebenslangen Lernens auszubauen , neuen Elan . Die gebotene Anhebung der Beschäftigungsquote erhöht den Handlungsbedarf , die Erwerbslosigkeit durch die Priorisierung der Schaffung von Arbeitsplätzen und die Bekämpfung der Ursachen struktureller Arbeitslosigkeit zu senken . Und die Bemühungen , die Vereinbarkeit von Beruf , Familie und Betreuungsaufgaben zu verbessern , erhalten so frischen Wind . All dies läuft darauf hinaus , dass Europa einen dynamischen und wirklich integrativen Arbeitsmarkt entwickeln muss , in dem benachteiligte Gruppen jeder Art zu gleichen Bedingungen und ohne Diskriminierung Arbeit finden können : Vorurteile , die schon immer Ursache persönlicher Ungerechtigkeit und ein gesellschaftliches Problem waren , wären jetzt einfach wirtschaftlich unklug . Die Bekämpfung von sozialer Ausgrenzung und Armut , indem wir mehr Menschen in produktive Beschäftigung bringen , leistet einen gesamtgesellschaftlichen Beitrag zur Bewältigung des demografischen Wandels . Der Zugewinn an Lebenszeit ist noch erfreulicher , wenn ältere Menschen die Rahmenbedingungen haben , die ihnen ermöglichen , ein erfülltes , gesundes und unabhängiges Leben zu führen , und sie die Gelegenheit haben , sich in die Gemeinschaft , in der sie leben , einzubringen . Eine viel größere und gesündere Gruppe älterer Menschen wird eine Nachfrage nach neuen Produkten und Dienstleistungen schaffen , was wiederum das Wirtschaftswachstum ankurbeln sollte . Länger zu arbeiten muss keine Einschränkung sein , wenn wir länger und gesünder als je zuvor leben und sich eine Verlängerung des Berufslebens , verbunden mit der Möglichkeit , die Qualifikationen zu aktualisieren , in einem höheren Ruhestandseinkommen niederschlägt . Umfragen zeigen , dass viele ältere Menschen die Möglichkeit , länger zu arbeiten , bei entsprechend kürzeren Arbeitszeiten durchaus begrüßen würden . Ein Schritt in die richtige Richtung wäre es , den Eintritt in den Ruhestand als gleitenden Prozess mit flexiblen Arbeitsregelungen zu gestalten und nicht als ein punktuelles Ereignis aufgrund einer willkürlich gesetzten Altersgrenze . Es gibt also Grund zu Optimismus . Zur Bewältigung der Herausforderungen einer alternden Gesellschaft müssen , insbesondere im Bereich Beschäftigung , neue Möglichkeiten geschaffen und der Zugang dazu erleichtert werden . Die Erhöhung der Beschäftigungsquote dient nicht nur dazu – auch wenn das durchaus notwendig ist – , das Wirtschaftswachstum zu gewährleisten . Es bedeutet , viel mehr Menschen die Möglichkeit zu geben , eine Beschäftigung aufzunehmen , um so ihr Einkommen zu steigern und ihren Lebensstandard zu erhöhen . Und es schließt auch ein , sie mit den Qualifikationen auszustatten , die sie für eine dauerhafte Karriere benötigen . Aktives Altern ist eine kohärente Strategie , die einen ganzheitlichen Ansatz erfordert . Wenn von älteren Menschen erwartet wird , länger zu arbeiten , müssen sie die Möglichkeit haben , ihre Qualifikationen dank Zugang zu lebenslangem Lernen zu aktualisieren . Die individuellen Kompetenzen , die sie in ihre Arbeit einbringen , müssen gewürdigt werden , und ihr Wunsch nach einer flexibleren Arbeitsorganisation ist , wann immer möglich , zu respektieren . Wenn Menschen später in den Ruhestand gehen , sollten sie die Möglichkeit haben , eine höhere Pension oder Rente zu erwerben . Aktives Altern funktioniert nur gemeinsam mit der Wirtschaft , nicht gegen sie . Es ist eine positive Agenda für ältere Menschen , aber auch ein Faktor für Wirtschaftswachstum und damit für die Wahrung des Lebensstandards der Gesellschaft insgesamt . Dabei ist es im Interesse aller , dass die Agenda für aktives Altern zu einem Erfolg wird . Aktives Altern folgt auch den Entwicklungen des sozialen Wandels . Die Babyboomer sind jetzt mit über 60 in den „ Bonusjahren “ , der Zeit des gleitenden Übergangs von der Vollzeitarbeit in den Ruhestand , angekommen und sind dabei gesünder , fitter und zahlreicher als jede Generation vor ihnen . Im Laufe ihrer Karriere haben sie eine Zeit des Friedens und nie da gewesenen Wohlstands in Europa und auch den Eintritt in das digitale Zeitalter , mit all den Möglichkeiten , die das Internet älteren Menschen eröffnet , erlebt . Sie haben hohe Ambitionen und Erwartungen für ihren Ruhestand . Einige der künftigen Veränderungen , die den Menschen im Ruhestand ermöglichen , ein aktiveres Leben zu führen , können daher auch als Reaktion auf die Bedürfnisse der älteren Menschen entstehen . Viele der Entwicklungen , die älteren Arbeitnehmern ermöglichen sollen , länger in Beschäftigung zu bleiben – lebenslanges Lernen , flexible Arbeitszeit und -organisation , um Betreuungsaufgaben wahrzunehmen , bessere Gesundheitsversorgung – , sind für die jüngeren Generationen gleichermaßen von Bedeutung . Einige der erforderlichen Umgestaltungen werden sich jedoch nicht einfach gestalten , insbesondere in so sensiblen Bereichen wie den Pensions- und Rentenansprüchen und beim Ruhestandsalter . Änderungen , die auf kurze Sicht umstritten , jedoch erforderlich sind , um längerfristige Probleme zu bewältigen , sind aufgrund einer an Wahlzyklen ausgerichteten Politik mitunter schwer durchzusetzen . Das Ausmaß und die Charakteristik der beispiellosen demografischen Revolution , vor der Europa jetzt steht , und die Auswirkungen auf Beschäftigung und Wachstum , den Lebensstandard , die Pensionen und Renten sowie die Lebensarbeitszeit beeinflussen in immer stärkerem Maße die EU-Politik . Aktives Altern ist ein fester Bestandteil der Strategie Europa 2020 . Die Erreichung der Ziele für 2020 – eine Beschäftigungsquote von 75 % und eine Verringerung der Anzahl der von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohten Bevölkerung um mindestens 20 Millionen – erfordert eine deutliche Erhöhung der Beschäftigungsquote älterer Menschen und eine Verbesserung ihrer Möglichkeiten , so lange wie möglich aktiv und gesund zu bleiben . Das Europäische Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen 2012 ist eine Initiative der Europäischen Kommission , um die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren , was auf dem Spiel steht und was getan werden muss . Es versucht , Akteure auf allen Ebenen zu mobilisieren , um wirksame Lösungen zu finden bzw. umzusetzen und der Agenda für aktives und gesundes Altern in allen Aspekten neuen Schwung zu verleihen . Eines der Hauptziele des Europäischen Jahres ist es , aktives Altern zu einem Projekt zu machen , für das die gesamte Gesellschaft bereit ist , sich zu engagieren . Es benötigt die volle Unterstützung nicht nur von allen Regierungsebenen , sondern auch von den Sozialpartnern , der Zivilgesellschaft und den Bürgerinnen und Bürgern . Wenn es Europa nicht gelingt , die Herausforderung des demografischen Wandels zu meistern , verliert die Gesellschaft als Ganzes . Die gesamte Gesellschaft gewinnt jedoch , wenn Europa diese Herausforderung erfolgreich bewältigt . Stimme aus dem Europäischen Parlament Ria Oomen-Ruijten , Mitglied des Europäischen Parlaments 1. Hat die EU mit dem Weißbuch über Pensionen und Renten und den länder- spezifischen Empfehlungen jetzt die zur Lösung der Rentenfrage erforderlichen politischen Instrumente ? Ziel der EU ist es , angemessene , sichere und nachhaltige Pensionen und Renten für die zunehmend „ ergrauende “ Gesellschaft zu sichern . Gesetzgebungskompetenzen hat die EU jedoch nur , wenn es um das Funktionieren des Binnenmarkts geht . Das Weißbuch stößt nicht nur eine Diskussion an , es legt auch Standards fest , von denen die Mitgliedstaaten profitieren können . 2. Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Punkte des Weißbuchs über Pensionen und Renten 2012 ? Angesichts der demografischen Entwicklungen – steigende Lebenserwartung und sinkende Geburtenraten – stehen wir vor enormen Herausforderungen . Viele Mitgliedstaaten mit umlagefinanzierten Systemen sind aktuell und in Zukunft mit enormen Kostensteigerungen konfrontiert , was eine zunehmende Belastung der Solidarität und eine schwere Bürde für die jüngere Generation bedeutet . Darüber hinaus treten junge Menschen später in den Arbeitsmarkt ein , und ältere arbeiten nicht bis zum gesetzlichen Ruhestandsalter . Die Bewältigung dieser Herausforderungen zählt zu den wichtigsten Punkten des Weißbuchs . Um eine angemessene Finanzierung sicherzustellen , ohne dabei die öffentlichen Finanzen zu stark unter Druck zu setzen , werden Zusatzvorsorgemodelle als zweite Säule vorgeschlagen . Ferner sind Maßnahmen zur Sensibilisierung und für mehr Transparenz von großer Bedeutung . Wir müssen auch , und hier spielt die EU eine wichtige Rolle , die grenzüberschreitenden Probleme anpacken . In der heutigen Zeit ist Flexibilität und Mobilität von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gefragt . Mobiles Verhalten muss daher belohnt und nicht bestraft werden . Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Suche nach bewährten Verfahren , um die Menschen länger im Arbeitsleben zu halten . 3. Sind die Anstrengungen der EU zur Förderung und Unterstützung des aktiven Alterns ausreichend ? Wie bereits erwähnt , stehen wir vor enormen Herausforderungen . Die zentrale Aufgabe wird meines Erachtens sein , gesundes und aktives Altern in der europäischen Bevölkerung zu fördern . Wenn sich ältere Menschen länger guter Gesundheit erfreuen , bedeutet das für sie eine bessere Lebensqualität und die Möglichkeit , aktiv zu bleiben . Eine gesunde alternde Bevölkerung würde die Gesundheitssysteme entlasten und dazu beitragen , dass weniger Menschen krankheitsbedingt aus dem Beruf ausscheiden . Dies würde sich auch positiv auf das Wirtschaftswachstum in Europa auswirken . Der Solidarität zwischen den Generationen wird in den kommenden Jahren größte Bedeutung zukommen . Ein aktiver Dialog und ein offener Blick für die Sorgen und Anliegen der jungen und der älteren Generation sind dabei enorm wichtig . Die EU hat jetzt , gemeinsam mi den europäischen Regierungen , die Modernisierung und Reformierung ihrer Systeme der sozialen Sicherheit in Angriff genommen , damit ist es jedoch nicht getan . 4. Die demografische Schieflage ist nicht allein auf die Bevölkerungsalterung zurückzuführen . Wie sollten Ihrer Ansicht nach Fragen wie Kinderkriegen , Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben , Migration oder regionale Dynamiken hinsichtlich Bevölkerungsbewegungen in der EU-Politik und -Governance Niederschlag finden ? Wir brauchen jeden und jede auf dem Arbeitsmarkt . Die Menschen müssen in der Lage sein , länger zu arbeiten , aber wir müssen auch alle Bürgerinnen und Bürger einbeziehen . Das bedeutet , dass wir mehr denn je die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben fördern müssen , was letztlich allen zugutekommt . Weitere Informationen Europäische Kommission , Demografiebericht 2010 : http : / / bit.ly / uplLby European Commission , Ageing Report 2012 ( Bericht über die Bevölkerungsalterung ) : http : / / bit.ly / KvXThz Europäische Kommission , Koordinierung der Sozialversicherungssysteme in der EU : http : / / bit.ly / aJqZnU Europäische Kommission , Weißbuch zu angemessenen , sicheren und nachhaltigen Pensionen und Renten ( 2012 ) : http : / / bit.ly / ybWE6R Europäische Kommission , Vorschläge für länderspezifische Empfehlungen 2012 : http : / / bit.ly / L4YfII Eurostat , Glossar der Begriffe aus der Bevölkerungsstatistik : http : / / bit.ly / JL5erv Eurostat , Active ageing and solidarity between generations : A statistical portrait of the European Union 2012 ( Aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen : Ein statistisches Porträt der Europäischen Union 2012 ) : http : / / bit.ly / yUtFaq Europäische Innovationspartnerschaft „ Aktives und gesundes Altern “ : http : / / bit.ly / JGY22k Das Europäische Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen 2012 : http : / / europa.eu / ey2012 OECD , Renten auf einen Blick 2011 , Bericht : http : / / bit.ly / ibpTMj Künftig erscheinende Leitfäden Sozialwirtschaft und soziales Unternehmertum ( Dezember 2012 ) Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen ( Juni 2013 ) ESF und andere Finanzierungsinstrumente ( Dezember 2013 ) Soziale Integration ( Juni 2014 ) GLOSSAR Altenquotient Das Verhältnis zwischen der Bevölkerung im Alter ab 65 Jahren und der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter . Arbeitslosenrate Die Anzahl der Personen , die nicht in Beschäftigung sind , aber dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und Arbeit suchen ; als Prozentsatz der Erwerbsbevölkerung ( Beschäftigte und Erwerbslose ) ausgedrückt . Belastungsquotient der Erwerbsbevölkerung Verhältnis zwischen der Gesamtzahl der wirtschaftlich inaktiven Personen ( d. h. Personen , die nicht arbeiten , weil sie arbeitslos , im Ruhestand , Kinder , in Vollzeitausbildung oder aus einem anderen Grund aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind ) und der Gesamtzahl der Erwerbstätigen . Beschäftigungsquote Die Anzahl der Erwerbstätigen als ein Anteil an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter , ausgedrückt in Prozent . Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter Die Gesamtbevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren ( Definition der Altersspanne kann zwischen 15 und 65 variieren ) . ( Brutto- ) Geburtenziffer Das Verhältnis der Anzahl der Geburten in einem Jahr zur durchschnittlichen Bevölkerung im selben Jahr . Der Wert wird in 1 000 Einwohner ausgedrückt . Europäisches Semester Ein jährlicher Zyklus für die Koordinierung der Wirtschaftspolitik in der EU , der mit der Vorlage des Jahreswachstumsberichts ( gegen Ende des Kalenderjahres ) durch die Kommission eingeleitet und mit der Annahme der länderspezifischen Empfehlungen durch den Rates ( Juni / Juli ) abgeschlossen wird . Fruchtbarkeitsrate Die Gesamtfruchtbarkeitsziffer ist definiert als die mittlere Anzahl lebend geborener Kinder , die eine Frau im Verlauf ihres Lebens gebären würde , wenn sie im Laufe ihres Gebärfähigkeitsalters den altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern der betreffenden Jahre entsprechen würde . Die altersspezifische Fruchtbarkeitsziffer oder die Fruchtbarkeitsziffer nach Alter der Mutter ist die Zahl der von x-jährigen Frauen geborenen Kinder ( Geburten ) im Verhältnis zur durchschnittlichen weiblichen Bevölkerung desselben Alters . Lebenserwartung bei der Geburt Die mittlere Anzahl der Jahre , die ein Neugeborenes voraussichtlich leben kann , wenn die zu diesem Zeitpunkt bestehenden Sterbebedingungen während seines ganzen Lebens bestehen bleiben ( altersspezifische Sterbewahrscheinlichkeit ) . Produktivität Bruttowertschöpfung , die meist je Beschäftigtem oder je geleisteter Arbeitsstunde gemessen wird . Strukturelle Arbeitslosigkeit Arbeitslosigkeit , die aus einem Missverhältnis zwischen der Nachfrage nach Arbeitskräften und dem Angebot an erforderlichen Arbeitskräften ( z. B. durch das Fehlen notwendiger Qualifikationen ) resultiert . Sie kann auch entstehen , wenn unzureichende Anreize für Erwerbspersonen bestehen , verfügbare Stellen anzunehmen . Ihr Ausmaß und ihre Veränderung im Zeitverlauf kann durch das Verhältnis zwischen Arbeitslosigkeit und der Zahl der offenen Stellen oder die Beveridge-Kurve charakterisiert werden , die das Verhältnis zwischen der Arbeitslosenquote und der Anzahl der offenen Stellen innerhalb eines bestimmten Zeitraums beschreibt . Europäische Kommission Demografie , aktives Altern und Renten – Leitfaden Soziales Europa , Band 3 Luxemburg : Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union Der Leitfaden Soziales Europa ist eine halbjährlich erscheinende Veröffentlichung , deren Ziel es ist , nicht nur einem Fachpublikum , sondern auch der interessierten Öffentlichkeit einen Überblick über verschiedene Bereiche der EU-Politik auf dem Gebiet von Beschäftigung , Soziales und Integration zu verschaffen . Er befasst sich mit den Kernfragen und Herausforderungen , erläutert politische Maßnahmen und Instrumente auf EU-Ebene und gibt Beispiele für bewährte Verfahren von EU-Mitgliedstaaten . Darüber hinaus stellt er Ansichten der Ratspräsidentschaft und des Europäischen Parlaments zu diesem Thema vor . Der dritte Teil dieser Reihe gibt einen Überblick über die wichtigsten demografischen Entwicklungen , vor denen Europa steht , wie die Bevölkerungsalterung , der Rückgang der Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter und die Abnahme der Geburtenrate . Darin werden die Maßnahmen der EU zur Förderung des aktiven Alterns beschrieben und die politischen Anstrengungen der EU erläutert , um für die kommenden Jahrzehnte angemessene , sichere und nachhaltige Pensionen und Renten sicherzustellen . Die Druckausgabe dieser Veröffentlichung ist in Deutsch , Englisch und Französisch erhältlich . WO ERHALTE ICH EU-VERÖFFENTLICHUNGEN ? Kostenlose Veröffentlichungen : über den EU Bookshop ( http : / / bookshop.europa.eu ) ; bei den Vertretungen und Delegationen der Europäischen Union . Die entsprechenden Kontaktdaten finden sich unter http : / / ec.europa.eu oder können per Fax unter der Nummer + 352 2929-42758 angefragt werden . Kostenpflichtige Veröffentlichungen : über den EU Bookshop ( http : / / bookshop.europa.eu ) ; Kostenpflichtige Abonnements ( wie das Amtsblatt der Europäischen Union oder die Sammlungen der Rechtsprechung des Gerichtshofs der Europäischen Union ) über eine Vertriebsstelle des Amts für Veröffentlichungen der Europäischen Union ( http : / / publications.europa.eu / eu _ bookshop / index _ de.htm ) . Sind Sie an den Veröffentlichungen der Generaldirektion Beschäftigung , Soziales und Integration interessiert ? 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